Beruferoulette

„Wo ist der Glamour?“

Ultra romantisch Trauringe aussuchen? Von wegen! Beim Wedding Planner geht’s ans Eingemachte: Zahlen, Budget, Termine ... SPIESSER-Autorin Sophie fühlte der Hochzeitsplanerin Nadja Sidikjar auf den Zahn und staunte nicht schlecht, als die dann plötzlich mit BWL anfing.

19. August 2015 - 09:37
SPIESSER-Autorin sophielorraine.senf.
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sophielorraine.senf Offline
Beigetreten: 07.07.2012

Wedding Planner

Dein Traumjob, denn du ...
• planst, seitdem du fünf bist, deine eigene Märchenhochzeit.
• behältst einen kühlen Kopf, sobald sich die Termine in deinem Kalender häufen.
• liegst nie falsch, wenn es darum geht, den Geschmack eines anderen zu treffen.

Das gehört dazu:
• ein Händchen für Zahlen
• genug Vorstellungskraft, um auch mal eine Skizze vom eingerichteten Partyraum oder der Tischdeko anfertigen zu können
• eine große Portion organisatorisches Geschick

Wie du es wirst:
•mit einem Studium in Eventmanagement und dem nötigen Know-how in Sachen BWL
• als Quereinsteiger mit Planungstick

Umgeben von Hochzeitsfotos, Eheringen und üppigen Brautkleidern stehe ich Freitagmittag pünktlich 12 Uhr in der Dresdener „Mosaik-Hochzeitsagentur“. Vor mir auf dem Schreibtisch liegen einige Hochzeitsmagazine, die Wände sind dekoriert mit Danksagungen und persönlichen Briefen. Hier treffe ich Hochzeitsplanerin Nadja Sidikjar. Sie soll mir heute einen Einblick in ihren Beruf geben. Im Hintergrund spielt leise, gefühlvolle Musik – das passt schon mal zu meiner romantischen Vorstellung des Jobs. Die 30-Jährige ist studierte Eventmanagerin und begleitet seit mehr als vier Jahren junge Paare von der Verlobung bis zu ihrem großen Tag, den sie zum schönsten ihres Lebens werden lässt.

Nüchtern beginnt sie, mir von ihrem Alltag zu erzählen. Vor vier Jahren hat sie sich gemeinsam mit ihrem Mann in der Eventbranche selbstständig gemacht und die „Mosaik-Hochzeitsagentur“ gegründet. „Warum in Dresden?“, frage ich sie. Sie nennt mir die Elbflorenz, die berühmte Frauenkirche und eine Vielzahl barocker Schlösser. Okay, dass solche Hochzeitslocations bei vielen Paaren Augenfunkeln hervorrufen, leuchtet mir ein.

Rechnen statt Dekorieren?

Wann geht’s endlich um das ganze Hochzeits-Tamtam, den Glitzer, die Deko und Hochzeitstorten? Wie es scheint, haben diverse Fernsehsender bei mir wohl ganze Arbeit geleistet, denn wie sich herausstellt, ist das bei Weitem nicht Nadjas Hauptaufgabe. „Ich glaube, man stellt sich den Beruf völlig anders vor, als er eigentlich ist“, gesteht sie und bringt meine Vorstellung von ihrem Berufsalltag erheblich ins Wanken. „Viele glauben, die einzigen Aufgaben eines Wedding Planners seien Dekoration besorgen, Schmücken und die Torte aussuchen.“ Ich werde rot und versuche zu verstecken, dass sie mich gerade ertappt hat. „Das alles gehört dazu, aber letztendlich ist der Planerjob eine reine BWL- und Organisationsgeschichte“, klärt sie mich auf. Zugegeben: Ich bin enttäuscht, als mir Nadja von einem Arbeitsalltag erzählt, der sich hauptsächlich vor Rechner und Telefon abspielt und größtenteils mit Prozenten und Kalkulationen zu tun hat. Scheint, als würde die Tatsache, dass Nadja sich um Hochzeiten kümmert, das Eventmanagement nicht sonderlich romantischer machen.

Aber trotzdem ist die Arbeit mit den Brautpaaren wichtig: Etwa vier bis sechs Mal trifft sie sich mit ihnen um schon einmal vorab den „Hochzeitsrausch“ zu durchleben, Floristen und Fotografen kennenzulernen, das Festmahl zu testen und die Hochzeitstorte auszusuchen. Am Ende den Überblick zu behalten, scheint mir nicht leicht. Im Durchschnitt plant Nadja bis zu 30 Hochzeiten im Jahr. Neben der Feierlocation müssen Standesamt und Kirche gewählt werden, erst dann geht es an die Tagesplanung. Wie kann der Tag aussehen? Was brauchen wir an Logistik? Was soll gegessen werden? Steht das Paar eher auf Luftballons oder eine extravagante Feuershow? All die Fragen müssen Stück für Stück abgearbeitet werden. Um alles rechtzeitig zu organisieren, braucht Nadja immer einen kühlen Kopf.

Die Frage aller Fragen lautet ...

Letztendlich scheint mir, als sei die Frage aller Fragen an diesem Tag wohl eher doch nicht „Willst du mich heiraten?“, sondern vielmehr: „Kriegen wir die pompöse Feier am Ende so geplant, dass sie auch noch ins Budget passt?“ Ich weiß nicht, ob dieser Job wirklich jedermanns Sache ist. Da gibt mir Nadja recht. „Wedding Planner ist mehr als sehr kreativ zu sein, gern Blümchen auszusuchen und Cake-Pops zu backen. Dann wird es nämlich ganz schön schwierig, in der Eventbranche als Hochzeitsplaner Fuß zu fassen.“

Ob ich selbst einen Wedding Planner wie Nadja für meine Hochzeit engagieren würde, weiß ich noch nicht. Fakt ist aber: Ihr Beruf wäre definitiv nicht das Richtige für mich, denn im Gegensatz zum Basteln und Backen hält sich meine Begeisterung für Kalkulationen und BWL in Grenzen.

Text: Sophie Lorraine Senf
Fotos: Norbert Neumann

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