Wie Leonardo di Caprio als Hugh Glass in „The Revenant“ durchs Gestrüpp robben und sich von Insekten ernähren – geht das? SPIESSER-Autorin Katharina hat bei einem zweitägigen Survival-Training genau das ausprobiert. Ein Härtetest.
Meine rechte Hand krallt sich an eine vertrocknete Wurzel, meine Füße rutschen gnadenlos an der Erde ab, während ich verzweifelt versuche die Trage für einen Verletzten mit meinem zitternden Arm in der Luft zu halten. Erschöpft hebe ich meinen Kopf: Etwa drei Meter trennen mich vom Ziel, dem Ende der steilen Böschung. „Worauf habe ich mich hier bloß eingelassen?“, denke ich und lasse die vergangenen Stunden Revue passieren.
Auf den Ernstfall vorbereitet
Katharina und Survival-Experte Joe Vogel. Noch
kann Katharina fröhlich in die Kamera lachen.
Der SPIESSER-Härtetest führt mich in einen Wald bei Karlsruhe, wo ich an einem Survival-Training teilnehme, und mich wie Leonardo di Caprio alias Hugh Glass aus dem Film „The Revenant“ fühlen darf. Angeleitet wird das Ganze durch Überlebenskünstler Joe Vogel, der sich unter anderem schon im Outback Australiens aussetzen ließ, komplett auf sich alleine gestellt. Denn genau das bedeutet „survival“: Ohne jegliche Hilfsmittel in der freien Wildnis überleben.
Etwas mulmig ist mir schon zumute, als ich mit Joe und meine drei weiteren Mitstreitern zu einem idyllisch wirkenden Waldstück marschiere. Einige Szenen aus „The Revenant“ spielen sich direkt in meinem Kopf ab: Etwa wie Hugh Glass in einem toten Pferd schläft, Erde isst und sich halb kriechend, halb laufend durch die Weiten und Wälder Nordamerikas schleppt. Jetzt gibt es kein Zurück mehr für mich und die anderen.
Feuer machen – ohne Feuerzeug
Das Feuer wird schließlich doch noch
entfacht.
Da in der freien Natur üblicherweise keine Feuerzeuge oder Streichhölzer auf Bäumen wachsen, muss eine Alternative her. Hugh Glass benutzte im Film Schießpulver, wir greifen auf Feuersteine, ein stählernes Blättchen sowie Zunder, das aus einem Pilz gewonnen wird, zurück. Joe zeigt, wie’s geht: Das Blättchen an eine scharfe Kante des Steins schlagen, und dadurch Funken erzeugen. Die Funken auf das Zunder übertragen und pusten, pusten, pusten. Soweit die Theorie.
Wie besessen haue ich den Stahl an den Stein. Nichts passiert. Verstohlen schiele ich zu den anderen rüber, ich bin wohl nicht die einzige mit Schwierigkeiten. Der Ehrgeiz packt mich und ich schlage unaufhörlich auf den Stein ein. Und dann endlich: Ein orangenes, kleines Fünkchen schwebt durch die Luft! Bei diesem einen Erfolgserlebnis soll's dann aber bleiben, denn obwohl ich mein Bestes gebe, kommen einfach nicht mehr Funken zustande.
Essen à la The Revenant
Überlebenstraining macht hungrig. Auf zähes, rohes Wildfleisch wie Hugh Glass habe ich gar keine Lust. Joe beruhigt mich und erläutert, dass ungegartes Fleisch auch im Falle des Falles ein No-go ist und krank machen kann. Es wird also „gekocht“ – und zwar Küken. Tot und im kompletten Federkleid liegen sie vor mir.
Wie wär's mit einem kleinen Snack?
Um meinen leeren Magen mit etwas Essbarem zu füllen, heißt es erstmal rupfen, das Tierchen aufschlitzen, von den inneren Organen befreien und schließlich am offenen Feuer braten. Seltsam leicht fühlt sich der kleine Vogel in meiner Hand an, leblos und kalt. Bevor ich dann tatsächlich das erste Mal reinbeiße, habe ich Hemmungen. Mit Hirn und Knochen soll ich es verspeisen. Schließlich überwinde ich mich, genussvoll Schlemmen geht jedoch anders.
Als Zwischensnack holt Joe nun kurzerhand eine Pfanne voll Erde, in der sich kleine „Waldbewohner“ befinden. Es sind Engerlinge: glibbrige, weiße Larven. Ich melde mich freiwillig, um sie zu probieren. Seltsamerweise mit deutlich weniger Ekel als beim Küken schiebe ich die Larve in meinen Mund. Ungewohnt schmeckt das Insekt, etwas bitter und unerwartet fest. Fazit: Essbar, jedoch nicht unbedingt deliziös.
Der letzte Schritt
Zum Abstieg dann doch lieber mit Seil.
Zurück in der Gegenwart. Zurück auf der steilen Böschung. Ich grabe meinen Fuß ein letztes Mal tief in die bröckelige Erde. Der Dreck auf meiner Hose und meine durchnässten Schuhe stören mich mittlerweile kaum noch. Mit letzter Kraft und dank toller Teamarbeit schaffen wir es gemeinsam den Verletzten zu retten. Mächtig stolz bin ich auf mich, und die anderen!
Über die eigenen Grenzen hinaus gehen – auch das ist survival. Dinge, die man vorher nicht für möglich hielt, entscheiden plötzlich über Leben und Tod. Auch wenn Hugh Glass am Ende wohl mit härteren Bedingungen zu kämpfen hatte als ich in den Wäldern von Karlsruhe, habe ich einen Einblick in das raue Leben in der Wildnis bekommen. Manchmal muss man eben auch in den sauren Apfel – in meinem Fall wohl besser die Larve – beißen, um zu überleben. Am Ende des Tages ist Joe Vogel sehr zufrieden mit uns, allen Herausforderungen haben wir uns gestellt. Dafür gibt es zur Belohnung einen Schafskopf zum Abendessen. Welch ein Gaumenschmaus!
THE REVENANT – DER RÜCKKEHRER
Regie: Alejandro G. Iñárritu Schauspieler: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Will Poulter Heimkinostart: 19. Mai 2016 Länge: 156 Minuten Genre: Drama, Abenteuer, Thriller FSK: ab 16 Jahren
Text: Katharina Petry
Fotos: octopus records
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