Brief an …

Brief an... die Trennung

SPIESSER-Autoren schreiben Briefe. Diesmal hat Katharina der Trennung etwas zu sagen.

03. March 2012 - 12:05
SPIESSER-AutorIn Katharina89.
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Katharina89 Offline
Beigetreten: 21.02.2012

Liebe Trennung....

Für Frischverliebte bist du das böse Ungeheuer, der feuerspeiende Drache, der sie nie erwischen wird. Alleine die Vorstellung, den geliebten Menschen zu verlieren, ruft Angstschweiß hervor. „Uns passiert das nicht, das hier ist für immer!“, sagen wir uns. Es ist die Phase, in der man die Hochzeit plant, die in den meisten Fällen nie stattfindet, sich Namen für Kinder überlegt, die es nie geben wird.

Irgendwann bekommt die heile Welt Risse, das ach so böse Wort mit „T“, fällt im Streit: „Wenns dir nicht passt, dann trennen wir uns eben!!" Doch Streitigkeiten kommen in fast allen Beziehung vor, auch denen, die schon sehr lange bestehen und das wahrscheinlich auch weiterhin tun werden. Wir verlieren die rosarote Brille, erkennen Dinge am anderen, die uns vorher nicht aufgefallen sind. Doch wir lieben, wir sind optimistisch, wir können damit leben. Schließlich soll es ja mal die kleine Leonie geben.

Doch irgendwann fragen wir uns, ob wir wirklich damit leben können. Ob die ehrgeizige Frau wirklich für immer mit jemanden zusammen sein will, der den Arsch nicht hochbekommt. Ob der Weltenbummler wirklich so gut mit der Frau beraten ist, die ihren Heimatort noch nie verlassen hat und in die Einbauwohnung im elterlichen Haus einziehen will. Der schlimmste Punkt ist erreicht, wenn wir merken, dass wir noch nicht mal mehr diskutieren brauchen, weil beiden so klar ist, dass es nichts mehr bringt, zu streiten.


Nix mehr mit ewiger Liebe

Aber selbst, wenn uns im tiefsten Herzen klar ist, was wir zu tun haben, liebe Trennung, ist es dennoch nicht so leicht mit dir. Manchmal hat man Jahre zusammen verbracht, ist an den anderen gewöhnt, oft ist der Partner die engste Bezugsperson. Pläne, die zerplatzen wie ein Luftballon. Die Angst, dem anderen wehzutun, den man doch so gerne mag. Die Wut, warum nicht alles einfach gut sein kann. Selbstzweifel, ob wir nicht einfach dankbar sein sollten, jemanden zu haben, der uns liebt. Ein Rückfall in trotziges, unselbstständiges Kleinkindverhalten. „Was mache ich denn dann an den Wochenenden immer? Wem kann ich alles erzählen?“

Bis uns auffällt, dass auch das nur noch aus Gewohnheit besteht, wir es gar nicht mehr schön finden, jedes Wochenende das gleiche zu machen und nichts mehr zu erleben. Dass wir vielleicht Lust haben, den süßen Kerl oder das coole Mädel aus der Uni näher kennenzulernen. Und dass es uns nicht mehr wirklich interessiert, was der andere so zu sagen hat. Und dann, liebe Trennung, ist deine Zeit gekommen. Und egal wie dein Auftritt so aussieht, immer fühlt er sich falsch an. Das ist wohl deine prägnanteste Eigenschaft.

Und nun? Deine Nebenwirkungen sind: Verlorenheit, verheulte Taschentücher, tausend Gespräche mit Freunden. Tausend Griffe zum Telefon, das man doch wieder weglegt. Aber du bist auch: Rausgehen, neue Leute kennen lernen, mal wieder richtig über die Strenge schlagen. Und wenn wir dann morgens um 3 Uhr angetrunken in irgendeinem Club zum Lieblingslied die Arme hochreißen und aus voller Kehle mitsingen, begreifen wir, dass wir auch ohne Partner glücklich sein können, spüren uns selbst wieder und merken, dass wir niemanden brauchen, um uns über ihn zu definieren. - Liebe Trennung, man kann dir vieles vorwerfen, und du bist nicht schön. Aber du bist eben nicht nur ein Ende, sondern auch ein Neuanfang.

Dennoch in tiefster Hoffnung, dir nicht mehr allzu oft zu begegnen,  

deine Kathy 

 

Foto: Pia Leykauf / www. jugendfotos.de                             

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Kommentare

13 Kommentare
  • "sich Namen für Kinder überlegt, die es nie geben wird" - immernoch besser als dass es Kinder gibt, für die man sich noch keine Namen überlegt hat. :D

    Sehr schicker "Brief an..." und das, was die Vorredner hier kritisieren kannst du mit einem Handwink abschütteln.
    Menschen sind sehr wohl und sehr gut allein glücklich. Eine Beziehungvorstellung "ichichich" lese ich nicht raus. Vielmehr, dass man mit seinem Leben zufrieden sein muss, bevor man jemand anderen zufrieden stellen kann.
    Wer "wir" immer vor "ich" stellt, kommt damit auch nicht weit.

    Von daher vollsten Respekt für den guten Brief und Daumen hoch für deine Ansichten.

    Die lebensweisende Band Wizo singt ja schon: "Lieber ein Unglück das vertraut ist, als ein Zustand den du dich nicht kennst."
    Schade, irgendwie.
    Und menschlich ...

  • geschrieben !
    Kann man direkt mitfühlen.

    Dickes Lob !

  • Deine Beziehungsvorstellung besteht ja fast nur aus IchIchIch-Gedanken ..? o.o

  • Deine Gedanken zu dem Thema finde ich interessant,
    in einigen Dingen kann ich dir zustimmen, jedoch nicht in allen.
    Natürlich, da stimm ich dir zu, kann man alleine glücklich sein, wobei natürlich richtig ist, dass sich jenes unterschiedlich definieren lässt.
    Aber irgendwie sucht doch jeder letztendlich nachdem was uns Hollywood so glaubhaft verkauft oder?
    Nach irgendjemanden, in dem man sich selbst wiedererkennt, oder eben auch gar nicht.

  • weil du keinen Partner hast bist du noch lange nicht allein. Auch die "jungen Menschen" von denen du grad schreibst sind nicht allein. Sie haben ihre Freunde, Familie, Klassen-/Studienkameraden und die ganze Stadt um sich herum. Man braucht nur rauszugehen und man lernt neue Leute kennen.
    Allein ist niemand. Nur muss das erst bemerkt werden.

  • das Kleingedruckte das Artikels, das sagt *gilt nur für 25-Jährige
    :)

  • Da schließ ich mich an :)

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