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Mit Biss büffeln

Dr. Antje Proske ist promovierte Psychologin, 34 und hat ein Computerprogramm entworfen, das Studenten bei wissenschaftlichen Arbeiten unterstützt. Sie spricht mit SPIESSER.de über Blackouts, Prüfungsangst und die eigene Schulzeit.

25. September 2009 - 13:18
SPIESSER-Autorin Anne W.
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Anne W Offline
Beigetreten: 10.08.2009

 


Niemals Angst vor dem Lernen gehabt - einfach immer geübt: Dr. Antje Proske. Foto: privat

Wie haben sie in ihrer Schulzeit gelernt und haben Sie vielleicht sogar Spicker verwendet?
In der Zeit der Abiturprüfungen habe ich sehr viel geübt – weniger auswendig gelernt. Das hat sich gelohnt: eine meiner Übungsaufgaben trat tatsächlich in der Matheprüfung auf. Ich habe keine Spicker geschrieben, sondern meinen Mitschülern die Aufgaben erklärt. Dadurch wurden die eigenen Wissenslücken greifbar und der Lernstoff vertieft.

Direkt nach dem Aufstehen oder lieber nach dem Kaffee trinken. Wann ist die beste Zeit zum Büffeln?
Manche können abends sehr gut lernen, andere in den frühen Morgenstunden. Aber keiner lernt direkt nach dem Mittagessen - mit vollem Magen übermannt einen einfach die Müdigkeit. Die Lerninhalte sollten über den Tag auf nicht mehr als sechs Stunden verteilt werden.

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Vier Stunden geübt und mir fallen die Augen zu. Sollte man sich nach dem Lernen schlafen legen?
Ja. Im Schlaf werden Informationen besser ins Langzeitgedächtnis eingespeichert. Und Erholung ist immer förderlich für das Lernen.

In der Bibliothek oder lieber zu Hause. Wo sollte man am besten lernen?
Da Lernen eher eine ungeliebte Beschäftigung ist, solltet ihr in einer schönen Umgebung üben. Auf dem Schreibtisch liegen bitte keine Zeitschriften, das Handy oder Schokolade, denn das lenkt ab. Das Lernen sollte der Prüfungssituation ähneln: Für die mündliche Prüfung im Raum herumlaufen, laut sprechen und sich mit anderen austauschen. In Vorbereitung auf die schriftliche Arbeit sitzen und ruhig Aufgaben lösen.

Sie kennen doch sicherlich den Schlüssel zum erfolgreichen Lernen. Was ist die effektivste Lernstrategie?
Es gibt nicht die 10 Goldenen Regeln zum Musterschüler. In der Psychologie ist Lernen vielmehr eine Veränderung des Verhaltens oder des Verhaltenspotentials. Um Schul- und Studieninhalte effizient zu lernen, braucht es ein Zeitmanagement, die Durchführung des Lernplans und die Bewertung des Prozesses. Also das Lernen planen, lernen und auswerten. Und dann muss noch der Pegel von Motivation und Konzentration aufrecht erhalten werden.

Wichtige Textteile werden unterstrichen und mit Textmarker hervorgehoben. Was sind wichtige Hilfsmittel zum Lernen?
Gerade im Studium sind Lernkarteien sehr wichtig. Sie fassen gut strukturiert und in meinen eigenen Worten zusammen was in Fachartikeln steht. Jeder entwickelt seinen eigenen Lernstil. Zu Prüfungszeiten haben Kommilitonen von mir ihre Wände mit Mindmaps tapeziert. Ich habe eher Lernkarteien geschrieben. Erfolgreich lernen heißt mit vielen Medien arbeiten: Internet, Bücher, Kommunikation und Videos.


Am Rechner oder mit Freunden? Wie man übt, ist einfach Geschmackssache. Foto: Dieter Schütz, pixelio.de

Jeder lernt auf unterschiedliche Art und Weise. Welche Lerntypen gibt es überhaupt?
Das ist ein sehr umstrittenes Thema. Wie soll denn der auditive Typ Ski fahren lernen? Er wird es nicht durch das Geräusch von knirschendem Schnee lernen, sondern durch das Herunterfahren des Hangs. Deshalb ist es zu weit gegriffen, in verschiedene Lerntypen zu unterscheiden. Sicherlich kann mancher bestimmte Lerninhalte schneller lernen als ein anderer. Entscheidend wird beim Lernen immer die vielfältige Verknüpfung des Lernstoffs sein, um Informationen dauerhaft aufnehmen, einspeichern und wiedergeben zu können.

„Nicht in der Schule, sondern im Leben lernen wir.“ Wozu besuchen wir dann noch die Schule?
Um erfolgreich zu lernen muss man selbst aktiv sein und sein Wissensgerüst konstruieren. Ein lernpsychologischer Befund zeigt das 50 % der Lernleistung auf dem Vorwissen beruhen. Somit entscheidet der Umfang der Allgemeinbildung darüber, wie schnell ich neue Sachverhalte lerne. Die Schule hat die Aufgabe diesen Grundstock von Wissen zu vermitteln um das spätere Lernen zu erleichtern und alltägliche Probleme zu meistern. Wir müssen ja nicht das Rad jedes Mal neu erfinden.

Ich habe für die Prüfung gelernt und trotzdem weiß ich in der Prüfung nichts mehr: Wie kommt es zu Blackouts?
Ein Blackout ist eine Hemmung. Das Wissen ist nicht verschwunden, sondern der Zugriff nur momentan erschwert. Im Alltag fällt uns auch manchmal ein Wort nicht ein - aber das ist keine Prüfung. Die Ursachen sind meistens große Angst und ein mulmiges Gefühl. Sobald der Zugriff blockiert ist, verfällt das Gehirn in einen Teufelskreis und die nächsten Antworten werden erschwert.

Was kann ich gegen diese Unsicherheit in Prüfungen tun?
Einfach antworten: „Zu der Frage kann ich im Moment nichts sagen. Stellen sie mir bitte eine Andere.“ Die Konsequenzen der fehlenden Antwort einfach ausblenden. Vor der Prüfung kann man mit Rollenspielen die ungewohnte Situation üben und automatisieren. Während der Klausur einfach entspannen und z.B. die progressive Muskelentspannung anwenden.

Was ist nicht erlernbar?
Möglich ist alles. Über Erfolg oder Misserfolg entscheidet nur die Übungszeit. Wenn wir alle mit Motivation und Ausdauer Tennis üben würden – gäbe es einige Boris Becker.

Wie lernt ihr für eure Prüfungen? Zusammen? Nachts? Mit Musik? Gar nicht? Schreibt uns eure Meinung!

Der Artikel entstand in Kooperation mit:

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Kommentare

Zwei Kommentare
  • Gefällt mir gutes Interview
    Tja Leute man muss nur wollen auch wenns schwer fällt

  • sehr schönes interview,

    allerdings wandelt sich alles im laufe der zeit:

    1. für meine 5 abiturprüfung kann ich nicht nur üben. da muss eben auch echtes faktenwissen sitzen. mathe und physik kann man üben. aber geschichte, deutsch und zum beispiel biologie?

    2. wo soll ein schüler die zeit hernehmen über den tag hinweg 6 stunden zu lernen? er kommt womöglich total fertig 15:00 aus der schule. isst erst einmal "mittag" ruht sich dann aus. 16:00 macht er eine stunde hausaufgaben und fängt schließlich 17:00 an für die zwei anstehen klausuren der nächsten woche und für ein paar unzählige tests zu lernen.

    3. freizeit: ein schüler soll gut in der schule sein, aber trotzdem sich sozial gut integrieren und natürlich auch andersweitig den horizont erweitern lassen. wieso erwähnt dies die psychologin nicht? für viele schüler reicht die zeit einfach nicht, sich mit anderen dingen zu beschäftigen.

    letztlich:
    der hinweis mit dem herumlaufen während man lernt ist genial. ich "spiele" sozusagen immer lehrer und sprech es alles locker flockig runter. das macht deutlich mehr spaß.

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