Bisher kamen künstliche Sonnenbäder in Solarien für mich überhaupt nicht in Frage. Schließlich liest und hört man in den Medien, dass die künstlichen UV-Strahlen krebserregend sind. Trotzdem zieht es viele meiner Freundinnen regelmäßig in Sonnenstudios, wenn ein Abschlussball oder die Kirmes anstehen. Dort holen sie sich die nahtlose Bräune, die sie im kalten Herbstdeutschland nicht auf natürlichem Wege bekommen können. Als ich mich neulich mit einer Freundin zu dem Thema unterhalten habe, meinte sie, ich solle nichts verteufeln, dass ich nicht selbst ausprobiert habe. „Stimmt eigentlich“, dachte ich mir und habe mich mal intensiv mit Solarien beschäftigt.
Mehr als 50 Sonnenbäder pro Jahr - egal ob
künstlich oder natürlich - sollte man keinesfalls.
machen. Foto: Rosel Eckstein, pixelio.de
Zu den Fakten
In den Weiten des Internets findet man allerhand Informationen zu Solarien. Hängengeblieben bin ich während meiner Recherche auf der Homepage der Deutschen Krebshilfe. Hier werden die Vor- und Nachteile von künstlichen UV-Strahlen übersichtlich und leicht verständlich dargestellt. Völlig neu war für mich zum Beispiel die Tatsache, dass die Weltgesundheitsorganisation UV-Strahlen in die höchste Klasse krebserregender Stoffe einordnet. Konkurrenz bekommen sie nur von dem extrem gesundheitsschädlichen Asbest, das früher oft beim Bau eingesetzt wurde.
Seit Januar 2012 ist bei uns die UV-Schutzverordnung in Kraft getreten. Die soll die schädlichen Wirkungen künstlicher UV-Strahlen minimieren. Dafür wurde beispielsweise die Bestrahlungsstärke der Solarien auf 0,3 Watt pro Quadratmeter Haut beschränkt. Klingt wenig, entspricht aber der höchsten UV-Dosis, die überhaupt auf der Erde gemessen werden kann: am Äquator bei wolkenlosem Himmel zur Mittagszeit. Ganz schön heftig, wenn man sich überlegt, dass dieser Bestrahlungswert früher unbegrenzt war.
Die Deutsche Krebshilfe rät grundsätzlich von Solarienbesuchen ab, da das Auftreten späterer Hautschäden nicht ausgeschlossen werden kann. Die wohl schlimmste Folge kann Hautkrebs sein. Von dieser Krebsart sind laut Statistik vor allem junge Frauen betroffen. Inzwischen ist Hautkrebs sogar die häufigste Krebsform bei jungen Frauen. Krass, oder?
Jetzt, wo ich über die ganzen Risiken Bescheid weiß, habe ich noch weniger Lust, selbst ins Solarium zu gehen. Aber gut, ich sollte der Sonnenbank wenigstens die Chance geben, sich zu verteidigen. Ich entscheide mich vorerst nur für eine Beratung. Allerdings habe ich einige Anforderungen, die erfüllt sein müssen, damit ich nicht gleich wieder rausrenne:
► Ich will einem Hauttypenbestimmungstest unterzogen werden.
► Ich möchte auf Nebenwirkungen der UV-Strahlen hingewiesen und ausgiebig informiert werden.
► Die Sonnenbank selbst soll nicht nur sauber sein, sondern auch einen Notschalter haben und sich nach der eingestellten Bestrahlungsdauer automatisch abschalten.
► Das Solarium muss der europäischen Norm entsprechen und darf den Bestrahlungswert von 0,3 Watt pro Quadratmeter Haut nicht überschreiten.
Ihr wollt auf keinen Fall aufs Solarium verzichten?
Dann solltet ihr euch wenigstens ausreichend über die Risiken informieren. Beste Anlaufstelle ist der Präventionsratgeber der Deutschen Krebshilfe. Der informiert euch ausführlich über die Vor- und Nachteile natürlicher und künstlicher UV-Strahlen. Außerdem gibt er Tipps, wie ihr euren eigenen Hauttyp bestimmen könnt und bietet eine Checkliste mit der ihr die Qualität eures Sonnenstudios selbst überprüfen könnt.
Jetzt wirds ernst
Ausgerüstet mit meiner Checkliste mache ich mich auf den Weg ins nächstgelegene Sonnenstudio. Meine Freundin Sarah nehme ich als Lockvogel mit. Sie ist 17, das heißt, sie darf laut Strahlenschutzgesetz gar nicht auf die Sonnenbank. Trotz dieses Verbotes nutzen derzeit aber immer noch auch Minderjährige Solarien. Zu meiner Überraschung wird Sarah als Kundin abgewiesen. Allerdings betont die Mitarbeiterin mehrfach, Sarah doch gerne reinlassen zu wollen, ihre Chefin verbiete es jedoch – gut, dass wenigstens eine durchgreift.
Nach der Ablehnung meiner Freundin hoffe ich nun auf eine lückenlose und kompetente Beratung zu jedem Punkt auf meiner Liste. Die bekomme ich sogar. Zuerst wird mein Hauttyp bestimmt, dazu stellt mir die Mitarbeiterin verschiedene Fragen, wie beispielsweise, ob ich Sommersprossen habe, zu Sonnenbrand neige oder ob mein Körper viele Muttermale aufweist. Ich habe Hauttyp III, bin also prinzipiell für Solarien geeignet.
Nachdem das geklärt ist, werde ich über kostenlose Abschminkutensilien informiert. Die Sonnenbank selbst entspricht auch meinen Anforderungen. Allerdings entdecke ich in der Tabelle für die Erstbestrahlungsdauer eine Spalte für Hauttyp I und II. Das gibt einen Minuspunkt, denn eigentlich müssen Sonnenstudios Kunden der Marke "Weißbrot" ablehnen, da diese eine zu empfindliche Haut haben. Hier wird deswegen offensichtlich niemand weggeschickt. Aber gut, die Beratung war aus meiner Sicht sehr professionell und ausführlich. Ich bin zufrieden. Darum wage ich den Selbsttest. Probieren geht schließlich über Studieren.
Für Sophia war das der erste und letzte Besuch in
einem Solarium. Foto: manwalk, pixelio.de
Fazit
Die Sonnenröhre mit ihrem Brummen gruselt mich schrecklich und ich bin ehrlich heilfroh, als ich wieder aus dem Ding raus bin. Wirklich viel zu sehen ist von meinem Experiment am Ende leider auch nicht, dank Mütze, Schal und Winterjacke. Warum bitte tun sich das so viele Leute an?
Etwa 4,8 Millionen Deutsche nehmen für ihre Bräune jeden Preis in Kauf. Und das, obwohl regelmäßige Solariengänge bis zu einem Alter von 35 Jahren das Risiko am malignen Melanom, dem besonders gefährlichen schwarzen Hautkrebs, zu erkranken sogar verdoppeln! Also für mich steht fest, diese Erfahrung im Sonnenstudio war die erste und auch letzte, die ich machen werde. Da behalte ich doch lieber meine Kellerbräune. Die Stars sind ja auch alle blass.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Krebshilfe.
Text: Sophia Bohrloch
Fotos: Deutsche Krebshilfe