Sport & Gesundheit

Wenn Muggel Quidditch spielen

Ihr kennt Quidditch nur aus den Harry Potter-Romanen? SPIESSER-Autorin Lotta ging es genauso – bis sie für den SPIESSER selbst an einem Quidditch-Spiel teilnehmen durfte. Ob sie auf ihrem Besen so richtig ins Schwitzen kam?

24. April 2018 - 09:59
SPIESSER-Autorin lpommeri.
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lpommeri Offline
Beigetreten: 30.09.2016

„Hier, für jeden von euch ein Besen“, Nick (21), der Co-Trainer der Binger Beasts, drückt mir eine präparierte PVC-Stange in die Hand. Einen kurzen Moment bin ich mir unsicher, ob mir das nicht doch etwas zu albern ist. Ich bin bei den Binger Beasts, einer Muggel-Quidditch Mannschaft aus Bingen am Rhein und soll heute Quidditch lernen, das Spiel, das ich in den Harry Potter Büchern so geliebt habe. Noch ehe meine Zweifel größer werden, laufen die anderen der Mannschaft auch schon vor mir los, mit den Besen zwischen den Beinen.

206 Seiten Regelwerk

Dass Quidditch ein so komplexes Spiel ist, hätte ich nicht gedacht. Im Grunde ist es wie im Buch. Es gibt zu Anfang pro Mannschaft sechs Spieler: Die drei Chaser (Jäger), den Keeper (Torwart) und zwei Beater (Treiber). Im Spiel wird in den ersten 17 Minuten mit vier Bällen gespielt: Drei Klatscher und ein Quaffel. Die Beater sind für die Klatscher zuständig und versuchen mit diesen die gegnerischen Spieler zu treffen. Wird man von einem Klatscher getroffen, muss man vom Besen „absteigen“, also den Stab hochhalten und signalisieren, dass man getroffen wurde, zum eigenen Tor zurückrennen, dieses kurz berühren und darf dann wieder „aufsteigen“ und weiterspielen. Mit dem Quaffel versuchen die Chaser Punkte zu erzielen. Beim Quidditch gibt es auf jeder Seite drei verschieden hohe Torringe, durch die muss der Quaffel geschmissen werden, um zehn Punkte zu bekommen. Dies versucht der Keeper zu verhindern.


Model: Vanessa Kibbieß

PVC-Rohre sind besonders gute Besen

„Ich zeig euch mal wie man richtig besteigt“, sagt Florian (23) während des Angriffstrainings und plötzlich fliegen von den Mitgliedern der Mannschaft die Hände in die Luft. Eine eiserne Regel bei den Binger Beasts: Wenn mehr als zwei Leute eine Aussage als zweideutig empfinden, muss der, der diese gesprochen hat, zehn Liegestütze machen.

Die Binger Beasts haben sich nach einem Uni-Sportfest 2016 gegründet. Dort hatte die Quidditch Mannschaft aus Darmstadt den Sport vorgestellt und Florian und Lukas waren so begeistert, dass sie eine Mannschaft ins Leben riefen. Der Rest kam durch Werbung an der Uni dazu, wobei nicht alle Spieler Studenten sind. Vierzig Mannschaften gibt es mittlerweile in Deutschland. Und das Ganze wird ganz schön ernst genommen und sogar teilweise live übertragen. Es gibt die Regionalliga, die Deutschlandmeisterschaften, die Europameisterschaft und die Weltmeisterschaft (dieses Jahr im Juni in Florenz). Letztes Jahr waren die Deutschlandmeisterschaften in Passau. „400 Quidditchverrückte in einer Halle“, lacht Lukas (23). Nur ein paar Mannschaften haben Sponsoren und trotzdem gibt es eine riesige und super soziale Gemeinschaft.

„Wer von euch ist Harry Potter?“

Quidditch zu lieben heißt nicht unbedingt auch ein Harry Potter Nerd zu sein. Für viele ist zwar der Zusammenhang mit den Büchern der Anfang und der Grund, sich das Spiel einmal anzuschauen, aber am Ende ist es doch die sportliche Herausforderung, die die Menschen zum Mitmachen überzeugt. „Das Spiel ist sehr divers und vielseitig“, erklärt mir Jenny (20) die Begeisterung vieler. „Jeder hat die Möglichkeit sich einzubringen und jeder wird akzeptiert.“

Trotzdem lachen viele noch über die Besen oder machen doofe Kommentare, wenn sie das Spiel zum ersten Mal sehen. Dabei wäre der Besen gerade die Krux an der Sache, meint Lukas: „Der Besen ist das Handicap, ohne Besen wäre es nur Handball auf Ringe gespielt.“ Ich muss Lukas Recht geben. Zwar war auch mir der Besen anfangs suspekt, doch nach fünf Minuten spielen bin ich so durchgeschwitzt, dass ich weiß: Dies ist ein richtiger Sport!

 

Text: Lotta Pommerien
Fotos: Christian Schneider

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