Lena, 22: „Schweinefleisch für Integration“
Die Forderung der CDU nach einer Pflicht, die Kantinen dazu zwingt Gerichte mit Schweinefleisch zu servieren, wurde in den letzten Wochen heiß diskutiert. Die Mehrheit der Medien jedoch hatte nur Hohn und Spott für diesen Vorschlag übrig. Doch ist die geforderte Schweinefleischpflicht wirklich so lächerlich?
Heutzutage nehmen Schulen und Kitas Rücksicht auf Kinder muslimischen oder jüdischen Glaubens, indem sie nach und nach Schweinefleisch von ihren Speiseplänen streichen. Schließlich gehört Toleranz zu Deutschland. Das heißt aber auch, dass unsere Essgewohnheiten genauso toleriert werden sollten. Natürlich soll kein Moslem oder Jude gezwungen werden, Schweinefleisch zu essen. Aber wir sollen im Umkehrschluss auch nicht gezwungen werden, darauf zu verzichten.
Da in öffentlichen Kantinen eine breite Vielfalt an Gerichten serviert wird, hat jeder jeden Tag aufs Neue die Möglichkeit zu wählen, was er essen möchte, ohne dass dabei am Ende Schweinefleisch auf dem Teller landen muss. In den meisten Kantinen stehen mittlerweile sogar vegetarische, vegane und laktosefreie Angebote auf dem Speiseplan.
Trotzdem gehört Schweinefleisch genauso zu Deutschland wie das Brandenburger Tor zu Berlin. Man denke nur an Schnitzel, Schweinemedaillons und den Sonntagsbraten von Mutti.
Kurzum: Schweinefleisch nimmt einen großen Platz in der deutschen Landesküche ein. Menschen aus anderen Ländern können nicht erwarten, dass wir für sie unsere Esskultur auf den Kopf stellen. Integration bedeutet schließlich auch Akzeptanz.
Wir akzeptieren ihre Essgewohnheiten, ebenso wie sie unsere. Außerdem gibt es kaum eine schönere Möglichkeit eine neue Kultur kennenzulernen, als durchs Essen.
Obwohl ich Vegetarierin bin, halte ich die Forderung nach einer Schweinefleischpflicht in öffentlichen Kantinen für richtig. Niemand soll gezwungen werden, etwas zu essen, was er nicht möchte. Allerdings sollte unsere Landesküche nicht den Kürzeren ziehen.
Teaserbild: Claudia Wehner
Salomo, 19: „Verzicht heißt nicht Verlust“
Für viel Aufregung und Empörung sorgte die CDU aus Schleswig-Holstein mit ihrem Vorschlag, eine Schweinefleischpflicht einzuführen. Dieses Fleisch soll weiterhin in öffentlichen Kantinen auf der Speisekarte stehen. Es sollte eine Empfehlung sein. Aber wofür? Ich finde es besser, nicht nur auf Schweinefleisch, sondern generell auf Fleisch zu verzichten!
Durch den Verzicht auf Fleisch geht kein kultureller Wert verloren: 60 Kilogramm Fleisch ist der Durchschnittsdeutsche im Jahr. Mit 38 Kilo ist Schweinefleisch die beliebteste Sorte. Bei 85 Prozent der Deutschen landet immer noch täglich Fleisch auf dem Teller.
Die Folgen einer solchen Nachfrage sind wachsende Mastbetriebe oder der Einsatz von Antibiotika. Das geht nicht nur zu Lasten der Fleischqualität und des Genuss, sondern schadet auch unserer Gesundheit. Antibiotika nehmen wir auf, wenn wir Fleisch von Tieren essen, denen zuvor dieses Medikament verabreicht wurde. Dadurch kann unser Körper immun gegen die eine oder andere Medizin werden und im Falle einer Krankheit nicht mehr auf Antibiotika reagieren – das wäre lebensgefährlich.
Schweinefleisch vom Speiseplan zu streichen, hat noch einen anderen Grund: Viele Kunden kaufen nach dem Motto je billiger, desto besser. So entsteht ein Wettbewerb, wer am günstigsten produziert. Außerdem verfüttern wir Getreide an die Tiere, während in anderen Ländern die Menschen hungern. Denn ihnen fehlt das Getreide für ihr tägliches Brot. Das passt nicht zusammen. Das sollte uns klar sein, wenn der Schweinebraten in der Schulmensa wieder einmal 3,50 Euro kostet – mit Beilagen.
Damit wir in unserem Land weiterhin eine Esskultur haben, müssen wir umdenken. Die Politik sollte uns nicht vorschreiben, was wir essen sollen. Jeder bestimmt selbst. Dennoch müssen wir uns bewusst machen: Qualität ist wichtig – nicht nur für uns!
Wie viel wir bereit sind für Fleisch auszugeben, beeinflusst das Wohl unserer Mitmenschen und Tiere. Mir würde ein Schnitzel erst dann wieder schmecken, wenn der Schweinewirt mehr für seine Arbeit bekommt und dadruch mehr für artgerechte Haltung und eine natürliche Aufzucht ausgeben kann.