Beruferoulette

Allrounder mit Perücke

Er verbringt den Tag da, wo andere Urlaub machen und damit verdient er auch noch Geld. So stellt sich SPIESSER-Autorin Clara das Leben eines Reiseführers vor – und hat deshalb gleich mal den Realitätscheck gemacht. Willkommen im SPIESSER-Beruferoulette!

22. September 2014 - 15:12
SPIESSER-Autorin claruschka.
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claruschka Offline
Beigetreten: 08.09.2012

Theaterplatz Dresden, Dienstagnachmittag, 30 Grad im Schatten und trotzdem steht Reiseführer Michael Waschke in voller Montur im Barockkostüm inklusive weißer Lockenperücke und breitem Grinsen auf dem Gesicht vor seiner Reisegruppe. Zwei Stunden lang führt er uns in der sengenden Hitze durch die barocke Altstadt. Obwohl auch ihm die Schweißperlen auf der Stirn stehen, vergisst er kein Detail und imponiert mir mit seinem immensen Wissen. Als ob das nicht Applaus genug wert wäre, spielt er hin und wieder auf seiner Querflöte oder klärt uns über mittelalterliche
Umgangsformen auf. „Eigentlich bin ich aber ein Heerführer'', sagt Herr Waschke voller Inbrunst. Die Runde lacht und die Stimmung wird immer lockerer.

Dein Traumjob, denn du ...
• weißt, eine Gruppe zu leiten und zu
begeistern
• bist ein wandelndes Geschichtslexikon und interessierst dich für Vergangenes
• läufst für dein Leben gerne an der frischen Luft und dir geht dabei nicht die Puste aus, wenn du parallel noch den
ein oder anderen Fakt raushaust

Das gehört dazu:
• für verwirrte Touristen als Ansprechpartner fungieren
• organisatorische Aufgaben übernehmen
• immer die Contenance bewahren und
mit Humor und Wissen das Zepter in der Hand halten

Wie du es wirst:
• bestenfalls ein Studium der Geschichte, Kulturwissenschaften
oder Archäologie
• eine kaufmännische Ausbildung
im Bereich Tourismus
• oder quereinsteigen!

Ich frage ihn, was man für Voraus-setzungen braucht, um Reiseführer zu sein. „Zweierlei: Eine große Neugier für historische Tatsachen und das Talent, gut und ansprechend erzählen zu können.''

Seine Stadttouren sind mittlerweile Routine für ihn. Er weiß, was gut ankommt und was er immer wieder sagen kann. Ihm gefällt, dass er viel an der frischen Luft ist und mit Menschen zusammenkommt. Ich will wissen, welche Ausbildung dahintersteckt. „Das ist nicht so einfach“, erklärt er mir. „Ich habe mal studiert, Philosophie und Geschichte. Ich bin auch Schauspieler. Das ist alles nicht mein Beruf, sondern ein Teil dessen, wovon ich lebe. Als Schauspieler, Musiker, Stadtführer.'' Ich habe es also mit einem echten Multitalent zu tun. Herr Waschke hat in seinem Leben nach eigenen Angaben schon 40 verschiedene Berufeausgeübt. Als Letztes möchte ich wissen, wie er sich weiterbildet. „Naja ich laufe ja hier durch Dresden und erzähle Geschichten, das muss man schon vorher irgendwie lesen und verstehen.''

Mit einem leichten Sonnenbrand und vielen neuen Eindrücken endet mein Tag mit dem Reiseführer. Nachdem ich mich von Herrn Waschke verabschiedet habe, beginne ich, mir Gedanken über seinen Beruf zu machen. Mich wird man in Zukunft eher als Teilnehmer solcher Touren sehen. Für meinen Geschmack darf es ruhig mehr Abwechslung sein und geschichtliche Daten auswendig lernen, gehört nicht zu meinen Steckenpferden. Trotzdem war ich angenehm überrascht, zu was Reiseführer alles fähig sind – und Herr Waschkes Auftreten bei Hitze mit Kostüm und Perücke hat mir wirklich imponiert.

Text und Foto: Clara Mißbach

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