Meinung

Umwelt oder Gene – woher kommt Kreativität?

Wolfgang Amadeus Mozart saß schon als Kleinkind vor dem Klavier und wurde zu einem der größten Komponisten der Musikgeschichte. Aristoteles hat mehrere wissenschaftliche Themengebiete, wie die Biologie, Physik, Staatstheorie, Logik und Naturwissenschaftstheorie, aus sich selbst heraus erfunden. Einfach so. Wie kann das sein? Tja, die Sache mit Genies ist immer die: Sie denken „out of the box“, erfinden neue Wege und kümmern sich dabei nicht darum, was andere von ihnen halten. SPIESSERAutorin Anni fragt sich: Woher kommt diese Kreativität? Wird man als Freigeist geboren oder kann man das lernen?

27. February 2023 - 10:03
SPIESSER-Autorin Anni Malter.
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Anni Malter Offline
Beigetreten: 14.03.2018

Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass ich schon gemalt habe, bevor ich über-haupt mit dem Sprechen begann. In der ers ten Klasse wurde ich in den Theaterkurs gesteckt und war da für zehn Jahre. Ich ging zu den Schülertheatertagen und schrieb später auch eigene Kurzgeschichten, die ich mit Freunden aufführte. Ab der fünften Klasse war ich zudem in der AG für Darstellen und Gestalten. Später habe ich mein Abi in der Fachrichtung „Gestaltungs-und Medien-technik“ gemacht und in meinem letzten Schuljahr einen eigenen Weihnachtsfilm gedreht. Für die Universität bestand ich dann die Eignungsprüfung für den Fachbereich Kunst. Ich denke, man könnte sagen, dass ich etwas von Kreativität verstehe. Woher das alles kommt, darüber haben ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Es ist so: Wenn ich motiviert bin, bin ich auch kreativ. Und wenn ich keine Lust habe, habe ich auch keine Ideen. Aber kann ich so eine große Künstlerin werden wie meine Vorbilder? Ich glaube, nein.

Künstler nicht nur in der Kunst gesucht

Heutzutage werden kreative Köpfe nicht nur in Ateliers gerne gesehen, sondern auch in der Arbeitswelt. In allen Lebensläufen kommt das Wort „Kreativität“ gut an, da Innovationen nun mal Branchen jeder Art vorantreiben. Dabei ist es vollkommen egal, ob jemand in einem IT-Unternehmen oder einer Anwaltskanzlei arbeitet, denn Kreativität ist nicht nur auf die klassische Kunst festgelegt. Selbst auf dem Finanzamt sucht man Leute mit einer kreativitäten Ader. Dabei sind krea-tive Menschen auch nur Sterbliche, die (wie alle anderen auch) ab und an mal das weiße Blatt Papier anstarren.

Die Wissenschaft sagt:Kreativität ist trainierbar.

Der Unterschied: Künstler wissen, wie man die Musen – also die Schutzgöttinen der Kunst – wiederfindet. Viele Arbeitgeber versuchen, die Kreativität in ihren Unternehmen mit speziellen Beratern, einer be-sonderen Einrichtung oder Mitarbeiterausflügen zu erhöhen. Aber das ist gar nicht nötig. „Jeder kann kreativ sein“, meint die Psychologin Jennifer Gunkel von der Technischen Universität München. Kreativität sei laut ihrer Forschungsergebnisse nämlich trainierbar.

Ursprung der Kreativität

Auch andere Forscherinnen und Forscher gehen der Frage nach, woher die großen Ideen kommen. Laut Sozialpsychologe Prof. Dr. Hans-Peter Erb von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg spielt die Intelli-genz dabei eine entscheidende Rolle: „Wer umständlich denkt und weniger Informationen gleichzeitig verarbeiten kann, ist typischerweise weniger kreativ“, sagt er. Aber Wissen allein reicht nicht. Es braucht auch Motivation. Als ich selbst klein war, habe ich mit Edding die Tapete meiner Oma voll gemalt, weil ich keine großen Blätter gefunden habe. Das ist zwar nicht zu empfehlen, unterstreicht aber meinen Punkt. Wer wirklich Kunst schaffen will, der schafft sie auch.

Das Einzige, was in der Kunst definitiv falsch ist, sind Verbote und strikte Regeln.

Dass es für große Kunst auch Köpfchen braucht, beweist der britische Künstler Banksy. Er wurde für seine gesellschaftskritischen Graffiti-Bilder bekannt. In den frühen 2000ern, als gerade der Irakkrieg ausgebrochen war und sich die Menschen gegen den Staat stellten, erkannte er den Wunsch nach einfachen Bildern, die jeder verstehen kann. Inzwischen ist er Multimillionär. Seine bis heute ungeklärte Identität könnte selbstverständlich zusätzlich zu seinem Ruhm beigetragen haben.

Künstlertipps für mehr Kreativität

Also keine Sorge, ihr müsste nicht in hunderte Kunstgallerien gehen oder dutzende Workshops besuchen, um kreativ zu werden. Ihr müsst nur etwas finden, das euch inspiriert. Mir persönlich hilft Musik am besten weiter. Ich habe verschiedene Playlisten, die mich in unterschiedliche Stimmungen versetzen. Soll ich für einen Kurs an der Universität zum Beispiel ein Bild über traurige Emotionen malen, dann hilft mir Johnny Cash. Das Musik nützen kann, lässt sich auch durch eine britische Studie von 2020 bestätigen. Dabei wurde nichtmusikalischen Personen bei gebracht, Melodien zu erstellen. Das Ergebnis: Bereits nach drei TestSessions hatten die Versuchspersonen mehr Kreativität für Melodien entwickelt.

Neben Musik helfen mir aber auch Spaziergänge, egal ob in der Stadt oder der Natur. Dabei begegne ich immer wieder neuen Szenerien, die mich inspirieren können.

Von Künstlern lernen

Natürlich kann es nicht schaden, in eine Kunstgalerie zu gehen. Denn von den Alten und Neuen Meistern kann man noch richtig viel lernen. Ihr müsst euch dabei gar nicht fragen, was sich die Künstler dabei gedacht haben. Das kann niemand beantworten. Mein Tipp: Schaut euch die Kunst nur um der Kunst willen an. Noch eine gute Übung für Kreativität: Guckt euch einen Filmklassiker mal ohne Ton an und denkt euch die Dialoge selbst aus. Je verrückter, desto besser.

Kennt ihr Jackson Pollock, dessen Bilder aussehen, als hätte jemand auf die Leinwand geniest? Er hat eine traditionsreiche Kunstschule besucht, die „National Academy Museum and School“ in New York. Trotz seiner sehr konservativen Ausbildung wurde Pollock zu einem der bedeutendsten Künstler des abstrakten Expressionismus und hat letzlich die Stilrichtung des Action Painting erfunden. Er inspirierte mit seinem Wirken nicht nur amerikanische Künstler, sondern hatte auch großen Einfluss auf die Kunstbewegung in Europa.

Woher kommt nun Kreativität?

Wenn ihr mich fragt, ich finde, letztendlich kommt es nur darauf an, dass man selbst wirklich kreativ sein will. Egal, in welchem Lebensbereich. Das Einzige, was in der Kunst definitiv falsch ist, sind Verbote und strikte Regeln. Denn wer immer nur Regeln befolgt und auf das hört, was alle sagen, der wird keine bahnbrechenden Innovationen schaffen können.

Text von Anna-Lena Malter, die Kreativität in ihrem Leben braucht wie die Luft zum Atmen.

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