Tabletten für Alle! - Wie unser Leben durch Pillen besser wird
Als die Bayer AG 1905 die Aspirin in Tablettenform einführte, konnte ja noch keiner ahnen welchen Triumph die meist runden oder rechteckigen "Lebenserleichterer" in unserem Alltag feiern würden. Am meisten von der weiblichen Bevölkerung in Form der Antibabypille konsumiert, haben sie auch Einzug in alle anderen Bereiche unseres Lebens gehalten. Wie weitreichend die Pilleninvasion unser Leben verbessert hat, lässt sich am Besten am Beispiel von Alex zeigen.
19. May 2011 - 04:34 von SPIESSER-Autor Philipp_Schöner.
Alex ist 16 Jahre alt und hat Halsweh. Geplagt von den Schmerzen geht er zu seinem Hausarzt und hofft auf Besserung. Dieser verschreibt ihm natürlich ein Antibiotikum gegen die Infektion im Rachen und ein Mittel gegen das Ziehen im Hals.Glücklich über die schnelle und ausgiebige Hilfe geht er nach Hause.
Erschöpft von den Strapazen, die ihm sein Hals bereitet legt er sich in sein Bett um eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. Da ihm die Schmerzmittel aber nicht genügen, will das mit der Erholung nicht so recht gelingen. Also beschließt Alex sich erneut zur Apotheke seines Vertrauens aufzumachen und sich ein Präparat für einen sofortigen tiefen Schlaf zu besorgen. Der Pharmazeut rät ihm zu Einschlaftabletten, die ihn unmittelbar „ins Reich der Träume“ schicken sollen. Er kauft die Packung, geht nach Hause, wirft ein paar Pillen ein und entschlummert dann auf der Stelle, wie versprochen.
Mit den Worten „Alex du musst in die Schule“ weckt in jemand am nächsten Morgen mit einer schrillen Stimme: seine Mutter. Immer noch unter dem Einfluss der „Einschlafhhilfen“ schleppt er sich schlaftrunken aus seinem Bett ins Bad und macht sich fertig. Nach der kalten Dusche immer noch nicht wirklich fit, sucht er verzweifelt nach etwas das ihn munter macht. Da kommen die neuen Koffein-Dragees, die er ein paar Wochen zuvor in der Fernsehwerbung gesehen und gleich bestellt hatte, gerade recht. Mit der Wirkung von 3 Tassen Kaffee gestärkt, die laut Packung in einem Dragee stecken, verlässt er das Haus, doch zuvor noch ein paar Vitamin-C für das Immunsystem.
Hellwach macht er sich dann auf den Weg in die Schule. „Was hab ich den in den ersten beiden Stunden“ fragt er sich gedankenverloren und dann fällt es ihm ein. Sein bestes Fach: Sport! Er geht zur Trainingshalle in die Umkleide um sich auf den Unterricht vorzubereiten. Da steht auch schon einer der Mitschüler auf der Bank und verteilt „Fitmacher“, wie er sie selbst bezeichnet. Verständlicherweise nimmt auch Alex ein paar davon. Wer hat ja auch schon was gegen ein paar harmlose „Fitmacher“? Profisportler wie Jan Ulrich beispielsweise benutzen die ja schließlich auch.
Nach dem Sportunterricht, in dem er dank seiner „Fitmacher“ eine Eins bekommen hat, fühlt Alex sich allmählich ziemlich schlapp. Die Wirkung seiner Tabletten lässt langsam nach und das kann er sich im Moment so gar nicht erlauben. In der nächsten Stunde steht Mathe auf dem Programm und bald ist Schulaufgabe. Aber was tun? Koffein-Dragees hat er keine dabei und die „Fitmacher“ sind auch schon leer. Da fällt ihm ein alter Bekannter wieder ein. Ein ehemaliger Freund der Schülern am Pausenhof gegen eine ordentliche Bezahlung „Muntermacher“ und „Glückspillen“ verkauft. Da er auf das Geld jetzt keine Rücksicht nehmen kann, geht er zu ihm, kauft sich ein paar der sogenannten Muntermacher und schluckt sie. Daraufhin geht er bis aufs Äußerste konzentriert in die Mathestunde.
Wieder zu Hause angekommen freut er sich, immer noch sehr aufgekratzt, über den gelungenen Tag. „Was mit so ein paar Tabletten nicht alles möglich ist“ sagt Alex und geht ins Bett. „Vielleicht sollte ich das ab jetzt immer so machen“ denkt er sich und versucht zu schlafen, doch die „Muntermacher“ hindern ihn immer noch daran. „Kein Problem“ ruft er laut, springt aus dem Bett und läuft zu seinem Hausarzt. Der verschreibt ihm ein paar Valium, die ihn „beruhigen“ sollen. Alex schluckt auch diese und legt sich schlafen. Nächste Woche steht die Mathe-Schulaufgabe an. Zwar ist Alex in diesem Fach leider nicht so gut und hat keine Ahnung vom Thema, doch von seinem Hausarzt, dem Apotheker, dem freundlichen Klassenkameraden oder einfach dem netten Dealer von neben an wird er auch dafür sicher ein geeignetes Mittelchen bekommen.
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Ja natürlich mein ich das ironisch. Das kommt vielleicht nur nicht gut genug raus. Die Artikelform ist ja auch ne Glosse, die das alles auf eine ironische Art und Weise und sehr übertrieben durch den Kakao ziehen soll. So sollte er verstanden werden.
Gut geschrieben, in einem Stil der von den Firmen selbst kommen könnte (auf die Teilbereiche bezogen) und genau dadurch eindringlich.
Wirkt besser als ein belehrender Text.
Der Sicherheit halber frage ich aber trotzdem nach: Du meintest das kritisch / ironisch oder?
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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