SPIESSER Bildungsweg

Wohnst du schon oder suchst du noch?

Jeder, der bereits eine eigene Wohnung gesucht hat, weiß, dass das ganz schön schwierig werden kann. So schwer wie SPIESSER-Autorin Dana haben es aber glücklicherweise wenige.

19. February 2014 - 14:47
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Juhu, endlich Studentin! Alleine wohnen, WG-Parties, Schlafen bis in die Puppen, kurz: Freiheit. Diese frohen Erwartungen schwirrten in meinem Kopf als ich die Zusage meiner holländischen Wunsch-Uni im Briefkasten fand. Dank eines dreimonatigen Praktikums und einem ausschweifenden Urlaubs mit den Freunden wurden meine Eltern zwei Wochen vor Studienbeginn dann doch langsam nervös. Denn: Ich hatte noch keine Wohnmöglichkeit in Utrecht.


Utrecht ist eine historische Stadt mit der
größten Uni der Niederlande.

Nachdem ich über kostenpflichtige Wohnungs-Websites unzählige Nachrichten an unzählige Vermieter verschickt hatte, ergatterte ich tatsächlich einen Besichtigungstermin. So gurkte ich eines Morgens im alten Volvo meiner Mutter mit zerknitterten Google-Maps-Ausdrucken auf dem Schoß vier Stunden lang über die Autobahn nach Utrecht. Das Zimmer im Studentenhaus war so groß wie ein Mauseloch und der Rest des Hauses ziemlich heruntergekommen. 20 Mitbewerber und ich durften einen Blick in das Zimmer werfen und mussten dann einen Brief an den Vermieter aufsetzen, warum ausgerechnet wir das Zimmer bekommen sollten. Alles umsonst, ich bekam es nicht.

Zum Studienbeginn musste ich schließlich in einem Hostel einchecken, in dem ich mit 13 fremden Menschen auf dem Zimmer schlief. Während die anderen Hotelgäste ihren Partyrausch ausschliefen, musste ich mich aus dem Zimmer schleichen, damit ich pünktlich um 8 in der Uni war. Nach wenigen Tagen zog ich in ein anderes Hostel um, da neue Gäste mein Bett gebucht hatten. So teilte ich zwei Tage lang das Zimmer mit einem britischen Vater-Sohn-Gespann und zwei bulgarischen Partylöwen.

Besonders gruselig: Die Besichtigung der Wohnung eines älteren Mannes mit schlechten Zähnen, der ein freies Zimmer in seiner ansonsten vollgestopften Wohnung frei hatte. In seinem Wohnzimmer stand eine lebensgroße Kinderpuppe auf dem Tisch. Ich versprach artig mich zu melden, doch war heilfroh, als die Tür hinter mir zugefallen war und ich die andere Straßenseite erreicht hatte!

Im dritten Hostel wälzte ich mich nachts unruhig im unbequemen Stockbett bis das fleckige Laken verrutschte und ich auf einer Ledermatratze davon träumte, obdachlos als Studentin unter einer Brücke zu leben und meine Hausarbeiten im Schein einer Straßenlaterne handschriftlich erledigen zu müssen.


Für einen Kurztrip ganz nett, auf die Dauer
echt anstrengend: Hostelhopping

Schließlich, nach drei Wochen Nomaden-Dasein, ein Lichtblick: Eine Kommilitonin bot mir an, mit ihr in ein Haus zu ziehen, das ihre Eltern kaufen und in ein Studentenhaus umwandeln wollten. Dankbar sagte ich ihr zu. Bis zum Einzug würde es jedoch noch zwei Monate dauern. Ich meldete mich auf die Anzeige einer Frau hin, die ein Zimmer in ihrer Wohnung für kurze Zeiträume an Studenten vermiete.

Ich zog in ihre Wohnung im Utrechter Ghetto ein. Die Miete war so hoch, dass ich das Gefühl hatte, die Wohnung alleine zu bezahlen. Alledings sollte ich bitte nicht den Herd benutzen, der spinne ein bisschen rum. Die Vermieterin lief stets entweder barfuß oder in Flip-Flops durch die Wohnung. So flipfloppte sie auch ins Bad um zu duschen und um danach ihre Unterhosen auf dem Boden liegen zulassen.

Ironischerweise endete meine verzweifelte Suche wenige Tage, nachdem ich das tolle Angebot von meiner Kommilitonin bekommen hatte. Die schöne Stadt Utrecht und ich hatten einen schlechten Start gehabt, und auch an der Uni fühlte ich mich nicht wohl. Ich beschloss, zurück nach Deutschland zu ziehen und in Siegen Medienwissenschaft zu studieren. Von einem Tag auf den anderen ließ ich Holland hinter mir und fand nur zwei Tage nach Studienbeginn in Siegen eine WG mitten in der Innenstadt.


Autobahnschild in Richtung Siegen

Was ich daraus gelernt habe? Vielleicht sollte man öfter mal auf seine Eltern hören und sich in einer Studentenstadt früher um ein Zimmer bemühen. Als kleiner Chaot, der Dinge gern locker angeht, werde ich aber wohl auch in Zukunft die Tage verstreichen lassen und mich erst in letzter Sekunde um eigentlich wichtige Dinge kümmern. Vielleicht habe ich dann Glück, vielleicht Pech – und vielleicht ist das dann ein Zeichen. Es war die richtige Entscheidung, aus Utrecht weg zu gehen. Mal läuft man in die falsche Richtung - aber das ist völlig in Ordnung. Dann öffnet auch vielleicht eine andere Tür... Und man kann einziehen!

Text: Dana Marie Weise
Foto: flickr-User bluinfaccia (CC BY 2.0), Peter_Leyland60  (CC BY-ND 2.0), Andy1967x  (CC BY-ND 2.0),Dolarz (CC BY 2.0)

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