Die 21-jährige Maike befindet sich seit September letzten Jahres in Pretoria, Hauptstadt Südafrikas und Hauptstadt des seit gut einer Woche andauernden Fußballfiebers.
Du bist nun schon einige Monate in Südafrika. Seit vergangenen Freitag ist WM angesagt. Welche Ereignisse haben dir den gezeigt, dass die WM jetzt im Land angekommen ist?
Das erste Spiel war die Wende. Vorher waren ziemlich viele Leute pessimistisch, vor allem was die Stromversorgung angeht, das ganze Transportsystem stand in der Diskussion. Die haben gestreikt, es gab keinen In- und Auslandstransport für ein paar Tage. Auch die Müllabfuhr hat gestreikt. Es war vorher ziemlich chaotisch, viele Stimmen sind laut geworden, dass der World Cup ein totaler Reinfall wird, aber am Freitag ist es dann losgegangen. Es war eine Wahnsinnsstimmung. Ich war in der Stadt und hab mir das Spiel zusammen mit Freunden angeschaut. Es war super viel los: Schwarz und Weiß, alle haben zusammen gefeiert. Als das erste Tor für Südafrika fiel, war einfach mal der Löwe los. Alle haben sich umarmt. Leute, die sich nicht kannten – so läuft das hier einfach: Du lernst die Leute so schnell kennen, obwohl das im alltäglichen Leben schon schwieriger ist, gerade für mich als weißes Mädel.
Transportsystem, Stromausfälle – wie kamen diese Themen denn auf und denkst du, dass sie jetzt von der WM-Euphorie einfach mal verdrängt werden?
Im Vorfeld ging es im Grunde genommen um höhere Löhne. Und weil der World Cup vor der Tür stand, haben sich die Organisationen und Gewerkschaften überlegt, Druck zu machen. Sie drohten damit, dass zum Beispiel während der WM die Straßen von Müll überflutet sein werden, um ihre Interessen durchzusetzen. Im Moment ist es aber ruhig geworden, keiner weiß, ob nochmal gestreikt wird. Ich habe einige kennen gelernt, die gesagt haben, sie wollen das Ganze nur so schnell wie möglich rum haben, weil das ganze Transportsystem total überlastet ist, das alles nicht tragbar ist. Wieder andere meinen, das soll immer so bleiben, es ist wie eine riesige Party und total genial. Was man hier noch mitbekommt, ist die Diskussion, ob und wann die gesamte Stromversorgung zusammenbricht.
Flackert bei dir schon die Lampe an der Decke?
Im Vorfeld gab es Tests, da hatten wir mal sechs Stunden Stromausfall. Und weil diese Super-Stadien einfach mal voll die Stromfresser sind, gehen in einigen Stadtteilen die Lichter aus. Das passiert hier eh regelmäßig, das Elektrizitätssystem ist schon ohne WM überlastet.
Die Kritik einerseits, die Euphorie andererseits – wie viel bekommst du davon mit? Ist denn wirklich ganz Südafrika vom WM-Fieber erfasst?
Man kann dem auch entfliehen, muss man aber nicht. Also ich war schon immer Fußballfan, schon als kleines Kind. Was ich sagen kann, ist, dass nicht alle Leute begeistert sind, dass der World Cup hier stattfindet. Ein paar sind ziemlich angefressen, weil es einfach viel zu viele Leute sind, weil auch viel geklaut wird. Das andere sind halt auch die Vuvuzelas. Ach, ich krieg langsam die Krise! Das ist echt Lärmbelästigung hoch 20. Wenn man ein bisschen in der Stimmung drin ist, dann ist das schon ganz toll, aber bei der Arbeit im Zoo und auf der Straße ist es stressig. Und wenn dann wieder Südafrika spielt und die dann eventuell gewinnen, dann wird richtig viel los sein. Das Tröten geht dann schon morgens um fünf Uhr los, direkt vor der Haustür, das ist dann schon nervig manchmal.
Wie sieht es denn mit den angereisten Fans aus. Hast du schon welche getroffen, vielleicht auch deutsche Fans?
Bei uns im Zoo habe ich viele Argentinier kennen gelernt. Die Argentinier haben Pretoria im Moment komplett überrollt. Hier ist alles voller Argentinier. Die sind super cool drauf und total nett. Dann habe ich Australier kennen gelernt, Neuseeländer, Brasilianer, viele Südafrikaner und auch Deutsche, die andere Länder unterstützen, die sich zum Beispiel für Nigeria einsetzen. Das ist total interessant und man trifft sich auch wieder, wenn man in der einen Bar anfängt und sich dann im Nachtclub wieder sieht. Alles spielt sich mehr oder weniger im selben Viertel ab.
Mehr über Maikes Südafrikareise gibt es auf youpodia.de
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