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Street Art ist längst salonfähig geworden

Joab Nist ist Betreiber des Blogs „Notes of Berlin“, der Facebook-Seite „StreetArt in Germany“ und sitzt in der Jury des Design-Wettbewerbs der Deutschen Bahn. SPIESSERin Polina verrät er, welches Motiv ihn vom Hocker reißen würde.

13. January 2017 - 09:21
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

1. Du Betreibst den Blog „Notes of Berlin“ und die Facebook-Seite „StreetArt in Germany“ Wie kam‘s dazu?

Ich habe vor sechs Jahren den Blog „Notes of Berlin“ gegründet, der sich mit Mitteilungen im öffentlichen Raum beschäftigt. Das sind zum Beispiel Zettelchen oder Plakate mit Nachrichten, die witzig sind oder zum Denken anregen. Es geht darin zwar nicht um Street Art im klassischen Sinne, aber um Spuren und die Mitgestaltung im öffentlichen Raum. Darüber kam auch der Kontakt zu dem Gründer der Seite „StreetArt in Germany“, die ich irgendwann übernommen hab.

Design-Wettbewerb
Für Joab Nist ist es wichtig, dass das Lok-Design ihn emotionalisiert, ästhetisch anspricht und packt. Und wie würdet ihr eure eigene Lok gestalten?

Im Rahmen des 500-jährigen Reformationsjubiläums startet die Deutsche Bahn einen Kreativwettbewerb! Was bedeutet das Thema Reformation auf der Schiene? Wie sieht der Schienenverkehr von morgen aus? Gestaltet daraus ein Motiv für eine DB-Lok zum Reformationsjahr und gewinnt eine Gruppenreise nach Genf! Zudem bringen die DB-Designer den besten Entwurf gemeinsam mit euch auf eine Lok, die 2017 durch Deutschland fährt. Alle Infos zum Wettbewerb gibt's auf www.draufabfahren.de/luther

2. Bekommst du Zusendungen oder fotografierst du auch selber?

„Notes of Berlin“ war von Anfang an als Gemeinschafts-Blog konzipiert, bei dem Leser mitmachen und Fotos einsenden können. Auf der Facebook-Seite passiert es auch oft, dass ich Zusendungen bekomme. So wie bei der Gestaltung des öffentlichen Raums, kann man als Leser auch die beiden Seiten mitgestalten. Wann es mir die Zeit erlaubt, bin ich aber auch selber mit der Kamera unterwegs.

3. Ist der Blog dein Job?

Ja, ich lebe davon. „StreetArt in Germany“ ist kein kommerzielles Konstrukt aber „Notes of Berlin“ hat mittlerweile mit seinen unterschiedlichen Social Media Kanälen eine sehr hohe Reichweite und deutschlandweit einen starken Bekanntheitsgrad erreicht. Das lässt sich auch vermarkten. Darüber hinaus gibt es auch offline erfolgreiche Produkte wie unsere Bücher und Jahreskalender. Und ich berate auch gerne Unternehmen bzw. deren Social Media Kampagnen, versuche somit also meine Netz-Erfahrungswerte auch auf andere Inhalte anzuwenden.

4. Machst du selber auch Street Art?

Nein, ich bin nicht aus der Szene. Aber es hat mich schon immer fasziniert, was man im urbanen Raum an Mitteilungen, Botschaften und Kunst unterbringen kann. Vieles dabei ist temporär und umso spannender wird es, die Sachen zu dokumentieren, bevor sie wieder weg sind. Dasselbe gilt für die Zettel von „Notes of Berlin“.

Das hat sich aber auch in den letzten Jahren geändert, da immer mehr Flächen in Absprachen mit Unternehmen, Baugenossenschaften und Co. explizit dafür ausgewiesen werden. Die einen finden das super spannend, aber es wird auch kritisiert. Das Argument ist hier, dass Street Art aus dem Untergrund kommt und nicht zu organisiert stattfinden darf.

5. Wie stehst du denn dazu?

Die Frage ist schwierig. Es gibt sehr viele bekannte Street Art Künstler, die sich seit Jahren gut vermarkten. Dadurch wird ihre Kunst ja nicht automatisch schlecht. Kommerzielle Street Art im öffentlichen Raum ist spannend, solange es eben noch Kunst ist, ein gewisses Handwerk erkennbar bleibt und nicht einfach nur ein Logo irgendwo drangeklatscht wird.

Ich glaube, Street Art ist längst salonfähig geworden. Es gibt viele Marken, die ihre Produktionen mit Street Art Künstlern machen. Das findet schon seit mehreren Jahren statt, weil sich da die Qualität durchgesetzt hat. Es sind oftmals sehr begabte Künstler, die damit zurecht ihr Geld verdienen.

6. Was sagst du zu dem Design-Wettbewerb der Deutschen Bahn?

Der Wettbewerb richtet sich an Schüler und Jugendliche. Er gibt den Teilnehmern die Möglichkeit sich auszuprobieren und hat sicherlich die Chance, viel Aufmerksamkeit zu erregen. Schließlich soll am Ende eine einzigartige Lok entstehen, die mit einem schönen Motiv durch's Land fährt. Das hat nicht nur für die Deutsche Bahn einen Mehrwert.

Das Street Art Element bei dieser Aktion liegt darin, dass die Entwürfe von Jugendlichen eingereicht werden und die Deutsche Bahn die Gestaltung nicht vorgibt. So kann man da draußen seine Spuren hinterlassen, wenn man eine schöne Idee hat.

7. Welches Motiv würde dich denn ansprechen?

Es muss mein Bauchgefühl ansprechen. Es ist nicht zwingend, dass ich sofort verstehe, was mir das Motiv sagen will. Wichtiger ist, dass mich das Motiv emotionalisiert, ästhetisch anspricht und packt. Aus der Perspektive des Seiten-Betreibers überlege ich dann aber auch, ob ich diese Lok fotografieren und die Fotos in meinen Netzwerken teilen würde.

Joab Nist

Joab ist Betreiber des Blogs „Notes of Berlin“ und der Facebook-Seite „StreetArt in Germany“. Vor allem „Notes of Berlin“ lebt von den Einsendungen der Leser. Ihr habt einen witzigen Zettel bei euch im Hausflur entdeckt, dann amüsiert andere damit, indem ihr ein Foto einschickt unter:

„Notes of Berlin“: www.notesofberlin.com
„StreetArt in Germany“: www.facebook.com/StreetArtGermany

Interview: Polina Boyko
Bildmaterial, Teaserbild: © 2016 Notes of Berlin

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Bahn AG.

 

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