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Schwerpunkt

Plastik hat immer
zwei Seiten

Die EU hat Plastik den Kampf angesagt: Denn Plastik schade der Umwelt. Aber stimmt das überhaupt? Bei der European Youth Debating Competition in Neuss wird genau das heiß diskutiert. Nutzen gegen Schaden. Pro gegen Contra. SPIESSER-Autorin Lisa hat sich umgehört und weiß nun, dass nicht alles schwarz-weiß ist.

17. May 2016 - 12:18
SPIESSER-Autorin Lolisa.
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Lolisa Offline
Beigetreten: 25.10.2013

Die Sonne strahlt und die Vögel singen um die Wette, als ich am Sonntagmittag das Rheinische Landestheater in Neuss betrete. Neugierig schaue ich mich um – und fühle mich sofort ein wenig underdressed. In Jeans und T-Shirt stehe ich da und bin umgeben von Jungs in gebügelten Hemden und Mädchen in schicken Blusen. Die Atmosphäre ist aber völlig entspannt.

Und dass, obwohl hier heute die deutsche Version der European Youth Debating Competition stattfindet. 50 Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren aus ganz Deutschland sprechen heute darüber, ob sie sich die Zukunft mit mehr oder weniger petrochemischen und Kunststoff-Produkten vorstellen. Ein ziemlich aktuelles Thema. Schließlich hat die Europäische Union sich erst kürzlich zum Ziel gesetzt, dass jeder bis 2019 nur noch 90 Plastiktüten pro Jahr verwenden soll.

Organisiert wird die European Youth Debating Competition übrigens vom Europäischen Petrochemieverband EPCA und dem Verband der Kunststofferzeuger PlasticsEurope.
Es wird ernst

Leise üben die Teilnehmer noch einmal ihr englisches Statement und bekommen von ihren Coaches Feedback. Dabei wird auch auf Aussprache, Mimik und Gestik geachtet.
Nach einer letzten Stärkung beim gemeinsamen Mittagessen wird es schließlich ernst. Erstmal machen zwei Experten den Kandidaten vor, wie’s geht. Auf der einen Seite stellt Dr. Josef Ertl, der Vorsitzende von PlasticsEurope Deutschland, die Vorteile von Kunststoffen vor: „Durch petrochemische Erzeugnisse können wir leichtere Autos herstellen, die umweltfreundlicher sind und trotzdem sicher und komfortabel.“

Im Gegensatz dazu mahnt Dr. Onno Groß von der Meeresschutzorganisation Deepwave e.V.: „Wenn wir so weiter machen, werden bis zum Jahr 2050 mehr Plastikteile als Fische im Ozean schwimmen.“

Danach erklärt die Diskussionsleiterin noch schnell die Regeln: Es gibt je sechs Sprecher, die der Pro- und der Contra-Fraktion zugeteilt worden sind. Nach jedem dieser Sprecher, dürfen vier freie Sprecher ihren Standpunkt klar machen. Dabei hat jeder genau eine Minute Redezeit.

In den nächsten 60 Minuten höre ich alle möglichen Argumente. Dabei ist die Rede von Langzeitfolgen wie Krebs und Konflikten um Erdöl. Aber auch die guten Seiten von Kunststoffprodukten kommen nicht zu kurz: Verpackungen halten Essen frisch und das Material kann sogar Leben retten. Die sechste Sprecherin der Pro-Fraktion fragt in die Runde: „Was wäre, wenn dein Freund einen Autounfall hätte und es keinen Airbag gäbe?“

Es können nur drei gewinnen

Die achtköpfige Jury hat schließlich entschieden: den dritten Platz sichert sich Moritz Hollenberg aus Kiel. „Ich hätte damit nie gerechnet. Das ist das erste Mal, dass ich an so einem Wettbewerb teilgenommen habe“, freut er sich.

Den zweiten Platz belegt die 16-jährige Julia Blaschyk. „Mein Argument war, dass die Wirtschaft von Ländern wie Venezuela von der Gewinnung von Erdöl abhängt“, erzählt sie. Mitgemacht habe sie, weil sie schon immer gerne diskutiert hat. 


Die drei Gewinner fahren im Oktober nach Budapest zum großen Finale.

Am meisten überzeugt hat die Jury 18-jährige Janne Marie Töner aus Hamburg: „Ich habe den Tag heute zwar als Wettbewerb aufgenommen, aber die ganze Stimmung war sehr freundschaftlich“, sagt sie lächelnd. Ihr Argument: Kunststoff bedeutet Kommunikation. Denn Smartphones bestehen zu großen Teilen aus Plastik und sie könne sich keine Zukunft ohne Kommunikation vorstellen.

Auch in acht anderen europäischen Ländern werden die besten drei Diskutanten gesucht. Die dürfen dann wie Moritz, Julia und Janne Marie zum großen Finale Anfang Oktober nach Budapest. Dort wird noch einmal zum Thema „50 Jahre Chemieindustrie – wie geht es weiter?“ debattiert.

Text: Lisa Oder
Fotos: PlasticsEurope

 

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit PlasticsEurope

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