Er setzt sich beim Malen auf seine eigenen Werke, er zerschneidet Leinwände, um sie wieder zusammen zu kleben. Seine neueste Leidenschaft ist es, Bilder schwarz zu übermalen. Und auch das ist nicht Georg Baselitz letzte skurrile Idee.
02. April 2013 - 16:58 SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
Wenn Baselitz in seinem Atelier den Pinsel in die Hand nimmt, tut er etwas, das viele für irrsinnig halten. Er zeichnet verkehrt herum. Zuerst die Füße, dann den Kopf. Um jede Ecke zu erreichen, krabbelt er auf allen Vieren über die Leinwand, hinterlässt Fingerabdrücke, Ellenbogenpunkte und Knopfabdrücke. Alles gewollt. Nur zufrieden, das ist er fast nie: „Alle sagen mir: Du hast doch alles, dir geht’s doch gut, aber es hilft nicht. Es gibt keine Therapie für mich, weil ich grundsätzlich unsicher bin.“
Dabei hat Baselitz keinen Grund an sich zu zweifeln. Er ist mit seinen 75 Jahren einer der gefragtesten Künstler des Neoexpressionismus, eine Kunstform, die sich durch krasse Farben und unrealistische Formen auszeichnet. Allerdings bezahlt er dafür einen hohen Preis. Seine Kunst stößt auf Unverständnis, auf Missgunst und Ablehnung. Sein Erstlingswerk, „Die große Nacht im Eimer“, zeigt einen masturbierenden Jungen; ein gemaltes Kind, das die Massen gespalten hat.
Der Künstler am werkeln - natürlich
verkehrt herum
Bewunderung auf der einen Seite, Hass auf der anderen. Museen und Presse waren geschockt und hetzten gegen Baselitz. Sogar das Namensschild vor seiner Haustür musste er entfernen, aus Angst vor Überfällen. Seine provokanten Motive bereut er trotzdem nicht: „Wir sind aufgerufen gegen die Konvention zu verstoßen. Künstler fallen immer unangenehm auf.“ Und das zieht er konsequent durch: Zukünftig möchte er durchsichtig malen. Schwarze Farbschichten sollen das Gemalte unter sich begraben, sodass lediglich der Gedanke an das Bild bleibt. Klingt wahnsinnig? Ist es auch.
Denn Wahnsinn ist Baselitz Vorstellung von Kunst. Darum zerfetzt er seine Bilder in Stücke und malt schwarz. Und er wird nicht aufhören. Auch die Fragen danach, ob seine Werke falsch herum stehen, werden ihn nicht daran hindern, verkehrt herum zu malen. Er ist eben ein Künstler. Und: Kunst steht immer ein wenig auf dem Kopf.
Das Plakat zum Film
Ab 11. April ist der Künstler auch im Kino zu sehen. Evelyn Schels gibt mit ihrem Dokumentarfilm "Georg Baselitz" einen Einblick in des Leben des Künstler und sein Schaffen. Über mehrere Jahre hat die Autorin Baselitz begleitet, ist in sein Privatleben eingetaucht. In ihrem Film porträtiert Schels einen Mann, dessen Werk untrennbar mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Aber auch einen Menschen, der zweifelt, unsicher ist. Zum ersten Mal hat der Künstler seine Ateliertüren für Filmaufnahmen geöffnet um nicht nur seine Kunst zu zeigen, sondern auch wichtige Stationen seines Lebens.
Für den Film "Georg Baselitz" verlosten wir einmal zwei Freikarten sowie einen Band gesammelter Schriften und Werke des Künstlers. Als Gegenleistung wollten wir von euch wissen, was Kunst für euch bedeutet. Ihr habt eure Antworten unter den Artikel gepostet, Däumchen gedrückt und konntet in die provokante Welt von Greorg Baselitz abtauchen.
Die Gewinner sind: Nancy Richter, Hannah Wenzel.
Einsendeschluss war der 14. April 2013.
Autor: Fabienne Kenkel, Monika Tauber
Fotos: Alamode Film
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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Es geht in der Kunst nicht allein um die Herstellung eines Gebildes oder Gegenstands bzw. um eine präsentierte Handlung, sondern darüber hinaus und wesentlich darum, mit dem Werk oder der Handlung etwas auszudrücken, was aber durchaus nicht immer von anderen Menschen "verstanden" und geschätzt wird. Das, was Menschen in der Kunst ausdrücken wollen, kann zwar von außen angeregt sein, stammt aber wesentlich aus ihnen selbst, aus ihrer Persönlichkeit, zu der sie sich in Verbindung mit ihrem natürlichen und insbesondere gesellschaftlichen Umfeld entwickelt haben. Es sind ihre Gefühle oder Gedanken, ihre Ängste oder Leidenschaften, ihre Träume oder Phantasien.