Von Mars zum schwäbischen Familienunternehmen: Andreas Ronken, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Ritter Sport, plauderte mit SPIESSER-Autorin Verena über vegane Schokolade, süße Trends und Einstiegsmöglichkeiten bei „Quadratisch. Praktisch. Gut.“
15. January 2019 - 16:09 SPIESSER-Autorin heartbook.
Verena: Herr Ronken, was steht aktuell auf Ihrer Agenda?
Andreas Ronken: Momentan haben wir das Ziel, die Marke international, insbesondere in Russland und Asien, auszubauen. Außerdem beschäftigen wir uns viel mit unserem wichtigsten Rohstoff: dem Kakao. Als erster großer Tafelschokoladenhersteller beziehen wir seit Anfang 2018 ausschließlich zertifiziert nachhaltigen Kakao. Doch das ist für uns nur ein Etappenziel und wir arbeiten weiterhin daran, mehr Transparenz in der gesamten Lieferkette zu schaffen und damit sowohl die Qualität und den Geschmack unseres Kakaos als auch die Bedingungen im Ursprung zu verbessern. Wir arbeiten aber auch an neuen Arbeitsstrukturen am Standort, wie zum Beispiel neuen Büros, die es ermöglichen, situationsbezogener zu arbeiten.
„Ritter's Sport Schokolade“ wurde 1932
als Marke eingeführt.
Wer kreiert bei Ritter Sport neue Sorten und wer darf testen?
Ich war zum Beispiel stark daran beteiligt, als wir die veganen Schokoladen mit Quinoa und Amaranth entwickelt haben, da waren wir sehr früh mit dabei. Ansonsten gibt es eine Abteilung von Experten, die Tests durchführen und entwickeln. Da wir aber natürlich absolut hinter unserer Schokolade stehen, brauchen wir auch objektive Tester, also Leute aus der Bevölkerung. In dem Zusammenhang führen wir Marktforschung mit Testpanels durch mit Analysen von Probierprozessen und Kaufraten. Derzeit ist zum Beispiel eine neue vegane Sorte in Planung.
Wie lange dauert es, bis eine neue Sorte auf den Markt kommt?
Das sind circa sechs bis zwölf Monate, saisonale Sorten werden schneller produziert.
Welche Schokoladensorten würden Sie erfinden, wenn es keinerlei Einschränkungen gäbe?
Naja, die Einschränkungen, wie zum Beispiel Konsistenz oder Form, sind alle irgendwie überwindbar, vieles ist machbar. Ich würde mehr auf die verschiedenen Arten des Kakaos setzen, mehr „back to the roots“ also. Kakao ist sehr vielseitig, da ist einiges an Geschmackserlebnis rauszuholen. Somit würde ich wohl mehr Sorten entwickeln, die purer und ursprünglicher nach Kakao schmecken.
Welche Trends wird es denn in den nächsten Jahren geben?
Ich denke, die Leute werden mehr auf die Inhaltsstoffe achten, aber auch mehr auf kakaolastigere Sorten setzen. Schokolade passt sich auch den Trends an, so gibt es Kombinationen mit Superfoods, aber auch Einhorn-Schokolade. Den Spaßfaktor wollen die Menschen also auch nicht missen. Ich denke, der Genuss wird stellenweise einfach bewusster.
Den bekannten Slogan „Quadratisch. Praktisch.Gut“
gibt es schon seit den 1970er Jahren.
Was muss man mitbringen, um bei Ritter Sport beruflich einsteigen zu können?
Man sollte sich mit unseren Werten, unserem Leitbild, identifizieren können – das ist uns wichtig. Wir sind hier alle per „Du“ und keine Ellenbogengesellschaft. Zu uns passen auch Menschen, die schon etwas erlebt und Rückschläge überwunden haben. Wir wollen Leute mit Antrieb, die authentisch sind und nicht vorgeben, jemand anderes zu sein. Diversität ist bei uns also gern gesehen, auch andere Denkweisen, selbst wenn das anstrengend sein kann.
Welche Ausbildungsbereiche und Studiengänge gibt es?
Wir bilden Mechatroniker, Süßwarentechnologen und Industriekaufleute aus. Auch ein duales Studium ist bei Ritter Sport möglich in den Bereichen BWL, Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftsinformatik, in Kooperation mit der Dualen Hochschule Stuttgart. Insgesamt haben wir hier am Standort Waldenbuch 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen die Hälfte in der Produktion, die andere Hälfte in der Verwaltung tätig ist. Unter ihnen sind aktuell 37 Azubis und Studenten.
Was plant Ritter Sport in den nächsten zehn Jahren?
Wir wollen durch den aktuell geplanten Erweiterungsbau die interne Kommunikation verbessern und einen noch besseren Arbeitsflow schaffen. Wir planen natürlich weiter eine große Vielfalt an Sorten und betreiben Recherche in weiteren Ländern. Wir wollen weiterhin nachhaltige und genussvolle Schokolade herstellen – mit dem gewissen Spaßfaktor.
Andreas Ronken
Andreas Ronken hat Maschinenbau in Dortmund studiert, kam darüber in Kontakt mit der Süßwarenbranche und begann seine berufliche Karriere bei Mars Deutschland. Er war für das große Familienunternehmen in vielen unterschiedlichen Geschäftsbereichen und Positionen tätig und hierfür international sehr viel auf Reisen. 2005 kam Andreas Ronken als Verantwortlicher für Produktion und Technik zu Ritter Sport, einem Familienunternehmen mit hohen Werten. Seit 2015 ist er dort Vorsitzender der Geschäftsführung.
Text & Fotos: Verena Tribensky Teaserbild: Lena Schulze
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