Ida, 15: Regeln statt Haut
Ich kenne so viele Leute, die den Sommer lieben. Er bedeutet für sie Sonne, Spaß und Ferien. Dafür trainieren sie schon nach dem Weihnachtsschlemmern für eine Bikinifigur und bei den ersten Frühlingssonnenstrahlen wird kräftig geshoppt.
Aber wenn es Bikinifigur heißt, dann zeigt sie auch bitte nur im Bikini! Und in den Läden gibt es tausend Klamotten, in denen ihr bedeckt genauso toll ausseht, wie die Models auf den Plakaten.
Denkt mal daran, dass ihr nicht die ganze Zeit über im Freibad seid, wo gefühlt alle auf euer Dekolletee, den Bauch und Po achten. Die Hälfte der Sommermonate seid ihr in der Schule. Auch wenn die Hitze es einem schwer macht, sich zu konzentrieren, kann man sich zusammenreißen – auch was den Kleidungsstil angeht. Die Lehrer halten die Temperaturen schließlich auch aus.
Und dazu noch Vorwürfe, dass ihre Blicke nur in den Ausschnitten der Mädchen hängen. Aber wo sollen sie hingucken, wenn vor ihnen nur nackte Haut aufblitzt? Auf Pobacken, die förmlich aus dem, was als Hose bezeichnet wird, heraus fallen? Es bringt nun mal keine besseren Noten, wenn man sich in zarte Spitze hüllt.
Einige Schulen in Stuttgart, Würzburg und Heidenheim haben deswegen jetzt Maßnahmen ergriffen. Dass sie ihren Schülern angemessene T-Shirts geben, finde ich falsch. Der Erziehungserfolg bleibt aus, weil sich Schülerinnen und Schüler nicht die Mühe machen über ihre Kleidung nachzudenken, da sie sie ja eh bekommen. Und die Schule bleibt auf den Kosten sitzen. In der Schulordnung sollte klar geregelt sein, wie die Kleidung auszusehen hat oder es sollte gleich eine Schuluniform geben.
Ich verstehe, dass es bei 35° unangenehm ist, vollgeschwitzte Sachen auf der Haut kleben zu haben. Aber ist es angenehmer seinen kompletten Körper, der wohlgemerkt nicht bei jedem Idealmaße hat, zu präsentieren? Die Mädchen machen ein Riesendrama, wenn die Tür der Sportumkleide nur einen Spalt breit offen steht und eventuell ein Junge rein gucken könnte. Aber ist es etwas anderes, wenn ihr in schlüpferartigen Hosen und mit besseren BHs als T-Shirts rumlauft?
Der Sommer ist auch nur eine von vier Jahreszeiten und kein Ausnahmezustand, in dem man die Gesellschaft völlig ignorieren und so wie Gott uns schuf rumlaufen kann, nur weil einem „ach so heiß“ ist. Das gilt auch für die Schule.
Teaserbild: Moritz Rakutt
Üwen, 19: Diskriminierung pur
Ich bin dagegen, dass Lehrer ihren Schülern vorschreiben, was sie anzuziehen haben. Ein Hotpants-Verbot, wie das der Realschule in Altheim, ist aber kein Einzelfall. Auch am Heidehof-Gymnasium in Stuttgart ist das Tragen von aufreizender Kleidung verboten. Für den Fall, dass ein Schüler mal mit leichterer Bekleidung im Unterricht sitzen sollte, müssen die Schüler T-Shirts mit dem Schullogo in Übergrößen anziehen.
Schaut man in die soziale Netzwerke, wird schnell klar: Unsere Generation fühlt sich angegriffen - und das völlig zurecht. Dieses Verbot ist meiner Meinung nach ein Eingriff in die persönliche Freiheit des Menschen. Fakt ist, dass eine dritte Person, in diesem Fall die Schule, bestimmt, was du für Kleidung tragen darfst und was nicht. Aber bisher gibt es keine konkreten Vorschriften, was die Bekleidung in der Schule betrifft.
Laut dem Kultusministerium Baden-Württemberg soll es aber Schulen erlaubt sein, einzugreifen, wenn Schülerinnen beispielsweise aufreizende Kleidung tragen und dadurch der Schulsegen schief hängt. Doch wann ist das der Fall? Wenn die Jungs anstatt zur Tafel zu schauen, sich lieber die Vorderfrau anschauen? Das halte ich für diskriminierend.
Speziell Mädchen geht dieses Verbot gegen den Strich und sie fühlen sich auf ihren Körper reduziert. Doch gibt es für sie heutzutage kaum alternative Kleidungsstücke. Meistens hängen neben Hotpants nur kurze Röcke und tief ausgeschnittene Kleider. Ist das ein besseres Schuloutfit? Nein. Somit bleibt nur das Tragen von langen Hosen, was eine wahre Qual bei den heißen Temperaturen der letzten Tage ist. Ich spreche da aus Erfahrung.
Die Diskussion über das „Hotpants-Verbot“ ist unfair. Denn wenn ein Junge im Muskelshirt oder in kurzer Hose im Unterricht sitzt, wird dies nicht als aufreizend oder störend bewertet.
Sollte man in Stuttgart und Altheim wirklich ein Problem mit der Bekleidung der Schüler haben, sollte die Schulleitung eventuell über das Einführen einer Schuluniform nachdenken. Das wäre immerhin gerecht und würde sich nicht nur gegen die Schülerinnen richten.
Eins ist klar: Spätestens jetzt hat die Altheimer Realschule für einen schiefhängenden Schulsegen gesorgt.
Das Hotpants-Verbot ist verdammt diskriminierend, weil es sich, wie so oft, nur gegen die Mädchen richtet. Bei den Kerlen hängt die Hose in den Kniekehlen, die Boxershorts für jeden zu sehen und niemand stört sich dran, aber hauptsache, Mädchen dürfen im Sommer keine kurzen Hosen tragen. Und wie kurz diese sind, hängt im Übrigen von der Modeindustrie ab. Wenn man hier jemanden beschuldigen will, dann doch bitte diese. Schließlich will man(n) ja, dass Frauen sexy aussehen, aber bloß nicht zu sexy, das ist dann ja gleich schon wieder "billig". Na was denn nun, liebe Gesellschaft?
Bei diesen Verboten "aufreizender" Kleidung geht es allein darum, die Bildung der Jungen zu gewährleisten (die ja angeblich null Selbstbeherrschung besitzen und sabbernd auf ihrem Stuhl hängen.. das ist auch eine ziemlich miese Unterstellung, wenn man mal drüber nachdenkt), das Wohlergehen der Mädchen interessiert niemanden. In manchen Schulen geht das ja sogar soweit, dass Mädchen vom Unterricht ausgeschlossen werden, wenn sie sich nicht "angemessen" kleiden. Hallo, geht's noch?
(Noch ein kurzer Zusatz: Egal ob jemand "Idealmaße" hat oder nicht, er darf anziehen, was er will. Punkt.)