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Vom Mülleimer zum Stromerzeuger

Aus Abfällen Strom gewinnen? Ganz schön ungewöhnlich. René Wurst, 19, und seine Mitschülerin Kira Behm, 19, haben diese Idee Realität werden lassen und mit ihrem selbst entwickelten Zweikammer-Reaktor vor zwei Jahren bei „Jugend forscht“ abgeräumt. SPIESSER-Praktikantin Mireille hat sich mit dem – inzwischen – Chemiestudenten über seine Innovation unterhalten.

06. February 2015 - 11:58
SPIESSER-RedakteurIn whiteblankpage.
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Beigetreten: 25.08.2014

Dieser Beitrag entstand
in Zusammenarbeit mit RWE.

 

Mit einem Zweikammer-Reaktor, der aus Abfällen Strom erzeugen kann, hast du 2013 bei Jugend forscht gewonnen. Weshalb hast du dich für das Thema erneuerbare Energien interessiert?

Das Thema hat mich schon immer interessiert, da man in dem Bereich viel forschen kann. Es hat auf jeden Fall Zukunftspotenzial.


René (mitte) gemeinsam mit seinem Jugend forscht-
AG-Leiter (r.) und einem Teammitglied (links).
Foto: privat

Warum hast du überhaupt an dem Wettbewerb „Jugend forscht“ teilgenommen?

Mein Betreuer, mein damaliger Lehrer, war im Bereich „Jugend forscht“ sehr engagiert und hat mich gefragt, ob ich bei seiner AG mitmachen möchte. Dann habe ich mir das Ganze einmal  angesehen und so hat das alles seinen Lauf genommen.

Wie seid ihr konkret im Entwicklungsprozess vorgegangen?

Bevor ich in die Jugend forscht-AG kam, hatte ein Schüler festgestellt, dass geringes elektrisches Potenzial entsteht, wenn eine Graphit-Elektrode in Gartenerde gesteckt und eine andere in die Luft gehalten wird. Diesen Ansatz habe ich aufgenommen und weiterverfolgt. Ich habe angefangen mit ganz normaler Gartenerde und wollte daraus elektrische Energie gewinnen. Leider mit geringerem Erfolg: Es gab zwar eine elektrische Spannung, aber die Leistung war quasi bei Null.

Dann sind wir auf die Idee gekommen, das Substrat zu nutzen, welches auch in der Biogas-Anlage verwendet wird, also Grassilage oder Maissilage – quasi Abfall. Wir sind zu einer Biogas-Anlage in der Nähe gefahren und durften uns etwas von der Silage abfüllen. Damit haben wir dann unseren ersten Reaktor befüllt. Mit einer ersten Konstruktion gelang es bereits, einen kleinen Motor für ein paar Minuten laufen zu lassen. Dieser Reaktor wurde dann wiederum von uns weiterentwickelt. Wir haben dazu eine Schraubflasche so modifiziert, dass innen ein Graphit-Block angebracht wurde und außen eine Graphit-Platte zu finden war. So konnte man elektrische Energie gewinnen. Das klingt jetzt alles sehr schnell, aber der Entwicklungsprozess hat insgesamt drei Jahre gedauert.


So sieht er aus, der Reaktor
von René und seinem Team.
Foto: privat.

Mal einfach erklärt: Wie funktioniert der letztendliche Reaktor?

Ganz vereinfacht gesagt, funktioniert der Reaktor wie eine Biogas-Anlage – nur besser. In einer normalen Biogas-Anlage wird das Substrat ja zunächst vergoren, so entsteht Methan. Dieses wird wiederum verbrannt und dabei gewinnt man die Energie. Bei unserem Reaktor entsteht kein Methan, sondern man gewinnt direkt aus der Silage, also aus dem Abfall, die elektrische Energie. Das heißt, man hat weniger Umwandlungsschritte. Dadurch ist der Wirkungsgrad in diesem Fall deutlich höher als bei einer normalen Biogas-Anlage.

Ist die Industrie an deiner Erfindung interessiert?

Aus der Industrie gibt es leider nicht sonderlich viel Nachfrage. Nach dem Wettbewerb war kurzzeitig Interesse da, aber das hat sich dann alles wieder verflüchtigt. Nach „Jugend forscht“ waren wir noch auf zwei Messen, bei einer wurden wir mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. 

Kannst du dir erklären, warum die Industrie an dem Reaktor wenig Interesse zeigt?

Ich denke, dass die Industrie daran interessiert wäre, nur habe ich aufgrund meines Studiums wenig Zeit, mich um den Reaktor zu kümmern. Außerdem ist eine Biogas-Anlage ja um ein tausendfaches größer als unser Reaktor. Wahrscheinlich müsste von unserer Seite noch ein größerer Reaktor gebaut werden, der einen Kubikmeter Fassungsvermögen oder so hat. Erst dann wird unsere Erfindung für die Industrie interessant.

Abgesehen vom Jugend forscht-Projekt: Versuchst du im Alltag energiebewusst zu leben?

Das mache ich tatsächlich – mittlerweile ein bisschen mehr als früher. Ich versuche einfach die  klassischen Methoden, beispielsweise Licht ausmachen, um damit Energie zu sparen. Ich interessiere mich auch allgemein für jegliche Form von erneuerbaren Energien. So gehe ich nach wie vor gern auf die „Jugend forscht“-Wettbewerbe, auch wenn ich selbst nicht mehr teilnehme, und informiere mich dort zu neuen Ideen im Bereich der erneuerbaren Energien.

Text: Mireille Huditz
Teaserbild: Tobias Zimmermann  / pixelio.de (Bild bearbeitet)

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