Wie spießig ist das denn?

Wassergymnastik

Das Floppen von 20 Badelatschenpaaren, der Geruch nach Chlor, bunte Badenudeln und die von den Wänden widerhallende Stimme des Trainers – so beginnt das Abenteuer Wassergymnastik. SPIESSER-Autorin Anna-Franziska war dabei.

07. March 2014 - 15:41
SPIESSER-Autorin Anna Kaufmann.
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Anna Kaufmann Offline
Beigetreten: 11.02.2014


Begleiter bis zum Beckenrand

Entschuldigung, ich muss mich korrigieren, das heißt heutzutage gar nicht mehr Wassergymnastik, sondern Aqua-Fitness! Doch im Prinzip ist es dasselbe geblieben: Rentner, Wasser und Bewegung. Wahrscheinlich wollte sich die Bäderleitung dem modernen Zeitgeist anpassen und mal so richtig hip klingen.

Doch zurück zu meinem Besuch: Am Sportkomplex angekommen werde ich von einigen Frauen der Gymnastik-Gruppe – alle so zwischen 50 und 70 Jahren alt – empfangen und zu der gemeinsamen Umkleidekabine geführt. Es ist gerade mal zehn Uhr morgens, was erklärt, dass nur Senioren am Start sind. Oder ist das etwa immer so? Die Erfahrung sagt: Nicht immer, aber immer öfter. Das Angebot wird tatsächlich hauptsächlich von über Fünfzigjährigen in Anspruch genommen, junge Leute sind selten dabei.


Bunte Pünktchen im Schwimmbecken

Nachdem wir umgezogen und geduscht sind, geht es in die Schwimmhalle. Die meisten sind schon da - ich gehöre zu den Nachzüglern. „Zu Beginn muss man seinen Chip beim Trainer abgeben und sich eine Nudel oder eine Schwimmhilfe nehmen“ erklärt mir eine der Frauen geduldig. Ich muss schmunzeln – eine Schwimmhilfe? Ich befolge ihre Anweisung und lasse mich mit einer blauen Nudel ins Wasser plumpsen. Ups, das macht man hier wohl lieber nicht, denn die älteren Damen sehen mich ein wenig pikiert an. Egal, denn es geht los und die Blicke wenden sich dem Trainer Max Kuba dem Trainer zu. Er ist ein junger sportlicher Typ, der während der Trockenübungen, die er vorführt und die wir im Wasser nachmachen, ziemlich ins Schwitzen kommt.


Sportlich, sportlich!

Er trägt ein kleines schwarzes Headset mit Mikrofon. Mit einer Fernbedienung startet er die Musik und die Kursteilnehmer verteilen sich im Schwimmbecken. Die Musik erinnert mich an die Step Arobic, die ich in der Mittelstufe durchleiden musste, doch der Rhythmus stellt sich als sehr nützlich heraus. Er hilft mir die Übungen in einem gleichmäßigem Tempo durchzuhalten. Wie Max es vorführt, bewege ich meine Arme vor und zurück. Das klingt leichter als es ist und mit der Zeit, als dann noch Beine und Bauch einbezogen werden, wird es richtig anstrengend.


Beinahe synchron

Das Training setzt sich  aus verschiedenen Grundübungen zusammen, die wiederholt werden. Die Gruppe besteht aus 19 Frauen und einem Mann.  Einige der Teilnehmer sind voller Elan und geben bis zum Ende volle Kraft in die Übungen. Andere scheinen so, als wollten sie sich nicht überarbeiten. Schon witzig, dass das bei jeder Generation gleich ist. Früher als gedacht kündigt der Trainer „die letzte Übung für heute“ an. Die Zeit verging wie im Flug, aber es war unerwartet anstrengend. Ich bin so müde und hungrig wie nach einem Fünf-Kilometer-Lauf.


So ein Spaß!

Die Teilnehmer ziehen jetzt noch einige Runden im Wasser, quatschen miteinander oder haben es eilig, als erster bei den Duschen zu sein.

„Besonders gut ist das Training für die Gelenke“ erklärt mir eine der Frauen später in der Umkleidekabine. „Darum gehen auch vor allem ältere Leute zur Wassergymnastik“. Doch mir tat das Training auch gut merke ich. Mein Rücken fühlt sich entspannt an und meine Beine sind angenehm erschöpft.

Auch wenn die Wassergymnastik ziemlich genau dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte, bin ich doch überrascht. Eigentlich ist das gar nicht zwingend ein Sport für Rentner. Klar, er ist eher ruhig und ein wenig eintönig, aber eine gute Alternative für Leute, die sich nicht von Extremsport oder Fitnesscenter begeistern lassen und ihren Körper mit vergleichsweise geringem Aufwand fit und gelenkig halten wollen. Und natürlich könnt ihr eine Hand voll spannender Geschichten aus den Eheleben von Mittsechzigerinnen erlauschen.

Text: Anna-Franziska Kaufmann
Fotos: Maxi Schmidt

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