Kissenschlacht

„Kritik trifft nur
dort, wo man selbst
nicht überzeugt ist"

Essen verbindet bekanntlich, so aber auch Musik – für sein neuntes Album „ALBUM“ hat Clueso mit zahlreichen Künstlern zusammengearbeitet. Im Interview erklärt er SPIESSER-Autorin Katharina, welcher Künstler welchen Snack im Studio isst, was bei ihm in der Küche nie fehlen darf und wie er zu seinen Stilwechseln steht.

05. September 2022 - 12:10
SPIESSER-Autorin Kathi99.
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Kathi99 Offline
Beigetreten: 01.04.2021

In unserem Heft dreht sich diesmal alles um das Thema Ernährung. Gibt es ein Must-have in deiner Küche, welches niemals fehlen darf?

Ein großes scharfes Messer, so eins wie aus dem Film „Scream“. Es macht einfach viel mehr Spaß, mit qualitativ hochwertigen Gadgets zu kochen. Ich würde mir damit sogar am liebsten die Butter aufs Brot schmieren.

Hast du schon mal verschiedene Ernährungsweisen ausprobiert?

Das Spannendste, was ich ausprobiert habe, war eine Ayurveda-­Kur in Sri Lanka. Ähnlich
wie beim Fasten geht es darum, deinen Körper zu entgiften. Du bekommst sehr einfaches Essen, wie Reissuppe und ayurvedische Pflanzen aus den Bergen Sri Lankas. Zusätzlich wird viel meditiert.

Welches ist dein Wohlfühl-Gericht?

Hühnerfrikassee. Das macht meine Mama
immer zu Weihnachten.

Du bist aktuell mit deinem neuen Album „ALBUM“, das letztes Jahr im Oktober erschien, auf Tour. Achtest du da nochmal anders auf deine Ernährung?

Eigentlich nicht. Tatsächlich ernähre ich mich sogar am gesündesten auf Tour, weil wir einen Koch dabei haben (lacht).

Für das Album hast du mit vielen verschiedenen Künstlern kollaboriert – spielt Essen in so einer kreativen Phase auch eine Rolle?

Tatsächlich kommt man beim Musikmachen wie in eine Art Rauschzustand, in dem Essen zweitrangig wird. In der kurzen Zeit, die man gerade bei einem Feature hat, versucht man, so viel wie möglich zu schaffen. Dann wird meist nur schnell irgendwas bestellt. Bei Thomas D auf dem Bauernhof war das anders, dort ist Fleisch in der Küche verboten. Er hat einen riesigen Kühlschrank mit lauter Veggie-­Sachen. Dort konnten wir uns dann eine Woche richtig durchtesten. Ich weiß noch, als ich mit Bosse zusammengearbeitet habe, hat er erst mal einen Koch ins Studio bestellt und wir haben zwei Stunden nur gequatscht. Dann hat er sich auf einmal mit dem Handy hinter einen Vorhang gesetzt und innerhalb von zehn Minuten einen Song geschrieben.

Schnellfragerunde
Im Interview mit SPIESSERAutorin Katharina musste sich Clueso auch einer Schnellfragerunde zum Heft-Titelthema „Essen“ stellen. Hier seine Blitzantworten:

Selbst kochen oder bekochen lassen?
Selbst kochen, aber leider wird das Essen zu schnell schlecht, weil ich viel unterwegs bin. Meine Oma würde sagen, in meinem Kühlschrank rennen sich die Mäuse Blasen, der ist einfach immer leer.

Frühstück süß oder herzhaft?
Auf jeden Fall muss Kaffee dabei sein! Ansonsten meist sehr wenig. Ein Croissant reicht mir.

Lieber Fastfood oder ein frischer Salat?
Meine Fastfood-Phase ist lange her. Mittlerweile ist das die Ausnahme – bspw. nach dem Feiern.

Sehr viele Küchengadgets oder minimalistische Ausstattung?
Ein paar essenzielle Sachen müssen dabei sein, aber vollgestopfte Schubladen mag ich nicht.

Großes Gefrierfach oder großer Kühlschrank?
Momentan hätte ich gerne ein großes Gefrierfach, weil Sommer ist und ich es liebe, Eiskaffee zu machen.

Hast du auch manchmal einen Song komplett "abgegeben" und andere kreative Köpfe den Hauppart machen lassen?

Eigentlich gebe ich die Zügel nie aus der Hand. Auch wenn ich mit Leuten zusammengearbeitet habe, die eine komplett andere Musikrichtung machen, wie Capital Bra, habe ich immer versucht, meinen Stil einzubringen. Ich kann nur abgeben, wenn jemand meinen Stil hundertprozentig trifft, aber das passiert selten.

Inwieweit haben die anderen Musikerinnen und Musiker die Songs und deren Stil auf "ALBUM" beeinflusst?

Schon beim Machen der Musik beeinflusst mich jeder auf eine andere Art. Jeder hat eine andere Energie beim Schreiben von Songs. Da musste ich mich auch erst einmal dran gewöhnen. Bausa zum Beispiel ist eher introvertiert und sagt auch mal zwei Stunden gar nichts. Während Elif eher wie zehn Tassen Kaffee ist und viel rumspringt. Ich selbst mag es, viel auszuprobieren und jeden Track mehrfach einzusingen, um herauszufinden, welches Gefühl ich mit der Textstelle ausdrücken will.

In deinem Album deckst du viele Musik­Genres ab – hast du das Gefühl, neue Fans gewonnen zu haben oder vielleicht alte Fans für die neuen Musikstile begeistern zu können?

Mit jedem neuen Album sind neue Fans dazugekommen und ab dem sechsten Album ist es mir dann egal geworden. Ich glaube, dass man die Musik am liebsten hat, wie man sie kennenlernt und deswegen unzufrieden ist, wenn sich der Stil ändert. Doch man sollte sich bewusst sein, dass jeder in seinem Leben Phasen durchläuft und dementsprechend sich auch der Musikstil ändert.

Gab es auch Kritik an den wechselnden Stilen?

Bei diesem Album ehrlich gesagt nicht, aber vielleicht ist die auch nicht bei mir angekommen. Ich habe aber durchaus für frühere Werke Kritik bekommen. Allerdings finde ich, dass Kritik einen immer nur dort erreicht, wo man selbst auch nicht so ganz zufrieden ist. Und da ich dieses Album sehr mag, nehme ich wahrscheinlich auch nicht so viel Kritik wahr.

In „Heimatstadt“ und „Leider Berlin“ drückst du deine tiefe Verbundenheit zu Erfurt aus. Was hat dich dort gehalten, obwohl viele deiner Freunde "leider" nach Berlin gegangen sind? 

Ich habe tausendmal darüber nachgedacht wegzuziehen, aber es hat sich nie ergeben. Dadurch, dass ich immer viel unterwegs bin, hat es mich immer sehr runtergebracht, mich in Erfurt gut auszukennen. Außerdem wohnt mein Bruder nur ein paar Straßen weiter von mir. Erfurt tut mir echt gut, nur manchmal ist es nervig, erkannt zu werden, was in den letzten Jahren sehr zugenommen hat.

Wenn du mal ein Tief hast, hörst du dann selbst deine Musik, um gute Laune zu bekommen?

Nein, eigentlich nicht. Aber immer, wenn ich einen neuen Song produziert habe, muss sich mein Umfeld diesen Song rauf und runter anhören (lacht).

Du warst bei „Sing mein Song“ dabei und es gab viele emotionale, schöne Momente, die du mit den anderen Musikern teilen konntest – was hat diese Erfahrung mit dir gemacht?

Es hat mir gezeigt, dass man Dinge ausprobieren muss, um darüber urteilen zu können. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht. Es war sehr interessant, seine Werke von anderen Interpreten zu hören. Besonders bewegt hat mich Lotte mit ihrer reinen Gitarren-Interpretation von „Gewinner".

Wie geht es musikalisch bei dir weiter?

Tatsächlich habe ich schon ein paar Ideen für das nächste Album. Bei diesem Album sind die Songs sehr kurz, weil das zu den Hörgewohnheiten passt. Bei meinem nächsten Album sollen die Songs wieder etwas länger werden. Außerdem ist mir durch die Tour bewusst geworden, wie sehr mir Livemusik gefehlt hat. Deswegen soll mein nächstes Album noch besser live gespielt werden können.

Clueso
... der mit bürgerlichem Namen Thomas Hübner heißt, ist ein echtes Multitalent in Sachen Musik. Der Sänger, Rapper, Songwriter und Produzent ist schon seit gut 20 Jahren ein fester Bestandteil der deutschen Musikszene und besonders bekannt für seinen ganz eigenen Popmusiksound mit Einflüssen aus Funk, Reggae, Hip-Hop und Jazz.
Geboren und aufgewachsen ist Clueso in Erfurt, wo er auch heute noch seinen Hauptwohnsitz hat. Dort hat er nach seinem Schulabschluss auch eine Ausbildung gemacht – nämlich zum Friseur. Aktuell ist er mit seinem Album „ALBUM“ auf Tour. Aktuelle Termine findet ihr auf www.clueso.de.

Text von Katharina Ziegler, die selbst gern mal in der Küche experimentiert.
Fotos von Alexander Goldhammer, findet, gutes Essen muss nicht immer zwei Michelin Sterne haben.

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