Der Wirtschaft des jungen EU-Staates Kroatien geht es nicht gut. Einige gut ausgebildete junge Leute trotzen der Krise, indem sie sich selbstständig machen. SPIESSER-Autor Theo hat mit dreien von ihnen gesprochen.
03. July 2013 - 09:32 SPIESSER-AutorIn anonymer Nutzer.
Der Kroate Marko Pavlović macht Vorschüler süchtig – mit einem bunten 3D-Puzzle, das er 2006 als Abschlussarbeit seines Designstudiums an der Uni Zagreb abgab. Doch selbst Erwachsene konnten dem runden Ball namens "Oblo" kaum widerstehen. Das Prinzip dieser Erfindung ist schwer zu beschreiben. Es geht darum, sich drehende Teile verschieden großer Kugeln so durch Öffnungen zu bekommen, dass man den Ball nach und nach "schält".
Bruttoinlandsprodukt (BIP): 44 Mrd. Euro, (EU-27: 12.901 Mrd. Euro) Wachstumsrate: -2,0 Prozent (EU-27: -0,3 Prozent) Ausgaben für Forschung und Entwicklung: 0,75 Prozent des BIP (EU-27: 2,03 Prozent des BIP) Beschäftigte im Dienstleistungssektor : 61,4 Prozent (EU-27: 70,5 Prozent) Beschäftigte in der Landwirtschaft: 10,9 Prozent (EU-27: 5,0 Prozent)
Dass seine Abschlussarbeit an der Uni ein Erfolg wird, ließ sich damals nicht absehen. Doch dann griff ein Lizenznehmer zu. Pavlovićs "Oblo" wird heute in China gefertigt und weltweit verkauft.Kann sein Erfolg als selbstständiger Designer ein Vorbild sein? „Wenn du eine gute Idee hast und du die Möglichkeit hast, dein Geld und deine Zeit zu investieren, dann solltest du es auf jedenfalls versuchen“, meint der 32-Jährige. „Ich würde mir wünschen, dass die Kommission sieht, dass Selbstständigkeit ein brauchbares Rezept gegen Jugendarbeitslosigkeit sein kann.“ Man solle jungen Leuten die Möglichkeit geben, eigene Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Doch auch Pavlović zweifelt daran, ob jeder kroatische Absolvent jedes Studienfachs dazu in der Lage ist.
Im Kommen: Dienstleistungen
Im Bereich der Dienstleistungen versuchen die Zagreberinnen Ana Burica und Josipa Majić ihr Glück, anders als Designer Pavlović ganz ohne einen Investor. Die beiden BWL-Studentinnen vermarkten eine Kliniksoftware, die Ärzte bei der Behandlung ihrer Patienten unterstützen soll, indem der Computer individuell zugeschnittene Behandlungen vorschlägt. Dafür werden Daten der Patienten gesammelt und von Buricas und Majićs Firma analysiert, „nach den Vorgaben der Datenschutzgesetze“, wie die beiden versichern. Details zum geschäftlichen Erfolg sind vertraulich, gerade erst habe man die Gewinnschwelle erreicht.
Nichtsdestotrotz packen die beiden im Moment Umzugskartons und ziehen mitsamt ihrer Firma nach London, um ihre Produkte weiterzuentwickeln. Auch Berlin hätten sie sich angesehen, doch in London seien die Möglichkeiten für ein Start-up wie das ihre einfach am besten. Die Infrastruktur und die Kontakte seien dort viel besser. Dass der Firmensitz in Kroatien bleibe, verschaffe ihnen gleichzeitig einen Vorteil im Wettbewerb: Designer und Entwickler in Kroatien anzuheuern sei nun einmal viel billger.
Heil in der Flucht?
Polančec: Langsamkeit als Problem?
Gut ausgebildete Menschen, die in Scharen das Land verlassen: Tut das Kroatien gut? Matija Polančec, 33, ist Professor für Soziologie an Anas und Josipas Universität. Er arbeitet an einem Projekt zu akademischer Mobilität. Den EU-Beitritt hält er für verfrüht. „Unser langsames Tempo wird für die EU zum Problem werden. Der Balkan hat ein anderes Temperament.“ Ökonomisch sieht eher ein Problem darin, dass bulgarische und rumänische Arbeiter auf den kroatischen Markt drängen – die auswandernden Kroaten würden früher oder später immer in die Heimat zurückkehren.
Tatsächlich treibt auch die jungen BWL-Studentinnen die Liebe zur Heimat um. Ana und Josipa wollen eines Tages wieder zurück an den Stammsitz ihrer Firma in Zagreb ziehen. Sie hoffen, dass sich die wirtschaftlichen Ausgangsbedingungen in Zagreb bis dahin verbessert haben. Designer Pavlović dagegen feiert in dieser Woche den Verkaufsstart eines weiteren 3-D-Puzzles. International, versteht sich.
Dies war der zweite Beitrag unserer Mini-Serie zum EU-Beitritt Kroatiens. In der nächsten und letzten Folge stellen wir euch die Hauptstadt Zagreb vor. Den ersten Teil zu Ängsten und Hoffnungen junger Leute findet ihr hier.
Text: Theo Müller Fotos: Great Circle Works (Teaser, 2.v.o.), Theo Müller
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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