Bilder von Kindern gehören nicht ins Internet. Denn auch sie haben ein Recht auf Privatsphäre wie jeder von uns. Und selbst würde wohl keiner ein Bild von sich beim Kacken, Kotzen, Heulen oder Nacktbaden hochladen.
Im Prinzip müsste man jeden Menschen vor jedem geposteten Foto, auf dem er zu sehen ist, nach seiner Zustimmung fragen. Schon klar: Das wird nicht ganz einfach bei jemandem, der noch nicht mal weiß, wie man eine Gabel halten kann, ohne dass man sich das Auge aussticht. Deshalb haben Erwachsene – hauptsächlich Eltern – eine besondere Verantwortung für die Kinder und sollten sie nicht noch öffentlich bloßstellen. Aber auch jugendliche Geschwister, Verwandte und Bekannte müssen Vorbilder sein, nicht mehr nur im richtigen Leben, auch im Internet. Ältere Bezugspersonen müssen kompetent im Umgang mit (sozialen) Medien sein und Kindern von klein auf zeigen, dass man die Rechte von anderen zu respektieren hat.
Kinder sind keine Lifestyle-Produkte
Viele Menschen benutzen Kinder, um auf Social Media ein Like oder ein „Oh, wie süß“ mehr zu kriegen und baden sich in dieser Aufmerksamkeit. Wer so einen Geltungsdrang hat, soll doch einfach Essen, Haustiere oder die eigene Bikini-Figur posten. Je später Kinder mit der Oberflächlichkeit von Instagram und Co. in Berührung kommen, desto besser. Noch schlimmer als „normale“ User, die den süßen Neffen oder die kleine Cousine ihren Freunden zeigen wollen, sind Promis und Influencer, die ihre Kinder als Werbeprodukte an Firmen verkaufen, um ein bisschen Fame und Kohle abzusahnen – aber das ist ein Thema für sich. Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF haben 81 Prozent der Kinder in reicheren Ländern bereits vor ihrem zweiten Geburtstag einen „digitalen Fußabdruck“. Von ihnen werden also Daten im Internet gespeichert, die ausgewertet werden können. Deshalb sollte man es wenigstens vermeiden, das Gesicht eines Kindes, den ganzen Namen oder den Wohnort zu nennen. Außerdem passiert es immer wieder, dass Pädophile (also Menschen, die Kinder sexuell anziehend finden) im Internet nach leicht bekleideten Kinderbildern suchen, sie speichern und in bestimmten Foren wieder hochladen. Und das will wirklich niemand.
#ErstDenkenDannPosten, denn vielleicht will das #DeinKindAuchNicht
Das Deutsche Kinderhilfswerk (#ErstDenkenDannPosten) und die Bloggerin Toyah Diebel (#DeinKindAuchNicht) haben Kampagnen gestartet, die auf das Problem aufmerksam machen sollen. Sie raten dazu, sich einmal grundsätzliche Fragen zu stellen, bevor man ein Bild von einem Kind veröffentlicht:
Warum poste ich dieses Bild? Was ist der Mehrwert, was ist mein Antrieb?
Kann ich zu 100 Prozent abschätzen, wer das Bild sieht und wer nicht?
Würde ich so ein Bild auch von mir selbst posten oder wäre mir das irgendwann peinlich?
Was im ersten Moment lustig oder süß erscheinen kann, stellt die jetzt wehrlosen Kinder vielleicht in Jahren – vor allem den grausamen der Pubertät – bloß. Jeder, ob alt oder jung, sollte sich seiner Verantwortung auf sozialen Medien bewusst sein, denn es stimmt: Das Internet vergisst nie. Wer unbedingt öffentlich peinlich sein muss, kann doch auch sein eigenes Gesicht dafür benutzen. Kinder sind keine Gegenstände, mit denen man machen kann, was man will. Kinder sind Menschen mit eigenen Rechten – ob sie sich selber ausdrücken können oder nicht.
Text: Maximilian Sepp, 22, abwechselnd und in umgekehrter Reihenfolge: Student, Journalist, kritisch denkender Mensch und SPIESSER-Kolumnist für dieses Jahr.
Teaserbild: Paula Hohlfeld
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