SPIESSER.de-Autorin Annika wagt den Selbstversuch: einen Monat ohne Shoppen, Luxus und Genuss. Mal sehen, ob sie in Woche zwei noch genauso optimistisch ist.
14. September 2010 - 17:19 von SPIESSER-Autorin Meentje.
Vor einem halben Jahr, zu der Zeit meines Schulabschlusses, lernte ich, dass sich Prüfungsphasen positiv auf den Inhalt meines Portemonnaies auswirken. Bis auf Kaugummi (ja, eben genau diesen tollen mit der Drei-Sekunden-Geschmacks-Explosion) und Zeitschriften für das Alternativprogramm war da nicht viel, was große Löcher in mein Budget hätte reißen können.
Verdienen
Nach dieser Woche weiß ich, dass Ferienjobs in etwa die gleiche Wirkungsweise besitzen. Aufgrund meines (wagemütigen? blauäugigen? bekloppten?) Planes, nicht(s) zu konsumieren, trifft es sich vorzüglich, dass ich von morgens früh bis 14 Uhr beschäftigt bin. Und zwar damit kleine Kinder mit Endlosschleifen Mensch-ärgere-dich-nicht bei Laune zu halten oder zoffende Jungs davon abzubringen, sich einander Fußbälle an den Kopf zu donnern. Mein Job in der Kinderferienbetreuung lenkt mich den ersten Teil des Tages ab und macht mich für den zweiten Teil müde. Glaubt mir, bis Feierabend bohrt sich nicht ein Gedanke, der sich auch nur im Entferntesten um Klamotten, Kitsch und Kirschbonbons dreht, durch meine Großhirnrinde. Insofern hilft mir der Job, bei dem ich Geld verdiene, auch noch dabei, Geld zu sparen. Klingt komisch, ist aber so.
Verzichten
Malfarben statt MACbook? Ist das tatsählich der richtige Weg? Foto: Karl-Heinz Laube, pixelio.de
Andererseits muss ich daran erinnern, dass der hauptsächliche Hintergedanke meines Selbstversuches gar nicht der ist, möglichst viel Geld zu sparen. Netter Nebeneffekt, aber nicht das Ziel. Ich will ja im Grunde versuchen, meine Gefühle des „Wollens-aber-nicht-Kaufens“ wahrzunehmen und abseits von Befriedigung durch Konsumieren, ein einfacheres, aber sinnvolles Leben führen.
Nun, man kann sich darüber durchaus streiten, ob die siebte runde MauMau wirklich hätte sein müssen. Hierbei war der springende Punkt aber meine, teilweise ausgereizte Geduld für Kinderspiele und nicht die Sinnfrage. Trotzdem halte ich es für um Welten wichtiger, den Zwergen in der Gruppe den Tag zu verschönern, Kreisspiele zu machen und Rasseln aus Papprollen zu basteln, als mir den zwölften roten Nagellack zu kaufen.
So weit , so sinnvoll.
Verbannen
Irgendwie widerstrebt es mir aber doch, meinem Bruder vorzuschlagen, seinen geliebten PC zu verkaufen, um mit mir Blumenketten zu basteln. Auch mein Auto, das Handy und die CDs würde ich nicht missen wollen. Wäre das aber nicht der logische nächste Schritt? Handelt es sich eigentlich auch um Konsum, einen Computer zu benutzen, der gut und gerne fünf Jahre auf dem Buckel hat? Das Internet muss ja bezahlt werden ...
Ihr seht, ich gerate in Zwickmühlen. Müsste man sich von Errungenschaften trennen, die das Leben im 21. Jahrhundert nicht nur erleichtern, sondern im Grunde erst ermöglichen? Würde mich das tatsächlich glücklich und zu einem besseren Menschen machen? Multimedia, Mischbatterien, Muckibude ... Was würde der Verzicht bedeuten?
Verschieden
Aussteigervisionen machen Stress, nicht glücklich. Foto: Stebchen, pixelio.de
Ganz ehrlich, die Idee, als völliger Aussteiger zu leben, macht auch mich nicht selig, sondern stresst. Der Plan mich dem Überfluss und Markenwahn zu entsagen, bleibt bestehen. Ich bin aber nicht bereit, meinen Status als Westeuropäerin deshalb aufzugeben, im Wald zu hausen und Regenwasser zu sammeln. Und seien wir ehrlich: Zwischen zwölf verschiedenen Rottönen und Regenwasser-Recycling liegt ein Riesenunterschied. Ob der während der nächsten Woche bereits zu schrumpfen beginnt? Was passiert, wenn mein Job zu Ende ist und der Zeitschriftenvorrat aus der Bibliothek schwindet?
Ich werde sehen. Ich werde schreiben. Ihr werdet lesen.
Teaserbild: Rainer Sturm, pixelio.de
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Ich zücke den Hut, verbeuge mich und stehe staunend vor dir. Aber ich glaub', ich könnte das nicht. Ich bin leider ein echtes Konsumopfer, obwohl ich z.B. mein Klamottenshoppen schon sehr runtergeschraubt habe. Ich schaff' es zwar, beim abendlichen Weggehen auch mal nicht so auf die monetäre Pauke zu hauen, aber mal ehrlich - einfach ist es nicht. Ich könnte mir auch für den Anfang mal zwei Wochen oder so als Anti-Konsum-Manifest vorstellen, aber tolle Sache was du da machst! Halt' durch ;)
Ja, du hast recht, ich war in der Anfangseuphorie ein bisschen zu radikal. aber keine Angst, mein PC steht noch rum und auch sonst lebe ich nicht in einer hütte.
Ich glaube, ich wollte in dem Artikel gar nicht ausdrücken, dass ICH jetzt ganz tatsächlich den Schritt gehe, mich von bereits liebgewonnenen sachen zu trennen, sondern stelle ich mir die frage, ob das der nächste schritt wäre. frägt sich nur in welcher richtung.
@ missluna:
Dankeschön=)
aber, hältst du mich jetzt für völlig panne, wenn ich sage, dass ich keinen Tropfen Alkohol trinke?
Tja..soweit von mir für heute.. Ich hatte heute übrigens Bergfest. Der 15. ist rum!!
und vorhandenes wegwerfen sind zwei verschiedene Dinge. Versuch doch lieber, erst mal das eine durchzuhalten. Das zweite ist eh nicht besonders sinnvoll. Es geht ja nicht darum, völligen Stillstand zu erreichen und keinen Spaß mehr zu haben.
Meiner Meinung nach kommt einem Entsagen der Entwicklung (Internet, Elektronik generell...) einem Ausschluss aus der Gesellschaft gleich. Dass ist doch fast so, wie wenn man auf Alkohol verzichtet, da wird man (leider) auch sofort als Außerirdischer abgestempelt. Aber Respekt für dein Durchhaltevermögen (nicht nur in Bezug auf Anti.Konsum, sondern auch in der Kinderferienbertreuung ;) )
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Ich bin mehrmals aus Fenstern im 7. Stock gesprungen,
woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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nein tu ich nicht! ehrlich. das ist sogar irgendwie extrem cool :) du stehst zu dir und sagst nein
Ich zücke den Hut, verbeuge mich und stehe staunend vor dir. Aber ich glaub', ich könnte das nicht. Ich bin leider ein echtes Konsumopfer, obwohl ich z.B. mein Klamottenshoppen schon sehr runtergeschraubt habe. Ich schaff' es zwar, beim abendlichen Weggehen auch mal nicht so auf die monetäre Pauke zu hauen, aber mal ehrlich - einfach ist es nicht. Ich könnte mir auch für den Anfang mal zwei Wochen oder so als Anti-Konsum-Manifest vorstellen, aber tolle Sache was du da machst! Halt' durch ;)
@ aluni:
Ja, du hast recht, ich war in der Anfangseuphorie ein bisschen zu radikal. aber keine Angst, mein PC steht noch rum und auch sonst lebe ich nicht in einer hütte.
Ich glaube, ich wollte in dem Artikel gar nicht ausdrücken, dass ICH jetzt ganz tatsächlich den Schritt gehe, mich von bereits liebgewonnenen sachen zu trennen, sondern stelle ich mir die frage, ob das der nächste schritt wäre. frägt sich nur in welcher richtung.
@ missluna:
Dankeschön=)
aber, hältst du mich jetzt für völlig panne, wenn ich sage, dass ich keinen Tropfen Alkohol trinke?
Tja..soweit von mir für heute.. Ich hatte heute übrigens Bergfest. Der 15. ist rum!!
und vorhandenes wegwerfen sind zwei verschiedene Dinge. Versuch doch lieber, erst mal das eine durchzuhalten. Das zweite ist eh nicht besonders sinnvoll. Es geht ja nicht darum, völligen Stillstand zu erreichen und keinen Spaß mehr zu haben.
Meiner Meinung nach kommt einem Entsagen der Entwicklung (Internet, Elektronik generell...) einem Ausschluss aus der Gesellschaft gleich. Dass ist doch fast so, wie wenn man auf Alkohol verzichtet, da wird man (leider) auch sofort als Außerirdischer abgestempelt. Aber Respekt für dein Durchhaltevermögen (nicht nur in Bezug auf Anti.Konsum, sondern auch in der Kinderferienbertreuung ;) )