Wie viele schöne Dinge im Leben ist auch Musik nicht sicher vor dem Missbrauch durch rechtes Gedankengut. SPIESSER-Autor Phillip hat sich die Doku: „Blut muss fließen“ angeschaut und musste unwillkürlich an die Band Frei.Wild denken.
13. January 2014 - 16:05 SPIESSER-Autor Philipp Frohn.
SS-Flaggen und Hakenkreuz-Fahnen verzieren die kargen Wände. Laut dröhnt die Stimme des wütenden Sängers durch die Boxen. Hunderte Arme schnellen im Sekundentakt zum Hitlergruß in die Höhe. Sie alle singen hymnenartig: „Blut muss fließen, knüppelhageldick. Wir scheißen auf die Freiheit dieser Judenrepublik“. Thomas Kuban (Pseudonym) steht in der Ecke. Im Nazi-Dress verkleidet filmt er heimlich die erschreckenden Szenen. So hat er schon hunderte Rechtsrock-Konzerte in Deutschland auf Zelluloid gebannt. Egal ob in heruntergekommenen Hinterhöfen, auf öffentlichen Grünflächen oder gar in Diskotheken, überall wird er Zeuge dieser lautstarken Treffen. Aus diesen Aufnahmen entstand 2012 der Dokumentarfilm „Blut muss fließen“. Er soll zeigen, wie die Rechtsrockszene funktioniert und vor allem welche geistigen Fäkalien die „Musiker“ in den Liedern ausscheiden.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Besonders erschreckend ist laut Kuban, dass Polizei und Verwaltung teilweise nicht eingreifen. Im Film wird ein Beispiel gezeigt, dass keinesfalls ein Einzelfall ist: Polizeibeamte unterhalten sich scherzend mit offensichtlichen Neonazis und verschwinden, kurz bevor Ausländer, Homosexuelle und Demokraten aufs Schlimmste beleidigt werden. Juden sollten doch gleich in „die U-Bahn von Jerusalem nach Auschwitz“ einsteigen. Abartig, menschenverachtend, leider real.
Es sind aber nicht nur irgendwelche erfolglosen Underground-Bands, die neonazistische Texte vor einem ebenfalls erfolglosen Publikum grölen. Etablierten Bands wie Frei.Wild werden ebenfalls rechtsextreme Äußerungen und Gewaltverherrlichung vorgeworfen. Sogar die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wollte die Texte der Südtiroler prüfen. Mittlerweile wurde diese Prüfung jedoch eingestellt. Nicht etwa, weil die Texte unbedenklich sind, sondern weil die Links, die zu den Songtexten führen, gelöscht wurden. Verständlicherweise regt sich Kuban maßlos darüber auf: „Würde die Bundesprüfstelle ein bisschen googeln, würden sie auch entsprechende Texte finden!“ Recht hat er ja.
Braune Vergangenheit
Philipp Burger singt auch bei Frei.Wild
gerne patriotische Texte.
Sticht man den Spaten beherzt in den Berg der Vergangenheit der Bandmitglieder, kommen schnell besorgniserregende Tatsachen ans Licht. Philipp Burger, Sänger von Freitag.Wild, war vorher Mitglied der Rechtsrock-Band „Kaiserjäger“. Eine Band, die sich nicht in der Grauzone versteckte, sondern klar zum brauen Rand bekannte: „Diese Neger werden sesshaft, doch den größten Teil der Schuld tragt nun mal ihr, weshalb hab'n wir auch dieses Gesindel hier“. Selbstverständlich hat sich Burger nach eigenen Aussagen inzwischen aber von der Szene abgewandt. Zweifel an seiner weißen Weste bleiben trotzdem.
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Genau, wenn man in einer rechten Partei war und nur auf Druck des Labels da wieder raus ist, ist man gar nicht mehr rechts.
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Soll zwar nicht heißen dass das ganze nicht schlimm ist. Aber Vergangenheit ist das doch