Was begeistert Sie an Ihrem Beruf?
Ich habe direkt nach dem Abitur meine Ausbildung in der Altenpflege gemacht. Inzwischen arbeite ich als Referentin für den Berufsverband. Das heißt, ich berate Kollegen. Was mich an dem Beruf immer noch begeistert ist die Vielfältigkeit und wie viele interessante Entwicklungsmöglichkeiten es gibt. Es macht Spaß!
Pflegeberufe haben ja häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. Was halten Sie jemandem entgegen, der sagt, dass man als Pflegefachperson nur Bettpfannen leert?
Die Arbeit in der Pflege ist mit einer hohen Verantwortung verbunden. Das Wesentliche am Pflegealltag ist nicht Bettpfannen leer zu machen, sondern mit einer guten Einschätzung darauf zu kommen, was ein Mensch braucht. Ich merke das schon anhand des Gangbildes eines Menschen, des Aussehens der Haut, wie er sich artikuliert, an allen Dingen, die man wahrnimmt, wenn man einem Menschen gegenübertritt. Diese Einschätzung ist eine wichtige Grundlage für die weitere medizinische und pflegerische Versorgung.
Was muss man mitbringen, wenn man in der Pflege arbeiten will?
Der wichtigste Punkt ist eine gewisse ethische Grundhaltung. Man arbeitet mit Menschen, die von einem abhängig sind und die man mit Respekt behandeln muss. Kombinationsfähigkeit sollte man mitbringen, es geht oft darum Dinge zu beobachten und zu verknüpfen. In der Ausbildung lernt man sehr viel theoretisches Wissen, das dann angewendet werden muss. Außerdem entwickelt man einen Blick für das Wesentliche, den man dann auch kommunizieren können sollte. Guter verbaler und schriftlicher Ausdruck ist also ebenfalls wichtig. Und sehr viel Verantwortungsbewusstsein!
Welche unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen gibt es?
Derzeit kann man seine Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflegen oder der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege machen, an deren Ende man eine examinierte Pflegefachperson ist. Allerdings tritt 2020 ein Reformgesetz in Kraft, das alle Ausbildungen kombiniert. Man kann Pflege aber auch studieren, zum Beispiel in Form eines dualen Studiengangs mit Bachelorabschluss. Es entwickelt sich immer mehr zu einem akademischen Beruf. Perspektiven gibt es überall.
Welche Bestandteile haben die Ausbildungen?
Unterricht und Praxiseinsätze in unterschiedlichen Einrichtungen der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege bzw. Altenpflege wechseln sich ab. Das theoretisch vermittelte Wissen wird in der Praxis unter Anleitung angewendet und anschließend wieder im Unterricht reflektiert und mit neuem Wissen angereichert. Ausbildungsorte können die unterschiedlichen Stationen eines Krankenhauses genauso sein wie die häusliche Pflege oder stationäre Altenpflege.
Man lernt die pflegerische Versorgung von Menschen mit Unterstützungsbedarf – Einschätzung, pflegerische Handlungen mit und an dem Menschen, Krankenbeobachtung, Beratung und Anleitung, Kommunikation, ethisches Handeln, Rechtskunde und Berufspolitik. Daneben werden Anatomie, Physiologie, Pharmakologie, Krankheitslehre und Psychiatrie gelehrt.
Wie gut kann man von einem Pflegergehalt in der Ausbildung und danach leben?
Die Ausbildungsvergütung ist in der Pflege relativ hoch, was sie auch sehr attraktiv macht. Danach muss man leider sagen, dass die Gehälter im Krankenhaus häufig höher liegen als in der ambulanten oder stationären Altenpflege. Aber man kann von einer Vollzeitstelle leben.
Was sind die schönsten Momente im Pflegeberuf?
Einer der schönsten Momente war, als eine pflegebedürftige alte Dame, die von einem Neurologen eigentlich schon für quasi klinisch tot erklärt wurde, plötzlich wieder anfing mit mir zu sprechen. Sie hat dann tatsächlich noch angefangen mir Portugiesisch beizubringen! Ich habe in dieser Situation gemerkt, wie viel man in der Pflege durch die Anwendung von theoretischen und praktischen Fachkenntnissen erreichen kann.
Weitere Infos rund um den Pflegeberuf und
die Ausbildungsmöglichkeiten findest du unter www.zeig-deine-pflegestärken.de
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem
Norddeutschen Zentrum zur Weiterentwicklung der Pflege.
Text: Paul Hilliger