Clubtour 2016
Ursprünglich kommst du aus dem Pflegebereich – wie kam’s zum Wechsel in die Radiobranche?
Schon als Kind fand ich das Radio und die Moderatoren richtig cool! Nachdem ich im Pflegebereich alles erreicht hatte, was ich wollte, habe ich nach neuen Herausforderungen gesucht. Durch Zufall geriet ich in einen Webradio-Chat. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht einmal, dass es so etwas gibt.
So surfte ich immer öfter nach meinem Feierabend in diesem Chat und wurde irgendwann vom Leiter des Webradios angesprochen. Er fragte mich, ob ich nicht auch einmal eine Sendung moderieren will. – Mein Kindheitstraum vom Radio lebte neu auf und ich wusste: Das will ich unbedingt machen!
Als Radiomoderator hat Jochen schon so einige
populäre Musiker getroffen, wie z.B. Silbermond...
Foto: © Jochen Ringl
Woher kommt denn deine Leidenschaft für Musik und insbesondere für junge Künstler?
Musik hat mich eigentlich mein ganzes Leben lang begleitet, nur habe ich lange Zeit gedacht, „Newcomer“ machen keine richtige Musik. Nachdem ich 2003 meinen ersten eigenen Sender, der sich für benachteiligte Menschen einsetzte, gegründet hatte, haben viele Bands ihre Musik an mich und mein Team geschickt. Ich habe sie zunächst nicht weiter beachtet und einfach nur abgespeichert.
Erst nach vielen Monaten und ungefähr 300 Bandbewerbungen habe ich mir ein Herz gefasst und mich hingesetzt, um einfach mal reinzuhören – und war total begeistert.
Wie ist das „NewcomerRadio Deutschland“ entstanden?
Durch meine Begeisterung für die eingesendeten Bewerbungen, gründete ich das NewcomerRadio Deutschland. Hier geben wir Künstlern eine Plattform, um sich zu präsentieren. Heute ist NewcomerRadio Deutschland in insgesamt 32 Ländern zu hören, zum Beispiel in Russland, den USA, aber auch Spanien oder Portugal.
Anfang 2013 gründete ich mit Partnern das Projekt „Gemeinsam für den Newcomer“. Dieses Projekt möchte Radiosender auf Newcomberbands aufmerksam machen. Für dieses Engagement wurden wir letztes Jahr beim Innovationspreis-IT der Initiative Mittelstand ausgezeichnet. Durch dieses Projekt gilt NewcomerRadio Deutschland heute als eines der führenden Radio- und Medienportale für den Newcomer-Bereich mit über 40 angeschlossenen Radiosendern aus Rundfunk und Internet.
Warum liegen dir Newcomer so sehr am Herzen?
Meine eigene Geschichte, dass ich meinen Traum vom Radiomoderator nicht nur geträumt, sondern auch dafür gekämpft habe, verbindet mich mit den Newcomern, die ebenfalls an sich und ihren Traum glauben.
Außerdem leitest du die „AgenturMMM-Artist-Management“. Was genau macht deine Agentur?
Wir unterstützen Newcomerbands aus ganz unterschiedlichen Bereichen, z.B. Pop, Rock, aber auch Metal oder Gothic. Wir sind dabei fürs Management und dank des NewcomerRadio Deutschlands für die Radio-Promo zuständig. Außerdem kümmern wir uns um das Booking und veröffentlichen auch ein Musikmagazin. Bald soll sogar ein eigenes Newcomer-Label „MMM-Records“ entstehen.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Managementagenturen setzen wir im Aufbau einer Band bei den Menschen an, die hinter dem Musikprojekt stehen. Mir und meinem Team ist es wichtig, regelmäßig mit den Künstlern zu kommunizieren, sie für die Musik- und Medienbranche fit zu machen und sie so oft es geht persönlich zu treffen, um dadurch Vertrauen in der Zusammenarbeit aufbauen zu können.
... oder auch Joris.
Foto: © Jochen Ringl
Welche Möglichkeiten gibt es für neue Bands, um mit deiner Agentur in Kontakt zu kommen?
Als erstes können sich Bands ganz einfach per Email an Info@mmm-artist-management.de bewerben und uns ihre Bandgeschichte, Kontaktdaten und einen Link zu ihrem Projekt zuschicken. Von uns gibt’s dann ein professionelles Feedback, wie wir den Weg der Band einschätzen würden. Das ist wichtig für die Bands, um sich weiterentwickeln zu können. Ob die Künstler dieses Feedback in den Müll schmeißen oder den Weg mit der AgenturMMM gehen wollen, ist für uns erst einmal nicht relevant.
Ist es heutzutage schwieriger, als Newcomer auf sich aufmerksam zu machen?
Zunächst einmal werden den Bands im Zeitalter des Internets mehr Möglichkeiten geboten.
Wie sinnvoll diese sind, sei erst einmal dahingestellt.
Durch die vielen Plattformen, auf denen täglich tausende neue Songs hochgeladen werden, ist es jedoch für eine Band auch schwieriger, sich am Markt zu positionieren. Gute Musik alleine reicht da oft nicht mehr aus. Um sich von den anderen Bands abzuheben, sind ein ordentlich geführtes Netzwerk, eine professionelle Außendarstellung, Struktur und Organisation erforderlich.
Was würdest du deutschen Newcomerbands raten?
Macht das, wofür euer Herz schlägt und lasst euch professionell betreuen. Lasst euch außerdem nicht verbiegen – Authentizität ist das, was euch Menschen auch vor der Bühne abnehmen. Bewerbungen sollten außerdem mediengerecht aufbereitet sein: Ein seriöses Auftreten ist wichtig, sowohl in E-Mails als auch bei angehängten Pressemappen oder ähnlichem. Ihr wollt schließlich etwas von den Medien – nicht die Medien von euch!
Interview: Mireille Huditz
Teaserfoto: Anja Nier