Meinung

Zeit für neue Lösungen

Für mich stand mein Wunschstudiengang an meiner Wunschuniversität eigentlich schon lange vor dem Abschluss fest: Medien- und Kommunikationswissenschaften in Leipzig. Als es dann schließlich ans Bewerben ging, sah ich jedoch den Numerus Clausus (NC) des gewünschten Studiengangs.

30. August 2015 - 12:01
von SPIESSER-Autorin happy.hippie60.
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happy.hippie60 Offline
Beigetreten: 18.08.2015

Damit war mir gleich klar, dass meine Chancen zumindest für Leipzig eher schlecht als recht waren. Daher hatte ich mich direkt an mehreren Unis, in ganz Deutschland, auf ähnliche Studiengänge beworben, ganz nach dem Motto: Da wird mich schon wer nehmen. Doch Pustekuchen! Trotz zwei Wartesemester, die ich mir anrechnen lassen konnte, kamen nur Absagen ins Haus geflattert. Mir persönlich hat die NC-Sache einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber mal ehrlich, ist das denn gerecht? Wie kann es sein, dass eine so kleine unbedeutende Zahl über unsere Zukunft entscheiden soll?

Zwei Jahre später hat sich noch immer nichts geändert. Für mich ist es zwar nicht mehr so relevant, trotzdem kommt bei diesem Thema immer wieder der Ärger von damals hoch. Nicht nur die Tatsache, dass die Note in einem bestimmten Fach oft mit dem Lehrer steht und fällt, zeigt mir: Eine Zulassung aufgrund des Abischnitts kann nicht gerecht sein. Zudem hat jeder Mensch seine Stärken und Schwächen, womit ich gleich zum nächsten Problem komme:  Jede Note zählt bekanntlich am Schluss in die Gesamtnote. Jemand, der Medizin studieren möchte und entsprechend gute Leistungen in Bio, Mathe oder Chemie bringt, kommt allerdings trotzdem nicht rein, weil der Schnitt vielleicht von Fächer, wie Kunst; Musik oder Französisch gedrückt wird. Ich bezweifle allerdings, dass jeder mit einem Abi von 1,0 tatsächlich ein besserer Arzt wird, als jemand mit einer 2,0, der eine große Leidenschaft für sein zukünftiges Fach hat. Noten zeigen zwar den Wissenstand eines Abiturienten, sagen jedoch weniger etwas über die tatsächliche Intelligenz oder die Eignung zum Studium aus.

Doch es geht nicht nur um die einzelnen Noten. So ist beispielsweise ein Berliner Abitur nach wie vor nicht mit einem Abitur aus Sachsen-Anhalt oder Bayern vergleichbar. In meinem Studium habe ich geschockt festgestellt, dass Mathe (als Hauptfach wohlgemerkt!) in vielen Bundesländern zwar bis zur 12. Klasse belegt wird, eine mündliche oder schriftliche Prüfung jedoch nicht zwingend abgelegt werden muss, wie es zum Beispiel bei mir in Sachsen-Anhalt der Fall war. Wie kann das denn sein? Da wundert es doch überhaupt nicht, dass der ein oder andere einen besseren Schnitt als ich hatte und somit den Studienplatz bekam, den auch ich gern gehabt hätte. Einfach ungerecht!

Für die „Hardcore“-Menschen, die unbedingt diesen einen Platz in dieser einen Stadt wollen, gilt also entweder Geduld haben oder einklagen, was jedoch ein langwieriges Verfahren werden kann. Dies soll in der Tat funktionieren und häufig reicht allein die Androhung einer Klage. Doch muss das wirklich sein? Sollten dann doch alle Stricke reißen, gibt es immer noch die Möglichkeit, dem NC zu „entfliehen“ und im Ausland zu studieren. Länder wie Österreich, die Niederlande oder Dänemark, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, haben meist spezielle Aufnahmeverfahren statt NC.

Das System des Numerus Clausus hat also mehrere Mängel, die das Ganze meiner Meinung nach nicht länger tragbar machen. Ich verstehe natürlich die Idee dahinter, nämlich überlaufene Studiengänge zu vermeiden und ein qualitativ hochwertiges Studium zu garantieren – ergibt Sinn. Doch diese Art von Auswahlverfahren ist weder gerecht, noch werden dadurch die qualifiziertesten Leute ausgewählt. Es gilt neue Lösungen zu finden, die für alle fair sind, sei es durch aufwendige Gespräche oder spezielle Tests im Voraus. Interessant finde ich die Idee, die Hälfte der Bewerber über den NC zuzulassen und die andere Hälfte mit Hilfe eines Tests auszuwählen, an dem jeder mit abgeschlossenem Abitur teilnehmen kann. Dies wäre zumindest ein Lösungsansatz, der einem Teil der Abiturienten eine faire und reelle Chance auf ihren Wunschstudiengang gibt – Oder was denkt ihr?

Text: Anne Nentwig

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Kommentare

Zwei Kommentare
  • Frenchi,
    danke für deine eigenen Erfahrungen und den sehr interessanten Denkanstoß!

  • Ich kann dich verstehen! Das Abitur ist die sogenannte "Hochschulzugangsberechtigung", doch berechtigt sie durch die Abschlussnote viele junge Menschen nicht das zu studieren, für was sie sich interessieren. Ich finde das sehr schade, da der Staat so, nach meiner Meinung, viel Potenzial an Motivation, Interesse und Innovation verliert. Ich kenne mich nicht gut genug aus, woran der Haken ist, dass es z.B. In Österreich ohne den NC funktioniert und in Deutschland nicht, auf jeden Fall hier nicht umgesetzt wird.. In meinem Studiengang sind viele auch nur durch ein Nachrückverfahren angenommen worden.. aber jedes Bundesland, jede Universität, alles wird verschieden geregelt. Abhilfe soll ja angeblich das Portal "Hochschulstart" leisten, worüber in ein paar Jahren sich alle bewerben sollen.. Vielleicht wird es damit gerechter.. Und zum Abitur: Es gibt ja auch Länderübergreifende Prüfungen, aber allein, dass jede Schule für sich korrigiert, macht es das alles auch wieder hinfällig.. aber da kommt auch in einem die Frage auf, was für ein Aufwand für die Gerechtigkeit da gerechtfertigt ist?

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