Die Sonne lacht durch mein Fenster und ich wache auf. Die Heizung läuft, aber irgendwie wird es nicht warm. Also erstmal einen heißen Tee und dann wende ich mich der Problemlösung zu. Es gibt die Möglichkeit, auch einer gelesenen Zeitung noch etwas Sinnvolles abzugewinnen: Ich will aus Altpapier Dämmmaterial herstellen! Also ab damit in Omas alte Kaffeemühle, und dann wirds abgedreht – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Papier wird klein gemahlen und schön mit Luft durchlüftet. Anschließend imprägniere ich die Papierflocken mit einer Salzlösung, damit es nicht mehr brennen kann. Damit habe ich mir eine kostengünstige Wärmedämmung gebastelt.
Woher diese kluge Idee kommt? Da ihre Stadt sich im Nothaushalt befindet, suchte Paulina Banszerus, Schülerin aus Bad Münstereifel, nach einer Lösung, kostengünstig und effizient das Schuldach zu dämmen. Mit Erfolg!
Einfach UmWeltspitze! Neue Ideen für Umwelt- und Klimaschutz
Der Schülerwettbewerb wird jedes Jahr von der SIEMENS-Stiftung ausgeschrieben. Mitmachen können Schülerinnen und Schüler der oberen Jahrgangsstufen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz oder deutschen Auslandsschulen. Die Wettbewerbsthemen beschäftigen sich mit der Frage, wie man nachhaltig Umwelt, Klima und Ressourcen nutzen kann. Der Wettbewerb findet in Kooperation mit der RWTH Aachen, der TU Berlin und der TU München statt. Die besten Ideen erhalten Geldpreise im Gesamtwert von 100.000 Euro. Den Wettbewerb gibt es seit 2007.
Da ich heute noch zum FC Bayern Spiel will, sollte ich langsam mal unter die Dusche. Dazu muss ich allerdings die Leitung nicht ständig neu aufdrehen, ich kann auch anders an sauberes Wasser kommen. Mein Weg dazu führt mich in meinen Garten. In einem großen Kanister habe ich Wasser gesammelt, zu dem gebe ich ein spezielles Pulver. Nämlich Titandioxid, was in der Erdkruste vorkommt und als Katalysator für die desinfektiöse Wirkung der Sonne wirkt. Dadurch kann schmutziges Wasser ohne großen Aufwand desinfiziert werden. Gerade in der Dritten Welt könnten die Gesundheitsprobleme durch verdrecktes Trinkwasser mit dieser Lösung eingedämmt werden.
Wer hats erfunden? Keine Schweizer, sondern Oliver Drozdowski und Eric Macke aus Stade in Niedersachsen. Also, rein mit dem Pulver und runter mit dem Dreck!
Fertig angezogen, gehts los zur Allianzarena. Mein Auto parke ich in der Tiefgarage. Die wirkt auf den ersten Blick wie eine 08/15-Tiefgarage mit hellem Licht, das 24 Stunden an 7 Tagen leuchtet. Aber Atomkraft muss dafür nicht arbeiten. Man bündelt das Sonnenlicht und transportiert es mit speziellen Lichtleitern in die zu beleuchtenden Räume. Zum Vergleich: Diese Beleuchtung spart rund 18.000 Euro und 50,2 Tonnen CO2 jährlich. Mit dieser Menge kann man siebenmal um die Welt fahren.
Ausgerechnet haben das Carolina Nelson und Maximilian Schinke vom Marktgrafen-Gymnasium Karlsruhe.
Bevor ich mich zu meinem Sitzplatz im Stadion begebe, muss ich aber nochmal aufs Klo. Doch die Toiletten, wie wir sie kennen, sind sowas von gestern. Viel umweltbewusster sind Trenntoiletten, die den Urin separieren. Klingt erstmal doof ist aber sinnvoll: In einer nahestehenden Anlage wird unsere Ausscheidung gleich in Phosphat umgewandelt. Der Rest kann seine Reise in die Kläranlage fortsetzen. Zukünftig könnten wir das Oktoberfest also ganz nebenbei als Bioanlage nutzen. Der aus dem Urin gewonnene Dünger hilft dann nicht nur meinen Pflanzen im Garten, die dadurch prächtig wachsen und gedeihen, sondern fördert den weltweiten Ernteertrag.
Dazu jedenfalls wollen die beiden Erfinder Tobias Pickert und Marc Strohmann vom Gymnasium Petrinum Recklinghausen aus Nordrhein-Westfalen beitragen.
Nach Hause fahre ich über Münchens Umland an Feldern vorbei. Viele Bauern besitzen dort Windräder oder andere Anlagen zur Energiegewinnung, die einen Überschuss produzieren. Ein paar LKWs kommen mir entgegen, sie sind Richtung Flughafen unterwegs und transportieren laut Aufschrift „Terra Preta“ – eine spezielle Erde, bei der Kohle zugesetzt wird. Das Gute daran: Das CO2 wird dauerhaft gebunden, schadet der Atmosphäre nicht und kurbelt das Pflanzenwachstum an. Damit können wir hoffentlich den Hunger in der dritten Welt in den Griff bekommen.
Das hoffen auch die Teilnehmer des Schülerwettbewerbs Till Henning und Nico Nachtigall vom Gymnasium Marianum Meppen aus Niedersachsen.
Werbung für die Wissenschaft
Das sind nur fünf von neun Ideen, welche die Finalisten-Teams beim Schülerwettbewerb „Einfach UmWeltspitze! Neue Ideen für Umwelt- und Klimaschutz“ vorstellten. Die SIEMENS Stiftung zeichnete in München am 26. März 2012 schließlich das Team „Urin“ mit dem Hauptpreis aus: Das „ökologische Denken, die Nachhaltigkeit und die gute Realisierbarkeit“ überzeugten die Jury. Die beiden Preisträger Tobias Pickert und Marc Strohmann meldeten schon das Patent für ihre Idee an. „Gerade bei großen Veranstaltungen wie dem Oktoberfest oder in zukünftigen Fußballstadien würde sich unsere Idee lohnen“, erklärten die glücklichen Sieger. „Außerdem kann man das Katalysatorsalz in der dritten Welt verteilen. Der entstandene Dünger könnte die Ernährung der Menschen sicherstellen!“
Den zweiten Platz belegte Max Burggraf mit der Idee eines Sonnenstandberechners, den dritten Platz erhielt Christian Rinkens für seine Idee, ein Pumpspeicherkraftwerk im Tagebau Hambach zu bauen. Der Sonderpreis ging an Paulina Banszerus für ihre Wärmedämmung. Der Ehrengast der Veranstaltung und Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Matthias Mann animierte die Finalisten, ihr Talent zum Beruf zu machen: „Wissenschaftler, das ist der tollste Beruf überhaupt!“ Aber so wie es aussieht, wissen das die Teilnehmer des Schülerwettbewerbs sowieso schon.
Fotos: Said Burg