Wie wünscht ihr euch die Erde in 40 Jahren? Auf Anhieb nicht ganz einfach zu beantworten. 85 junge Visionäre durften in Berlin gemeinsam mit Politikern Wahrsager spielen - mit dem Ziel, die Welt zu retten.
31. März 2011 - 13:35 von SPIESSER-Autorin margarine.
Jetzt wird diskutiert: Junge Visionäre im
Gespräch mit Franz Müntefering (SPD).
Ein bisschen erinnert das Ganze an Speeddating. Oder an die Reise nach Jerusalem. 48 Menschen wandern durch den Raum, suchen sich ein Plätzchen in den zwei großen Stuhlkreisen, die sich gegenüber stehen. Manche grüßen ihr neues Gegenüber ein bisschen schüchtern. Dann geht es los, lautes Gemurmel. Immer wieder fliegen Wortfetzen durch den Raum: „Atomausstieg“, „Elektroautos“ und „gerechtere Verteilung von Lebensmitteln“ hört man da.
Martin Eberle, 18 Jahre alt und aus Tübingen, sitzt einem dunkelhaarigen Mädchen mit Pferdeschwanz gegenüber. „Je abhängiger die einzelnen Staaten voneinander sein werden, desto weniger Krieg wird es geben“, erklärt er gerade. Dabei zupft er an seinem roten Schal. Er spricht schnell. Seine Zukunftsvision für 2050 ist ziemlich ausführlich, und er hat nur siebeneinhalb Minuten Zeit, sie dem Mädchen zu erklären. Das sieht ihn mit hochgezogenen Brauen an, nickt, stellt ab und zu eine Frage.
Martin ist einer von 85 Visionären im Alter von 15 und 33 Jahren, die der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), der im Auftrag der Bundesregierung arbeitet, zu einem Zukunftsworkshop eingeladen hat. „Dialoge-Zukunft-Visionen 2050“ heißt das Ganze. Direkt am Brandenburger Tor haben sie sich insgesamt drei Tage lang überlegt, was sie sich für die Welt im Jahr 2050 wünschen – und konnten ihre Visionen zum Schluss Bundespolitikern vorstellen. Vorher haben die Teilnehmer sich aber gegenseitig in die Karten geschaut – zum Beispiel bei der Übung „Kugellager“, in der Martin seine Ideen anderen Visionären präsentiert.
Halbzeit
Ein Glöckchen bimmelt. Das Gemurmel wird leiser. „HALBZEIT!“ ruft eine Frau, die in der Mitte der Stuhlkreise steht. Martin spricht noch schneller, drei Sätze möchte er noch loswerden. Jetzt ist das Mädchen gegenüber dran. Michaela Aurenz ist 26 Jahre alt und aus Ludwigsburg gekommen, um von ihrer Vision zu erzählen – wie Deutschland aussehen soll, wenn sie 60 Jahre alt ist. Eine Weltsprache für alle soll es dann geben, damit jeder sich versteht. Das Ende aller Integrationsprobleme also. Gerade ist sie richtig in das Theman eingestiegen, da bimmelt das Glöckchen wieder.
Rat für Nachhaltige Entwicklung
Geschmolzene Polkappen, überflutete Landmassen, Vulkanausbrüche und Wirbelstürme an der Tagesordnung. Keine schöne Vorstellung. Aber eine mögliche Zukunftsvision. Damit die Welt 2050 nicht so aussieht, müssen die Menschen nachhaltiger Leben, also so, dass es der Natur nicht zu sehr schadet. Genau damit beschäftigt sich in Deutschland der Rat für nachhaltige Entwicklung, kurz RNE. Er wurde 2001 zum ersten Mal von der Bundesregierung berufen. Das Ziel dieser „nachhaltigen Entwicklung“ ist also, dass auch die nächsten Generationen noch möglichst sorgenfrei auf der Erde leben können.
Mehr erfahrt ihr hier.
Eine Viertelstunde ist vorbei. Stühle rücken, die Leute auf dem inneren Stuhlkreis stehen auf und schauen sich um. Jetzt wird Partner gewechselt – Speeddating für Ideen eben. Martin rutscht vier Stühle weiter, lächelt sein neues Gegenüber an und holt Luft. Die gleiche Geschichte nochmal. Aber jetzt geht es in eine andere Richtung – er redet von Lebensmitteln statt von Staatsverträgen. „Je mehr heimisches Essen gekauft wird, desto besser“, findet Martin, „so braucht man weniger Transporte, produziert also auch weniger CO2. Und das Essen wird billiger.
Sich gegenseitig in kürzester Zeit die eigenen Visionen vorzustellen und anschließend darüber zu diskutieren – das verbirgt sich also hinter dem Namen „Kugellager“. Das ist nur eine von vielen Übungen, die die jungen Visionäre auf dem Zukunftsworkshop des RNE machen. Ganz normale Leute aus ganz Deutschland sind das. Manche gehen noch zur Schule, manche studieren oder machen eine Ausbildung, manche sind schon mitten im Beruf. Sie motivieren sich gegenseitig, dikutieren und bringen sich so auf neue Ideen. „Um die Ecke denken“ heißt das Stichwort. Allerdings kann nicht jeder dabei sein, man muss von einem Unternehmen, einer Universität oder einem Politiker nominiert sein, um seine Vision mit nach Berlin bringen zu dürfen. Dabei zählen keine guten Noten, sondern gute Ideen – und Engagement für die Zukunft.
Am Ende des zweiten Workshop-Tages hat Martin seine Zukunftsvision zu Ende getüftelt. Herausgekommen sind drei Seiten, eng mit Computer beschrieben. Aber nicht nur das. An den Wänden hängen bunte Plakate, bemalt und beklebt, die die Visionäre zusammen gebastelt haben. Autos mit Steckdosen sind da drauf, Scherenschnitte von Menschen, die sich an den Händen halten, und durchgestrichene Atomzeichen. Am nächsten Tag werden die Konzepte mehreren Bundespolitikern vorgestellt. Und: Im Idealfall wird Martins Idee, die er im Kugellager weitergesponnen hat, in die neugefasste Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung mit einfließen.
Text: Anna Riemann
Fotos: Rat für Nachhaltige Entwicklung
Die Teilnehmer der Zukunftskonferenz haben unterschiedlichste Visionen für eine bessere Welt 2050. Was genau ihnen im Kopf rumspukt? Erfahrt mehr in unserer Bildergalerie.
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