An manchen Tagen lacht die Sonne und wir sehnen uns nach einer kühlen Erfrischung, auch dieses Jahr kennt schon einige brennend heiße Tage, die uns den Gedanken ins Gehirn sendet, wie es wohl im Sommer werden wird. Wie gut, dass es das Freibad gibt… Oder aber auch mal einen 64m tiefen See, welcher verdammt kalt ist- in 20m Tiefe beträgt die Temperatur gerade mal 4°C, also wirklich nicht warm. Jetzt fragt ihr euch vielleicht, was euch die Wassertemperatur in einer solchen Tiefe interessieren soll- nun, mich und meine Buddys musste es interessieren.
Wir waren ei Wochenende lang in dem wunderschönen kleinen Ort Hemmoor, unweit von Hechthausen und Himmelpforten, was einigen vielleicht etwas mehr sagen wird. In Hemmoor befindet sich ein alter Kreidesee, das heißt, es war früher mal eine Abbaustelle von Zement und Kreide und auch noch kein See, das Wasser wurde erst später eingelassen. Der tiefste Punkt des Sees liegt bei 64m, also keine Chance, den Grund zu sehen. Und dennoch gibt es Menschen, welche dort schon waren. Natürlich ein paar Sporttaucher, welche sich in die Tiefe gewagt haben, aber auch Apnoe- Taucher. Ich kann mir denken, dass nicht jeder von euch weiß, was das ist, ehrlich gesagt wusste ich es auch nicht mehr eintraf, also ist es kein Schande, diesen Begriff noch einmal zu erläutern: Apnoe- Taucher tauchen, im Gegensatz zu Sporttauchern, ohne Sauerstoffversorgung. Sie springen ohne Schutzbekleidung ins Wasser und versuchen, so tief wie möglich zu tauchen. Das ist nicht ganz ungefährlich, wie ihr euch vielleicht denken könnt, da jeder, der ein bisschen in Physik aufgepasst hat, weiß, dass der Druck auf den Körper alle zehn Meter um ein Bar zunimmt, und ihr könnt mir glauben, das ist gewaltig viel. Diese Menschen nehmen das Risiko der Depressionskrankheit und des Tiefenrauschs auf sich, zwei nicht zu unterschätzende Krankheiten. Beim Tiefenrausch verliert man praktisch die Kontrolle über sich, weil man in einen Zustand der geistigen Vernebelung fällt, da das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird- die Dekompressionskrankheit beinhaltet, dass, bei zu schnellem Auftauchen, der gebildete Stickstoff im Blut nach oben steigt und sich in Gelenken und Kopf festsetzt und Bläschen bildet, was nicht nur tierische Schmerzen, sondern auch absolutes Flug- und Tauchverbot (meist für immer) bedeutet. Aber es gibt ja nicht nur die Apnoe- Taucher. Ich zum Beispiel gehöre zur weit verbreiteten Spezies der Sporttaucher. Und wir haben in diesem See wirklich großen Spaß, da man im Hemmoor’ Kreidesee nur für uns Taucher noch ein paar kleine Attraktionen hinzugefügt hat. So „schwebt“ in ca. 12m Tiefe ein neongelbes Flugzeug. Alle Taucher haben einen riesigen Spaß daran, sich auf die Flügel dieser Maschine niederzulassen und nach unten zu blicken. Das Wasser ist sehr klar, man hat eine Sichtweite von 25m, würde ich sagen. Doch das erstaunliche ist: Man sieht den Boden nicht. Es wird immer dunkler, ein paar Fische und viele Taucher paddeln durchs Blickfeld, aber man sieht nichts, was auf das Ende dieses Abgrundes hinweist. Ebenfalls im See findet man eine Röhre, durch die mit Vorliebe durchgetaucht wird, sie liegt 15m tief. Manche tauchen mit Taschenlampe, die Mutigeren tauchen ohne Licht, vergessen aber auch ganz gerne mal, dass sich in der Röhre manchmal ein paar Taucher verstecken um die Passierenden zu erschrecken. Doch das war es noch lange nicht. Es ist auch ein Laster auf 24m Tiefe versenkt worden. Die Ladefläche steht, als sollte gerade etwas abgeladen werden, man getraut sich weiter vor und traut sich, ins Führerfenster reinzugucken und muss wirklich aufpassen, dass man sich nicht erschreckt oder anfängt, unter Wasser zu lachen. Denn am Steuer sitzt eine Frau. Natürlich, nach dem Vorurteil „Frau am Steuer- Abenteuer“, aber wir sind der Plastikpuppe ziemlich dankbar, denn so haben wir noch etwas Schönes zum Angucken gefunden. Der neuste Taucherschreck kam unerwartet. Man schwimmt und schwimmt, und auf einmal nimmt man einen riesigen Schatten wahr, dann ein rotes Maus…- Bis man endlich einem 8m langen Hai gegenüberschwebt. Moment, in einem Süßwassersee? Naja, man erschreckt sich im ersten Moment schon ganz schön, wenn man es nicht weiß, er ist wirklich riesig, aber glücklicherweise angeleint und nur aus Plastik. Wir hatten am letzten Wochenende das große „Glück“, bei einem sehr kalten Wetter als auch viel Regen zu tauchen. Oben Wasser, unten Wasser- Passt doch! Glaubt mir, es war so was von kalt… Wir haben alle gezittert, als wir aus dem Wasser kamen. Ein paar der ganz „Harten“ haben sich einen Trockentauchanzug mitgebracht, mit dem man unterwasser durchaus mal ganz warm bleibt- und vor allem trocken! Doch wir armen Socken- ja, ich gehörte auch dazu- musste in unseren 7mm dicken halbtrockenen (der Name lügt, wir waren nass, von oben bis unten) Neoprenanzügen in das Wasser… Na gut, was heißt, wir mussten, wir wollten ja was erleben. Dieses Wochenende war auf jeden Fall sehr abenteuerlich. Was mir wieder bewusst wurde ist, warum ich diese Sportart so liebe: Es gibt keine Konkurrenten, sondern nur Partner. Und wenn man sich nicht kennt, dann wird sich kennen gelernt. So ist es wirklich. Als mein Vater und ich dort ankamen und wir zum Abendessen von einem Taucher eingeladen wurden, den wir flüchtig kannten, kamen wir in eine komplett neue Gesellschaft- und wurden mit offenen Armen empfangen. Zwei Kinder im zarten Alter von acht und zehn Jahren haben auch ihren OWD, also ihren Tauchschein (Open Water Diver) dort abgelegt und bekamen eine Tauchertaufe. Diese bestand darin, dass ihre Taucherbrille oder auch Maske, wie sie bei den Tauchern genannt wird, blickdicht zugeklebt wurde und sie einen Schnorchel bekamen, durch welchen ein wahrlich widerliches Gesöff geschüttet wurde: Eine Mixtur aus Sardinenöl, Ketchup, Senf, Majo, Apfelsaft, Kindersekt und abgestandenem Wasser. Sie sollten davon so viel trinken wie sie konnten, aber ganz ehrlich- sie waren tapfer, so viel hätte ich nicht geschafft. Dann durfte noch jeder, der an der Ausbildung der Kleinen mitgewirkt hat, ihnen mit einer Taucherflosse auf den Hintern hauen, es war wirklich lustig. Ob das in jedem Taucherverein so ist, weiß ich nicht- aber ich kann bloß sagen, bei Tauchern wird es nie langweilig- und man ist wirklich nie allein, weil alle Partner sind.Dir gefällt dieser Artikel?
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... Zu Meer! ;-)
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