Überall heißt es: Fachkräftemangel. Doch wie schaut's auf dem Arbeitsmarkt wirklich aus? Das weiß Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
02. September 2013 - 11:41 SPIESSER-Autorin Gluemylips.
Wir sollten von Knappheit auf dem Arbeitsmarkt reden. Die Situation in Deutschland ist nicht so dramatisch, wie sie dargestellt wird. Studien zeigen, dass die Bevölkerungszahl der 15- bis 64-Jährigen um ein bis zwei Millionen geschrumpft ist. Zugleich steigt aber die Zahl der Arbeitssuchenden. Bis vor Kurzem galt der Ingenieurberuf als Mangelberuf. In Folge dessen stiegen die Studierendenzahlen. Hier schlägt der sogenannte „Schweinezyklus“ zu: Nach dem Studium wird es schwer, alle in Jobs unterzubringen.
Sie haben Kennzeichen einer Knappheit an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt geschildert. Welche Ursachen kann das haben?
Eine Ursache ist, dass in konjunkturguten Jahren viel ausgebildet wird, in konjunkturschwachen wenig. Die Diskrepanz besteht darin, dass ein Konjunkturzyklus etwa fünf bis sechs Jahre lang ist, während eine Ausbildung nur drei Jahre dauert. Dieser zeitliche Unterschied kann ein Problem sein. Hinzu kommt die Ausbildungslage: In Ländern wie Sachsen, Brandenburg oder Berlin gibt es zu wenig Azubiplätze für die Bewerberzahl. In Ländern wie Baden- Württemberg oder Bayern hingegen ist der Arbeitsmarkt wie leer gefegt.
Was für Auswirkungen kann die Problematik für die Berufswahl von Jugendlichen haben?
Es gibt die sogenannten „Modeberufe“, bei denen sich Jugendliche stark an ihrem Freundeskreis oder der Familie orientieren. Bei Jungs sind es Berufe wie Kfz-Mechaniker, bei Mädels etwa Friseurin. Sie sind auf diese Berufe fixiert, obwohl es geringe Arbeitsmarktchancen gibt. Hilfreich wäre eine umfassendere Berufswahlinformation, damit man untypische Berufe wie Industriemechaniker bekannt machen kann.
BAföG und Fachkräftemangel
Der Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestages befasst sich mit der Arbeitsmarktpolitik. 2011 gab es einen Infobrief des Ausschusses mit Prognosen und Empfehlungen zum Fachkräftemangel in Deutschland. Auch Aus- und Weiterbildung sind Themen im Bundestag. Die letzte BAföG-Änderung etwa trat am 1. April 2012 in Kraft.
Welche Maßnahmen können außerdem gegen eine Knappheit an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt ergriffen werden?
Meiner Meinung nach sollten beispielsweise vor der dualen Ausbildung vermehrt Praktika angeboten werden. Auf Seiten der Unternehmerverbände gibt es hier auch schon gute Ansätze. Man sollte nicht nur die Zahl der Studienanfänger erhöhen, sondern auch die duale Ausbildung fördern. Was nützt es denn, wenn ich ein Überangebot an Kunsthistorikern habe, aber keine Bauarbeiter mehr?
Text: Sabine Winkler
Foto: Mia Ewald
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