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"Eine bessere digitale Welt"

Welche Risiken birgt das Internet? Das weiß Markus Beckedahl, Netzaktivist und Sachverständiger in der Enquete-Kommission „Internet und Digitale Gesellschaft". Außerdem: Tipps zum Safer Surfen.

02. September 2013 - 11:25
SPIESSER-Autorin Lien.
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Lien Offline
Beigetreten: 23.02.2011

Vor welchen Problemen stehen wir in Zeiten von Social Media und Co? Und inwieweit hat sich die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ damit beschäftigt?

Wir haben bei der Entwicklung von neuen Technologien sehr oft den Datenschutz vernachlässigt. Das führt dazu, dass Geheimdienste, Sicherheitsbehörden und Politiker unsere offene Kommunikation umfassend überwachen können. Die Enquete- Kommission hat sich in drei Jahren mit unzähligen Fragestellungen einer sich entwickelnden digitalen Gesellschaft beschäftigt. Dabei ging es vom Datenschutz über die Netzneutralität bis hin zur Frage des Urheberrechts.

Ob Onlinebanking oder Internetshopping – welche sind die größten (Datenschutz-)Fallen des Internets und wie kann ich mich vor dem Missbrauch meiner Daten schützen?

Vorsicht beim Ausfüllen von Formularen und jeglichen Eingaben im Internet! Tipp: Darauf achten, dass überall „https“ anstatt „http“ angezeigt wird. Andernfalls bedeutet das, dass alle eingegebenen Daten von jedem im Netz mitgeschnitten und genutzt werden können. Außerdem sollte man seine Mails nie unverschlüsselt versenden. Beim Installieren von Apps auf dem Handy muss ich bestimmten Berechtigungen zustimmen. Welche Folgen kann das schlimmstenfalls haben? Das ist ein Pakt mit dem Teufel. Im schlimmsten Fall werden diese Daten verkauft und anderweitig genutzt. Wenn man zum Beispiel einem App-Betreiber den Zugriff auf die Kontaktliste gestattet, dann kann er allen persönlichen Kontakten Spam-Mails schicken.

Snowden und die NSA

Die National Security Agency (NSA), die nationale Sicherheitsbehörde, ist ein Geheimdienst der USA. Die NSA verschaffte sich mit der Überwachungs- software „Prism“ Zugang zu E-Mails und anderen Daten, die auf Servern verschiedener Provider wie Google oder Facebook gespeichert sind. Das Ausmaß der Überwachung kam im Juni 2013 ans Licht, als der Ex-NSAMitarbeiter Edward Snowden die Praktiken seines ehemaligen Arbeitgebers öffentlich machte. Auf der Flucht vor der US-Justiz gewährt ihm derzeit Russland Asyl.

Zur Datensammelpraxis des USamerikanischen Geheimdienstes: Muss ich als „Normalbürger“ Angst vor der Überwachung durch die NSA haben?

Je mehr unsere Kommunikation überwacht wird, desto mehr werden wir zu potenziellen Verdächtigen. Das ist aber keine Demokratie, in der ich leben will. Jeder, der sich bewusst ist, dass er bewacht wird, handelt und kommuniziert unfreier, und das muss verhindert werden.

Apropos Überwachung: Google Street View erleichtert Alltägliches, sorgte aber bei der Einführung für Aufruhr. Ist die Angst der Menschen in Zeiten digitaler Vernetzung noch zeitgemäß?

Im Vergleich zu der Vollüberwachung der Gesamtmenschheit durch die NSA ist Google Street View ein Witz. Für die Menschen, die sich nicht vorstellen können, was eine allumfassende Vollüberwachung bedeutet, war etwas wie Google Street View einfach nur anschaulicher und besser greifbar. Viele hatten dann zum Beispiel auf einmal Angst, dass sich Verbrecher für ihr Haus interessieren. Das zeigt eigentlich, dass damals Teile unserer Gesellschaft noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen waren.

Cyber-Sicherheitsstrategie

Als „erfolgreich“ lobten die Fraktionen im Plenum die abgeschlossene Arbeit der Enquete- Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“, die sich in ihrem neunten Zwischenbericht auch mit der Netzsicherheit beschäftigte. Im aktuellen Fall des Datensammelns durch Geheimdienste der USA und Großbritanniens fordern Koalition und Opposition Aufklärung. Die Unions- und FDP-Fraktionen wehrten Vorwürfe der Opposition ab, die Bundesregierung schütze die Rechte der Bürger nicht hinreichend. Die Grünen sprechen von der „größten Ausspähaktion“ jemals, wohingegen Washington und London schriftlich versicherten, sich an deutsches Recht zu halten.

Medien berichten, Edward Snowden habe ein offenes Geheimnis verraten – dass wir überwacht werden. Stimmen Sie dieser Aussage zu?

Wir Netzaktivisten sind ganz froh, dass viele unserer Befürchtungen sich bestätigt haben. Wer sich schon länger mit dieser Thematik beschäftigt hat, wusste das. Aber uns hat kaum jemand geglaubt, dass das Ausmaß der Überwachung so schlimm ist.

Bei allen Risiken: Wie bereichert das Internet unser Leben?

Auf viele und sehr unterschiedliche Weisen! Es ermöglicht uns, unabhängig von Zeit und Ort miteinander zu kommunizieren – im Idealfall, ohne dass jemand darüber entscheidet, worüber. Und: Wir können uns jederzeit, überall und damit viel einfacher als früher in demokratische Prozesse einmischen und auf das Wissen der gesamten Menschheit zugreifen. Das empfinde ich persönlich als eine enorme Bereicherung.

Text: Lien Herzog
Foto: Mia Ewald

Wie ihr sicherer im Netz surft? Hier gibt's Tipps!

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