Und was haben Coca Cola, Christl Hütten, Francis Pharcellus Church und Thomas Nast damit zu tun? Die erste Frage ist nicht ganz so leicht zu beantworten. SPIESSER-Autorin Asto ist ihr trotzdem auf den Grund gegangen.
11. November 2009 - 17:06 von SPIESSER-Autorin Asto.
Auch heißt der Weihnachtsmann nicht immer Weihnachtsmann; Sinterklaas, Christkind, Väterchen Frost, all das sind Namen für die Symbolfigur des weihnachtlichen Schenkens. Sie kommen aus verschiedenen Kulturen und sind teilweise sehr viel älter als der Mann im roten Mantel. Weihnachten wurde immer als Geburt Christi gefeiert. Das Datum des 25. Dezembers stammt aus einer römischen Schrift von 336.
Erst Martin Luther bringt die Menschen auf die Idee den Kindern an Christi Geburt etwas zu schenken. Er ist 1535 der Meinung, dass die Verehrung des Heiligen Nikolaus von Myra weichen muss und will die Aufmerksamkeit der Kinder so auf Christus lenken. Viele katholische Familien feiern jedoch weiterhin den Nikolaustag. So war es also erst der Nikolaus, der den Kindern Geschenke brachte, dann das Christkind.
Doch mit den Jahren entstehen Geschichten über einen alten Mann, der durch die Wälder zieht und Geschenke, aber auch eine Rute bei sich hat. Er beschenkt nur die guten Kinder, die bösen werden bestraft. Woher kommt auf einmal dieser alte Mann? Nikolaus von Myra ist durchaus alt dargestellt, er erscheint auf vielen Wappen verschiedener Ortschaften und Gebiete im Nord-östlichen europäischen Bereich, doch hier ist er ein vornehmer Priester, kein Mann, der sich alleine mit einem Pferd durch den Schnee kämpfen würde, um Kinder zu beschenken. Das Christkind hingegen, wird als Jüngling dargestellt mit blondem Haar und in goldenem Gewand. Vielleicht ist der Weihnachtsmann auch Josef, Jesus Vater. Auf vielen byzantinischen Abbildungen der Geburt Jesu ist er als alter Mann mit Mantel zu finden, der über das Geschehen zu wachen scheint.
Wer hat ihn erfunden?
Zu dem alten, leicht dicklichen Mann im roten Mantel und mit langen weißen Bart kommt die Welt allerdings erst 1931 durch Haddon Sundblom. Er ist Angestellter des Coca Cola-Konzerns und soll für eine Werbekampagne den Mythos zur Figur machen. Später wird Coca Cola sich damit brüsten, den modernen Weihnachtsmann erfunden zu haben.
Hier allerdings kommt Christl Hütten ins Spiel und auch Thomas Nast. Christl Hütten ist eine ältere Dame, die hier in Deutschland lebt und alte Postkarten sammelt. Sie besitzt seit etwas mehr als 30 Jahren eine Postkarte, auf der zwei Engel und ein alter Mann in rotem Mantel und mit Spielzeug in der Hand zu sehen sind. Die Karte ist 1897 verschickt worden. Wer sie wann gezeichnet hat, weiß Frau Hütten leider nicht. Sie hat die Karte auf dem Flohmarkt erworben. Klar wird allerdings, dass sie dem Coca Cola Konzern damit einen Strich durch die Rechnung macht, denn sie sind somit eindeutig nicht die Erfinder des Weihnachtsmannes.
Ja, es gibt ihn!
Der Erste, der den Weihnachtsmann in rot und weiß darstellte war wohl Thomas Nast. Er emigrierte 1846 in die USA und zeichnete 1863 während des amerikanischen Bürgerkrieges für das Magazin Harpers Weekly einen alten Bärtigen Mann, der die Soldaten von einem Schlitten aus beschenkte.1897 geht bei der New York Sun ein Brief ein und soll von dem Redakteur Francis Pharcellus Church beantwortet werden. Die kleine Virginia fragt ihn hierin, ob es den Weihnachtsmann wirklich gäbe, denn ihre Freunde würden daran zweifeln und hielten sie für kindisch, weil sie an dieses Märchen glaube, auch bittet sie ihn ehrlich zu sein.
Francis Pharcellus Churchs Antwort ist überzeugend und wird bis 1950 und damit dem Ende der New York Sun, jedes Jahr wieder veröffentlicht. Er antwortet ihr (in gekürzter Fassung): „Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann. Er existiert so zweifellos wie Liebe und Großzügigkeit und Zuneigung bestehen, und du weißt, dass sie reichlich vorhanden sind und deinem Leben seine höchste Schönheit und Freude geben. O weh! Wie öde wäre die Welt, wenn es keinen Weihnachtsmann gäbe. Sie wäre so öde, als wenn es dort keine Virginias gäbe. Es gäbe dann keinen kindlichen Glauben, keine Poesie, keine Romantik, die diese Existenz erträglich machen. Wir hätten keine Freude außer durch Gefühl und Anblick. Das ewige Licht, mit dem die Kindheit die Welt erfüllt, wäre ausgelöscht.“
Fliegende Rentiere statt Santa Claus?
Die moderne Welt macht aus dem Weihnachtsmann einen alten Mann, der das ganze Jahr über in seiner Fabrik am Nordpol von kleinen Elfen Geschenke für alle Kinder diese Welt produzieren lässt. Erst am 24. Dezember bricht er in einem von Rentieren gezogenen Schlitten auf und besucht in einer Nacht die ganze Welt, jedes Haus in dem ein Kind schläft und legt Geschenke unter den Weihnachtsbaum.
Doch nicht alles hat unsere Filmindustrie erfunden. Zumindest die Namen seiner Rentiere stehen schon seit 1822 fest. Das anonym verfasste Gedicht Twas the Night before Christmas erzählt von der Nacht vor dem Morgen des 25. Dezembers und von St Nicholas der folgendes ruft: "Now Dasher! now, Dancer! now, Prancer and Vixen! On, Comet! On, Cupid! on, on Donner and Blitzen! To the top of the porch! to the top of the wall! Now dash away! Dash away! Dash away all!"
Alles in allem kann man sagen, dass der Mensch sich den Weihnachtsmann ausgedacht hat, wie er Jesus zum Heiligen erklärt hat. Ein Mythos, der viele Kinder jedes Jahr wieder strahlende Augen bekommen lässt, aber auch für Stress in der Vorweihnachtszeit führt und zum Mittel des Kapitalismus wurde. Eine Frage bleibt allerdings: Gibt oder gab es so einen Mann wirklich? Ich meine, man kann sich viel ausdenken - aber fliegende Rentiere?
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