Die Lehrbücher der Schreiber-Zunft sind voll des Frustes. Nicht nur wegen hässlicher Substantive oder wegen übermäßigen Gebrauchs von Füllwörtern, Adjektiven oder Hilfsverben. Nein, auch Sätze im Passiv bekommen in irgendeinem Kapitel jeder auch nur mittelmäßigen Stilfibel ihr Fett weg. Und was soll man sagen: Die Autoren der Lehrbücher haben Recht. Passiv ist nicht nur hässlich, auch noch unkonkret und träge. Achtet mal darauf, wie Kinder sprechen. Kein Kind konstruiert Passivsätze. Kinder haben zwar eine einfache, dafür aber eine lebendige und konkrete Sprache. Dialekte funktionieren übrigens auch ohne Passiv, und Dialekte sind beispielhaft für lebendigen Sprachgebrauch.
Passiv bringt tote Worte
Ein Beispiel: „Unserem Lehrer Herrn Sowieso wurden die Haare gekürzt.“ Einmal steht hier das hässliche Hilfsverb „wurde“. Auf einen so nichtssagenden Buchstabenhaufen sollten Schreibende verzichten. „Wurde“ ist ein totes Wort. Und wir wollen ja einen lebendigen Satz, einen Text, der sich bewegt.
Zum anderen verschleiert das Passiv den Urheber einer Handlung, drängt uns also die Frage auf: Wer ist oder wer war der Handelnde? Denn wer Herrn Sowieso nun die Loden gekürzt hat, das wissen wir nicht. War er beim Frisör, hat er besoffen einen Mähdrescher gestreift oder haben gar seine Schüler Hand angelegt?
Dabei ist das Passiv leicht zu umgehen. „Mein Vater verbot mir, das Haus zu verlassen“, das ist doch mal eine klare Ansage, statt zu schreiben: „Mir wurde verboten, das Haus zu verlassen“. Meist kann man Passivsätze in Aktivsätze umwandeln. Einfach ein Subjekt suchen, also irgendjemanden, der handelt, wie eben den Vater oder den Hausmeister. Denn mit dem hatte unser Lehrer eine Wette laufen: „Der Hausmeister kürzte Herrn Sowieso die Haare.“ Aha, da haben wirs.
Lieber "man" als Passiv
In einem Fall aber sind sich die Schreiber nicht einig: Nämlich wenn sich einfach nicht eindeutig sagen lässt, wer handelt oder der Handelnde war. Der Schreiber weiß nicht, wie es sich nun zutrug mit den Haaren des Herrn Sowieso. Und in solchen Fällen drängt sich das leidliche „man“ auf: „Man kürzte Herrn Sowieso die Haare.“ Ist Geschmacksache. Ich meine: Lieber einen Satz mit „man“, als ihn ans Passiv verloren zu geben. Denn in Aktivsätzen steckt Kraft, Aktivsätze sind immer ungleich stärker in ihren Aussagen als Sätze im lahmen Passiv.
Gibt es überhaupt Fälle, die zwingend nach einer Passivkonstruktion verlangen? Etwa wenn Herr Sowieso auf der Straße stürzte und sein langes Haar so auf die Straßenbahnschienen fiel, dass beim Überrollen zwar nicht der Kopf, wohl aber seine Haare ab waren. Könnte man dann Passiv schreiben? Könnte man, schließlich handelt eine Straßenbahn nicht selber. Der garstige Straßenbahnfahrer hingegen schon, so dass man immer noch formulieren könnte: „Der Bahnfahrer ließ die Räder seiner Straßenbahn ohne zu bremsen über die Haare des Herrn Sowieso rollen.“
Ich behaupte mal: Es findet sich immer ein Subjekt; auf Passivsätze sollten wir Schreiber besser verzichten. Jemand anderer Meinung?
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wie du siehst hat unsere Schreibhilfe schon eine Diskussion ausgelöst. Es verlangt keiner von dir ganz ohne Passiv zu schreiben. Es ist lediglich eine Hilfe und wohl die erste Regel, die man gesagt bekommt, wenn man beginnt, für eine Zeitschrift zu arbeiten.
Es gibt sicherlich auch Texte, die sich gut lesen lassen, obwohl es nur so von Passivformen wimmelt. Aber in der Regel ist ein Artikel ohne besser.
Ich muss an der Stelle mal einhaken, ich war interessiert, was hier unter "Schreibhilfen" wohl so drin stehen mag, und kann nicht umhin, an der Stelle als kleiner Autor, den Kopf zu schütteln.
Das Passiv ist wichtigster Bestandteil, unter anderem, jedes Krimi-Romans.
Denn wie schon gut beschrieben, lässt es im Unklaren, WER etwas getan hat.
Natürlich ist ein Artikel in einer Zeitschrift kein Buch, und es können hier andere Regeln gelten, doch auch der Artikel möchte dadurch auffalen, dass er schön geschrieben ist.
Ob ich das jetzt zu subjektiv sehe oder nicht, ohne den Passiv ginge uns ein großer Teil unserer Sprache verloren.
Denn schon in jeder Schlagzeile steht der Passiv.
"6 Kinder wurden bei einem Attentat ermordert"
Tada...Passiv.
Na, schon mal gehört?
"Durch das Sturmtief Andrea wurden ganze Wohnviertel verwüstet"
Schon wieder Passiv.
Verrrückt.
Im Sinne des Schreibhilfeartikels, der vom Kürzen handelt schlage ich vor, dass Du das "mal" im letzten Satz entfernst.
Wie Hansgeorg Stengel schon feststellte; Descartes sagte nicht "Ich denke mal, also bin ich" sondern kurz und prägnant: "Ich denke, also bin ich." Oder noch kürzer: "Cogito, ergo sum."
Perlen vor die Säue wäre es geworfen, hätte er den Artkel für Leute geschrieben, die ohnehin schon einen unanfechtbaren Schreibstil haben, denn die bräuchten solche Tipps nicht!
Einen perfekten und fehlerfreien Schreibstil haben wir hier aber alle nicht.
Was erwartest du bitte von einer Community in der sich hauptsächlich Schüler beteiligen??
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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wie du siehst hat unsere Schreibhilfe schon eine Diskussion ausgelöst. Es verlangt keiner von dir ganz ohne Passiv zu schreiben. Es ist lediglich eine Hilfe und wohl die erste Regel, die man gesagt bekommt, wenn man beginnt, für eine Zeitschrift zu arbeiten.
Es gibt sicherlich auch Texte, die sich gut lesen lassen, obwohl es nur so von Passivformen wimmelt. Aber in der Regel ist ein Artikel ohne besser.
Liebe Grüße,
die Onlineredaktion
Franka
Ich muss an der Stelle mal einhaken, ich war interessiert, was hier unter "Schreibhilfen" wohl so drin stehen mag, und kann nicht umhin, an der Stelle als kleiner Autor, den Kopf zu schütteln.
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Na, schon mal gehört?
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Wie Hansgeorg Stengel schon feststellte; Descartes sagte nicht "Ich denke mal, also bin ich" sondern kurz und prägnant: "Ich denke, also bin ich." Oder noch kürzer: "Cogito, ergo sum."
Kommt das nicht immer auf dem Betrachter an ??
Perlen vor die Säue wäre es geworfen, hätte er den Artkel für Leute geschrieben, die ohnehin schon einen unanfechtbaren Schreibstil haben, denn die bräuchten solche Tipps nicht!
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Da ärgere ich mich nochmal, mein Deutschstudium abgebrochen zu haben. Da hätte ich als Lehrer für unsere Muttersprache scheinbar vereinzelt noch so einiges zu Tage fördern können. Auweia! Am liebsten sind mir doch immernoch die sprachlich durchgefaulten Kommentare der üblichen Verdächtigen. Da wird auch nicht Halt vor Beiträgen gemacht, die sich liebevoll geschrieben für einen besseren Ausdruck stark machen.
Mein lieber Robert. Da hast du hier ordentlich Perlen vor die Säue geschmissen! Schade eigentlich.
"Herr hat mich rausgeschmissen." klingt gewaltiger. Und je gewaltiger, desto bemitleidenswerter das Opfer.
...um das mal zu widerlegen!^^