Roboter und künstliche Intelligenzen werden von Filmproduzenten und Verschwörungstheoretikern gerne als das „Ende der Menschheit“ dargestellt. Prof. Dr. Norbert Elkmann vom Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF Magdeburg hat SPIESSER-Redaktionspraktikantin Frieda erklärt, warum Roboter erstmal das Bügeln lernen müssten, bevor sie uns ersetzen können.
22. March 2018 - 18:19 SPIESSER-AutorIn freedy.beedy.
Roboter entwickeln – ist das ein Kindheitstraum, der für Sie wahr geworden ist?
Ob ich als Kind schon Träume hatte, was ich werden will, weiß ich nicht. Der Wunsch, was mit Robotik zu machen, hat sich im Studium herauskristallisiert. Ich habe auch meine Diplomarbeit in diesem Bereich geschrieben und für mich war dann klar, dass ich einen Job im Umfeld der Robotik machen möchte. Der Bereich ist sehr vielfältig. Informatik, Sensorik, Maschinenbau usw. spielt alles eine Rolle und das macht die Robotik für mich so spannend.
Was ist überhaupt ein Roboter?
Es gibt unterschiedliche Definitionen für Roboter. Industrieroboter sind frei programmierbar. Assistenzroboter hingegen sind Systeme, die möglichst autonom sind und mit minimalen Aufwand verschiedene Aufgaben übernehmen können. Sie sind in der Lage, verschiedenste Tätigkeiten flexibel durchzuführen. Gegebenenfalls auch gemeinsam mit dem Menschen.
Prof. Dr. techn. Norbert Elkmann
Prof. Dr. techn. Norbert Elkmann hat seine Begeisterung für Robotik während seines Maschinenbaustudiums in Bochum entdeckt. Der gebürtige Wiesbadener hat 1999 an der Technischen Universität in Wien promoviert. 1993 hat er am Fraunhofer IFF als wissenschaftlicher Mitarbeiter angefangen und ist jetzt Leiter des Geschäftsfeldes Robotersysteme. Seine 25 Mitarbeiter und er beschäftigen sich mit Themen, wie mobilen Robotern, Inspektionsrobotern und der sicheren Mensch-Roboter-Interaktion.
Was ist das Besondere an der Roboter-Mensch-Kollaboration, mit der sich das Fraunhofer IFF auseinandersetzt?
Wenn Menschen mit schweren Industrierobotern zusammen arbeiten würden, könnte es zu Verletzungen bis hin zum Tod kommen. Deshalb arbeiten diese Roboter, beispielsweise in der Automobilindustrie, hinter Zäunen. In der Industrie ist die direkte Zusammenarbeit mit Robotern heute oftmals notwendig. Das gilt auch für zukünftige Einsatzszenarien wie z.B. in der Gesundheitspflege. Dafür muss aber die Sicherheit gewährleistet sein. Wir entwickeln verschiedene Technologien, die das ermöglichen. Zudem führen wir Untersuchungen mit Probanden durch, um die Belastungsgrenzen im Falle von Berührungen zwischen Mensch und Roboter zu bestimmen. Damit wir diese Probandenversuche überhaupt machen dürfen, musste die Ethikkommission zustimmen. Ärzte begleiten die Untersuchungen. Dadurch hat das Fraunhofer IFF wichtige Forschungsgrundlagen für die Normung und die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration geschaffen. Natürlich gab es bei den Versuchen vereinzelt blaue Flecke, aber das war auch Sinn der Untersuchungen. Allen Probanden geht es sehr gut.
Warum haben Sie sich ausgerechnet für die Arbeit am Fraunhofer IFF entschieden?
Zwar haben Roboterhersteller eine große Entwicklungsabteilung, aber da hat man eventuell nicht die Möglichkeit verschiedene Dinge auszuprobieren. Am Fraunhofer IFF stellen wir keine Produkte her, wir entwickeln Technik weiter, zeigen den Trend auf und entwickeln Zukunftstechnologien. Diese Vielfalt gibt Möglichkeiten zu experimentieren und zu probieren, die die Industrie in dem Maße eben nicht bietet. Deshalb arbeite ich hier seit 25 Jahren, auch wenn das anfangs nicht so geplant war. (lacht)
Können Roboter den Menschen Ihrer Meinung nach ersetzen?
Laut einiger Studien heißt es, dass zwei Drittel der Arbeitstätigkeiten, ich betone: nicht der Arbeitsplätze, in den nächsten 10 bis 20 Jahren von Robotern erledigt werden. Es sind nicht immer physische Roboter, sondern automatisierte Systeme, Algorithmen und künstliche Intelligenz, die schon heute Arbeit übernehmen, beispielsweise bei Banken. Es werden durch diese Entwicklung aber auch neue Arbeitsfelder für Menschen geschaffen.
Nutzen Sie Haushaltsroboter?
Ich hatte mal einen Staubsaugerroboter, aber den herkömmlichen Staubsauger finde ich besser. (lacht) Ein bügelnder Roboter wäre praktisch, aber das liegt noch in ferner Zukunft, weil das momentan noch zu komplex für die Roboter ist. Das Personen zu vermitteln, die nicht in der Robotik tätig sind, ist oft mühsam.
Was macht das Fraunhofer IFF als Arbeitgeber für junge Menschen attraktiv?
Wir bieten Möglichkeiten, in der angewandten Forschung an Zukunftsthemen zu arbeiten. Das Fraunhofer IFF wie auch viele andere Institute forscht ganz vorne an der Weltspitze mit. Wenn man hier arbeitet, hat man ein großes Netzwerk von Kontakten, auch zur Industrie, aus dem man schöpfen und sich inspirieren lassen kann. Es gibt viele Möglichkeiten sich selber zu entwickeln, vor allem fachlich, zum Beispiel durch eine Promotion.
Wo sehen Sie das Fraunhofer IFF und sich selbst in drei Jahren?
Weiterhin ganz vorne. (lacht) Wir haben viele neue spannende Forschungsfelder – uns wird nicht langweilig werden und man wird noch viel von uns hören.
Text: Frieda Rahn
Foto: Max Patzig Teaserbild: Lena Schulze
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