Mit einer modernen Version der Europahymne „Freude schöner Götterfunken“ wurde vergangenen Freitag in Straßburg das Europäische Jugendevent (EYE) eröffnet. Mit ihm beginnt ein Sommer, der für die Europäische Union mit der Abstimmung zum EU-Austritt in Großbritannien zum schwierigsten seit ihrem Bestehen werden könnte. Doch in Straßburg merkt man davon an diesem Wochenende nichts.
15. June 2016 - 13:12 SPIESSER-Autor MichaelKruse.
Dass es in Zukunft einige Veränderung anzustoßen gilt, das machte die Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments, Sylvie Guillaume schon zum Beginn der Veranstaltung klar: „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Das Scheitern der EU ist inzwischen eine realistische Gefahr geworden. Doch es gibt keine Alternative zur EU.“ Die Alternative sei ein Europa des Nationalismus.
EYE als Forum für Zukunftsfragen
Gerade deswegen ist das EYE für viele Teilnehmer nicht nur eine Möglichkeit zum Austausch zwischen den verschiedenen Nationen, sondern auch ein Forum um kontrovers über wichtige europäische Zukunftsfragen zu diskutieren. Für die Studentin Kimberly Klebolte, die zugleich auch Vertreterin der deutschen Delegation beim Europäischen Jugendparlament ist, ist dieses Event eine wichtige Möglichkeit zum Austausch: „Die diesjährigen Themen sind sicherlich für alle Nationen der EU spannend. Besonders die Thematik Krieg und Frieden, die ja angesichts der Flüchtlingsproblematik immer wieder akut ist, sollte EU-weit diskutiert werden. Und auch die Themen Jugendarbeitslosigkeit und Arbeitswelt der Zukunft sind ja Europaweit relevant. Selbst wenn wir in Deutschland nicht so stark mit Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen haben, können wir grade deswegen anderen Ländern dabei helfen dieses Problem zu lösen.“
Unterteilt in fünf Politikbereiche wurden diese und andere Fragestellungen in über 180 Diskussionsrunden, Panels und Gesprächskreisen thematisiert. An einer dieser Diskussionsrunden nahm auch der deutsche Europaabgeordnete Jens Gieseke (CDU) aus Niedersachsen teil. Gieseke ist seit 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments und vertritt seine Europäische Volkspartei dabei in den Ausschüssen für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und dem Fischereiausschuss.
Diese EYE-Teilnehmer sind auf jeden Fall schon
überzeugte Europäer.
Wir müssen die Jugend für Europa gewinnen
Für ihn bedeutete die Teilnahme an dieser Veranstaltung, dass er 2016 gleich 13 Mal nach Straßburg reist. An zwölf Wochen im Jahr tagt das Europäische Parlament in der französischen Stadt nahe der deutschen Grenze. Für Gieseke jedes Mal über 6 Stunden Fahrt: „Doch ich mache das für dieses Event sehr gerne. Wir müssen die Jugend für Europa gewinnen. Wenn wir die Jugend gewinnen, hat Europa eine Chance. Zwar sind auf dieser Veranstaltung tendenziell diejenigen, die sowieso schon von Europa überzeugt sind, jedoch können diese in ihrer Heimat nach dem Event noch mehr als zuvor als Botschafter für die europäische Idee auftreten.“
Auf dem EYE diskutierte Gieseke dann mit mehreren hundert Jugendlichen zu Klimafragen. Bei der Diskussion ging es dabei dann vor allem um TTIP, das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA. Hier versuchte Gieseke dann auch auf dem Feld der transatlantischen Partnerschaft die Jugend zu gewinnen.
Es zeigte sich auf dem ganzen Event: Die großen Fragen in der europäischen Politik sind allgegenwärtig. In der Schlange in der Mensa diskutieren Österreicher und Deutsche über den richtigen Weg in der Flüchtlingskrise und auch das angesprochene Freihandelsabkommen trennt die Teilnehmer in Befürworter oder Gegner.
Dass das nicht im Widerspruch zum einenden Motto der Veranstaltung steht, zeigen die vielen Ergebnisse, die in den Panels erarbeitet wurden. Diese werden in den kommenden Monaten aufbereitet und den Mitgliedern des Europäischen Parlaments zur Verfügung gestellt. Diese werden sich dann in den zuständigen Ausschüssen mit den Ideen und Anregungen der jungen Erwachsenen aus ganz Europa befassen.
Dass die Jugendlichen auch ernst genommen werden zeigte sich nach der Diskussion von Jens Gieseke. Er stand noch lange nach dem Ende der Diskussion umringt von einer Traube Jugendlicher vor dem Podium, hört zu, diskutiert. So können Jugend und Politiker am Ende dieses Wochenendes gemeinsam etwas in Bewegung gebracht haben.
Das Europäische Jugendevent in Straßburg fand am 20 und 21. Mai in Straßburg statt. Jugendliche aus ganz Europa waren eingeladen, sich an Diskussionen zu Europäischen Fragen zu beteiligen. Über 7.500 folgten der Einladung ins Europäische Parlament nach Straßburg. Als Ergebnis des Events werden die Beiträge der Jugendlichen an die Europäischen Parlamentarier übergeben und in den entsprechenden Ausschüssen diskutiert.
Fotos: Europäische Union / Europäisches Parlament
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