Anzeige
Schwerpunkt

Wenn Meerestiere Lachgas pupsen

Auch Lachgas kann zum Weinen bringen. Wieso wir unsere Gartenpflanzen künftig weniger düngen sollten, hat SPIESSER.de im Gespräch mit einer Biologin des Max-Planck-Institutes Bremen herausgefunden.

17. April 2010 - 14:29
SPIESSER-Autorin Bine.
Noch keine Bewertungen
Bine Offline
Beigetreten: 01.02.2010

Doktorandin Ines Heisterkamp arbeitet am MPI an ihrer Doktorarbeit.
Foto: MPI

Ines Heisterkamp hat bereits ihre Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen geschrieben. Seit zwei Jahren arbeitet sie nun an ihrer Doktorarbeit. Gemeinsam mit anderen Forschern hat sie herausgefunden, dass im Wasser lebende Kleinstlebewesen Distickstoffmonoxid (N2O) – kurz Lachgas – freisetzen.

Warum ist das überhaupt für uns wichtig, wenn im Meer kleine Tierchen ein bisschen Lachgas produzieren?

Lachgas ist ein Treibhausgas. Das ist sehr klimawirksam, 300-fach stärker als CO2. Die Konzentration in der Atmosphäre ist zwar geringer, aber die Wirkung ist besonders stark. Von daher ist es interessant zu wissen, wie Lachgas produziert wird, was es für verschiedene Wege gibt, auf dem es in die Atmosphäre gelangt – um den Prozess vielleicht steuern zu können.

Wie kommt man überhaupt darauf nach Lachgas-Ausstoß bei Meerestieren zu suchen?

Das ist gar nicht meine Idee, sondern die meines Betreuers Peter Stief. Er selber ist drauf gekommen, weil es Studien zu Regenwürmern gibt, die N2O produzieren. Da kam die Idee auf: Warum sollen das nur Regenwürmer machen und nicht auch andere Tiere?

Wie untersucht man diese Tiere?

Wir sind raus gefahren und haben verschiedene Kleintiere gesammelt. Im Wattenmeer haben wir das Sediment richtig umgegraben und haben nach Muscheln und Würmern gesucht. Die haben wir dann mit ins Labor genommen und für ein paar Stunden in gasdichten Gefäße gehalten. Daraus haben wir stündlich Gasproben genommen, die wir auf Lachgas untersucht haben. Das macht man mit einem Gaschromatographen, der auch geringe Gasmengen feststellen kann. Dabei haben wir festgestellt, dass sich in den Gefäßen, in denen die Tiere sind, mit der Zeit das Lachgas anreichert. Daraus konnten wir schließen, dass die das abgeben.


Voll von kleinsten Lebewesen: Das Wattenmeer.
Foto: MPI
Und wozu machen die das?

Die Lachgasproduktionen bringt den Tieren eigentlich nichts. Mikroorganismen im Darm der Tiere produzieren das Gas. Die Tiere bieten den Bakterien für die Herstellung von Lachgas die geeigneten Bedingungen. Da geht es vor allem um erhöhte Nitratkonzentration. Die Menge, die freigesetzt wird, hängt dabei stark von der Ernährung der Tiere ab. Die Lachgasproduktion findet vor allem bei den Tieren statt, die viele Bakterien aufnehmen und in Gewässern mit hoher Nitratkonzentration zu finden sind.

Wie kommt die hohe Nitratkonzentration zustande?

Nitrat wird vor allem durch Dünger zum Beispiel auf Ackerflächen immer mehr eingetragen. Das wird mit Regen in Flüsse gespült und gelangt dann auch ins Meer. Der Mensch trägt also zur hohen Nitratkonzentration bei, um die Ernte zu steigern. In den Ozeanen fördert das dann mikrobielle Prozesse, unter anderem auch den, der für die Lachgasproduktion verantwortlich ist.

Also ist der Mensch Schuld?

Ja, der hohe Nitratgehalt wird vom Menschen gefördert. Das geht jetzt schon recht lange und es wurde auch schon einiges dagegen unternommen, beispielsweise bessere Kläranlagen, damit wir unser ganzes Abwasser nicht einfach so ins Meer leiten. Das ist aber noch nicht gut genug. Dieser Prozess, also Anreicherung von Nitrat in Gewässern findet heute noch statt, vor allem im Küstenbereich wo die Flüsse einmünden. In Europa, wo die Kläranlagen schon recht gut sind, wird das so ein bisschen eingedämmt, aber in anderen Ländern wird die Landwirtschaft gerade intensiviert. Dadurch setzt man mehr Dünger ein und es gibt noch mehr Nitrateintrag.


Durch zu hohe Nitratkonzentrationen im Gewässer, produzieren einige kleine Meerestiere mehr Lachgas als sie sollten.
Foto: MPI
Beim Zahnarzt wird Lachgas unter anderem als Beruhigungsmittel eingesetzt.

Wir arbeiten hier im extrem geringen Bereich, aber in der Atmosphäre reicht das aus, weil Lachgas diesen Treibhauseffekt hat und zudem auch noch ozonschädigend ist. Beim Zahnarzt wird das in für uns riesigen Konzentrationen benutzt. Die Mengen sind also viel höher, aber dort sind es immer nur kurze Einträge. Die Einträge, die wir uns angucken, die sind permanent vorhanden.

Hat das große Auswirkungen auf den Treibhauseffekt und damit auf den Klimawandel?

Das Gas an sich schon, das ist das viertwichtigste Treibhausgas. Ob der Beitrag, den diese Tiere leisten, auch wichtig ist oder ob das gegenüber anderen Quellen eher zu vernachlässigen ist, wird gerade noch untersucht. Da ist noch wenig bekannt.

 

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit der Initative „MINT-Zukunft schaffen“ erstellt.

Dir gefällt dieser Artikel?

Kommentare

Und du so? Sag' uns, was du denkst!
Mehr zum Thema „Tour de MINT
  • Anzeige
    Coline
    Schwerpunkt

    Musik aus keiner Hand: Ein MINT-Instrument

    Ein Instrument, das man zum Spielen nicht anfassen darf – klingt komisch, gibts aber. Was das genau ein Theremin ist, wie es funktioniert und wie man es sich selber basteln kann, erfahrt ihr hier.

  • Anzeige
    Khaled Awad
    Schwerpunkt

    Deutsches Erdöl: aus dem Wattenmeer in den Tank

    Erdöl kommt nicht immer aus fernen Ländern. Auch vor der deutschen Nordseeküste wird Öl gefördert. SPIESSER-Autor Khaled zeichnet den Weg des Öls nach.

  • Anzeige
    Katja Schmieder
    Schwerpunkt

    Auf Vettels Spuren: Studenten im Rennfieber

    In der Formula Student sitzen Studenten hinterm Lenkrad ihres selbstgebauten Rennwagens. Sarah-Kristin vom Team Elbflorace und Georg-Friedrich vom Team TUfast erzählen, wie bei ihnen eine Rennsaison aussieht.

  • Anzeige
    Tobit
    Schwerpunkt

    FORSCHA in München: Wenn Roboter tanzen

    Letztes Wochenende war die FORSCHA-Messe in München. SPIESSER.de-Autor Tobias hat sich dort Augen und Ohren offengehalten. Denn wo sonst kann man Roboter tanzen sehen und noch was dabei lernen?

  • Anzeige
    KieselaStein
    Schwerpunkt

    Sonnenstrahlen machen glücklich – Röntgenstrahlen retten Leben

    Diesmal macht die Tour de MINT in Hamburg Halt. Die 18-jährige medizinisch-technische Radiologieassistentin Lea aus Großenrade hat uns erzählt, was sie in ihrer Ausbildung lernt, worauf es ankommt und wie man selbst MTRA werden kann.

  • Anzeige
    Coline
    Schwerpunkt

    Schiffe verschieben

    Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind langweilig?! Lasst euch mit einem kleinen Spiel vom Gegenteil überzeugen.

  • Anzeige
    Coline
    Schwerpunkt

    MI(N)T Migrationshintergrund punkten

    Mit Migrationshintergrund in einen MINT-Beruf – könnte das die Leiter zum sozialen Aufstieg sein?

  • Anzeige
    Bine
    Schwerpunkt

    Autorost ist Chemie

    In der Autostadt in Wolfsburg werden nicht nur Autos an ihre neuen Besitzer ausgeliefert. Gemeinsam können Schüler aller Altersklassen interessante Workshops besuchen und völlig neue Seiten an sich entdecken.

  • Anzeige
    Bine
    Schwerpunkt

    Lebendig und zum Anfassen

    Wem die Begriffe Endoplasmatisches Retikulum und DNA normalerweise einen Schauer über den Rücken jagen, der sollte sich im phaeno Wolfsburg umsehen, so wie SPIESSER.de-Autorin Bine.

  • Anzeige
    Coline
    Schwerpunkt

    Der schwere Weg zur Biotechnologie

    Lena ist 21 und studiert Biotechnologie. Bis dahin war es ein schwerer Weg. Doch sie hat sich durchgekämpft. Mit SPIESSER.de redet sie über ihre Studienwahl, die Schwierigkeiten und ihre Wünsche.

  • Anzeige
    dunkelbunt
    Schwerpunkt

    Physik lernt man doch nicht in der Schule!

    SPIESSER-Autorin Tine war beim „MäTa“, dem Techniktag für Mädchen in Rostock. Dort traf sie auf fußballspielende Roboter und Jean Pütz.

  • Anzeige
    klutti94
    Schwerpunkt

    Wie kann man Naturwissenschaften interessanter machen?

    Naturwissenschaften gelten bei vielen als langweilig und spießig. Doch gerade diese Berufe in den naturwissenschaftlichen Bereichen werden in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt immer gefragter sein.

  • Anzeige
    Zimmerpflanze07
    Schwerpunkt

    „Mikrotechnologie wird sehr gefragt sein“

    Johannes Flex ist 23 Jahre und arbeitet bei Bosch Solar Energy in Erfurt. Dort steht er am Ende seiner Ausbildung im Bereich Mikrotechnologie und erzählt, was ihn an diesem Beruf reizt.

  • Anzeige
    Bine
    Schwerpunkt

    Warten auf den Windkanal

    Ein Abitur in Luft- und Raumfahrt. Das klingt ungewöhnlich, gibt es aber seit 2006 an zwei Gymnasien in Bremen.

  • Anzeige
    epsle
    Schwerpunkt

    Durchstarten mit Fraunhofer

    Wer Karriere in einem MINT-Beruf machen möchte, ist auf der „MyTalent“-Website  und in den Nachwuchsförderprogrammen des Fraunhofer-Instituts bestens aufgehoben. SPIESSER.de-Autorin Eva hat sich auf deren Portal umgesehen und mit einer Teilnehmerin des „Talent Take Off" gesprochen.

  • Anzeige
    epsle
    Schwerpunkt

    Was hat Mathe mit Seifenblasen zu tun?

    Was genau hat World of Warcraft eigentlich mit Zahlen zu tun? Wenn es nach den Wissenschaftler bei „MathInside“ geht, eine ganze Menge. Mehrere hundert Schüler konnten sich in Berlin davon überzeugen.

  • Anzeige
    Janatorium
    Schwerpunkt

    Auf Kurs

    Roxana* arbeitet neben ihrem Studium bei der Deutschen Börse in Frankfurt am Main. Wie es dazu kam und was sie dort macht, hat sie SPIESSER.de-Autor Jan in einem Interview verraten.

  • Anzeige
    epsle
    Schwerpunkt

    Die richtige Chemie bei ThyssenKrupp

    Jan Koepernik, 21, macht bei ThyssenKrupp in Essen eine Ausbildung zum Chemielaboranten. Im Interview mit SPIESSER.de-Autorin Eva erzählt er von seiner vielfältigen Ausbildung.

  • Anzeige
    Fabienne Kinzelmann
    Schwerpunkt

    Einstein kennt man – aber wer ist bloß Mendelejew?

    Gibt es einen schlauen Kopf, eine besondere Person oder einen beutetenden Wissenschaftler, den ihr bewundert? SPIESSER.de wollte es genau wissen ...

  • Anzeige
    epsle
    Schwerpunkt

    Südwestmetall macht in MINT!

    Südwestmetall will uns  von Kindesbeinen an für Natur und Technik interessieren. SPIESSER.de-Autorin Eva hat sich die Website start2000plus.de angesehen und mit Geschäftsführer Stefan Küpper über MINT in allen Altersgruppen gesprochen.

  • Anzeige
    epsle
    Schwerpunkt

    Naturwissenschaften bis zum Abi – doof oder gut?

    Seit 2008 ist in Sachsen das Wahrheit geworden, was für viele wie der pure Alptraum klingt: Die Naturwissenschaften – Physik, Chemie, Biologie – müssen bis zum Abitur belegt werden. Wahlmöglichkeiten gibt es nicht mehr. Doch wie finden das die, die es etwas angeht? SPIESSER.de-Autorin

  • Anzeige
    Onlineredaktion
    Schwerpunkt

    Bettina und die Wirtschaftsinformatik

    Bettina, 22, studiert an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mannheim Wirtschaftsinformatik. Das Studium umfasst neben den Theoriephasen im dreimonatigen Wechsel Praxisphasen beim Software-Riesen SAP in Walldorf.

  • Anzeige
    epsle
    Schwerpunkt

    Zwei Studenten – gleiche Gedanken?

    Autos, Autos, Autos – und zwei junge Studenten aus Baden-Würrtemberg stecken bei Daimler Stuttgart mittendrin. Michael Schalk, Student der Inormationstechnik, und Daniela Oefele, angehende Wirtchaftsingenieurin, machen beide ein duales Studium bei der BA Stuttgart – ihre Praxisphasen

  • Anzeige
    Lilientiger
    Schwerpunkt

    Mein Roboter schmeißt den Haushalt

    Wird unsere Welt in Zukunft von Robotern regiert? SPIESSER.de traf Doktor Rashid Nawaz und Diplom-Ingenieur Christoph Lehmann von der Fakultät für Maschinenbau, Verfahrens- und Energietechnik der TU Freiberg. Die beiden arbeiten für das Institut für Automatisierungstechnik im Bereich Robotik.

  • Anzeige
    gelöschter Nutzer
    Schwerpunkt

    Superschnell in Leipzig

    Er hat den Job, von dem viele Jungs träumen: Andreas Spichalski ist mit 27 Jahren der jüngste Ingenieur im Porsche-Werk Leipzig.SPIESSER.de Autorin Melanie hat ihn über seine Arbeit ausgequetscht.

  • Anzeige
    Lilientiger
    Schwerpunkt

    "Kinder sind kleine Lernmaschinen"

    Alle sächsischen Abiturienten müssen die MINT Fächer bis zum Abi belegen. SPIESSER.de fragte den sächsischen Staatsminister für Kultus und Sport, Professor Doktor Wöller, warum das so wichtig ist.

  • Anzeige
    Lilientiger
    Schwerpunkt

    Mein Auto hat keine Abgase

    Leonardo diCaprio hat eins und alle anderen vielleicht auch bald: Ein Hybridauto. SPIESSER.de Autorin Larissa hat mit Hakim Halimi, Product Planer bei Toyota, gesprochen und sich die Hybridtechnik erklären lassen:

  • Anzeige
    donka
    Schwerpunkt

    Talente gesucht!

    Die Deutsche Telekom hat die Un-Konferenzen „Technology meets Talent“ ins Leben gerufen, eine Veranstaltungsreihe, bei der junge Technik-Interessierte mit erfahrenen Experten zusammenarbeiten. SPIESSER.de-Autorin Katrin hat sich auf einer dieser Konferenzen umgesehen.

  • Anzeige
    gelöschter Nutzer
    Schwerpunkt

    Eine Liebeserklärung an die Dampfturbine

    Gute Bezahlung, frauenfreundliches Arbeitsumfeld, Auslandserfahrungen:  Mechatronik-Ingenieurin für Turbo-Antriebe bei MAN in Oberhausen,  Angela Lohberg, erklärte im Interview mit Spiesser-Autor Moritz, warum für sie Weihnachten nicht immer auf den 24. Dezember fällt.

  • Anzeige
    Westerngitarre
    Schwerpunkt

    Ein vollautomatischer Frühstücksapparat

    Alle reden von "neuster Technik". Wir haben uns umgehört. Was sollte denn endlich mal erfunden werden?