Meine Kindheit war sorglos. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und schwingenden Zöpfen erkundete ich die Welt. Losgelöst von Sorgen oder Ängsten und zugleich mit dem Wissen, ein Umfeld um mich zu haben, was mich auffängt und beschützt, konnte ich aufwachsen. So waren und sind Begegnungen mit anderen Menschen für mich schon immer faszinierend. Die Begierde, neue Ideen und Vorstellungen zu erfahren ließen mich schon immer Bücher verschlingen und unbekümmert auf Menschen zugehen. Manche meinen wohl, ich sei naiv, andere ich sei gutgläubig. Und ich kann nur sagen – das bin ich und ich bin mächtig stolz darauf. An das Gute im Menschen zu glauben, an Visionen, Liebe, Freundschaft und Selbstlosigkeit macht mich und viele meiner Mitmenschen aus. Werte wie Respekt, Toleranz und Offenheit waren für mich nie zu debattierende Schwerpunkte, sondern vielmehr eine Selbstverständlichkeit.
Umso mehr war und bin ich schockiert und in meiner Vorstellung vom Menschsein erschüttert, je mehr mir bewusst wurde, dass eben diese scheinbaren Konstanten unseres Lebens, jeden Tag gestärkt und verteidigt werden müssen. Erwachsen werden bedeutet eben auch, zu erkennen, dass das Gute oft in Begleitung des Bösen kommt. Dass sich dieses anschleicht und dann gewaltig zuschlagen kann. Um nur einige Schlagwörter zu nennen, deren Aufpoppen in den Nachrichten mir die Bedrohlichkeit immer stärker bewusst gemacht hat: Charlie Hebdo, Pegida, Lübcke, Halle und Hanau. Jedes Mal saß ich stocksteif vor den Nachrichten und fühlte nichts außer bloßem Unverständnis, Wut und Ohnmacht. Vor allem letzteres Gefühl war mir bisher fremd und sollte so schnell, wie möglich verschwinden. Also fix im Internet recherchiert und (natürlich) fündig geworden. Unter dem Suchwort „Soziale Arbeit in Sachsen“ wurden mir viele Vereine und Projekte vorgeschlagen. Einer fiel mir sofort ins Auge: „Aktion Zivilcourage e.V.“. Schon der Name ging mir nicht mehr aus dem Kopf, denn er suggerierte, wonach ich gesucht habe: die Möglichkeit aktiv zu werden und couragiert für unsere Zivilgesellschaft einzutreten.
In den 1990er Jahren riefen engagierte Jugendliche in Pirna den Verein ins Leben, um für ein friedliches Miteinander in unserer Demokratie und damit gegen Hass und Gewalt einzutreten. Sie packten die Sache beim Schopf und nutzten ihre Empörung über fremdenfeindliche Übergriffe in Pirna und Umgebung für eine gute Sache. Stéphane Hessel, Autor des berühmten Essays „Empört euch!“ wäre wohl mächtig stolz gewesen, hätte er gesehen, wie diese Jugendlichen sich ihrer Verantwortung und Möglichkeiten, für Freiheit und Chancengleichheit einzustehen, angenommen und gehandelt haben. Dabei brauchte es damals keine große Kampagne, Buttons und Schlüsselanhänger. Vielmehr war es die authentische Bereitschaft jener zu sagen: „Kommt wir müssen reden. So geht das nicht weiter.“
Mittlerweile sind über 20 Jahre vergangen und die Aktion Zivilcourage zählt 30 Hauptamtliche und noch mehr Ehrenamtliche. So sah ich mich also an meinem ersten Praktikumstag 30 fremden Menschen gegenüber und es ist nur leicht übertrieben zu sagen, dass mein Herz drohte, mir aus der Brust zu springen, so heftig wie es pochte. 30 Mitarbeiter stellten sich und ihre Projekte vor. Tja und was soll ich sagen, ich war einfach nur platt.
Was als Initiative einiger Jugendlicher begann ist mittlerweile Plattform für verschiedenste Projekte, die Kinder in ihrem Selbstvertrauen stärken, Geflüchteten Orientierung, Schüler*innen Medienkompetenz, Gesprächsbedürftigen die Möglichkeit zum Dialog und noch vielen mehr Unterstützung geben. Das Gefühl der Aufregung war nicht sofort verschwunden aber auf jeden Fall das Gefühl der Fremdheit. Denn uns alle verbindet das Selbstverständnis von humanistischen Grundwerten. Uns alle spornt der Gedanke an, diese zu fördern und damit vorbeugend gesellschaftlichen Problemen zu begegnen. Damit rassistisch motivierte Handlungen nicht unter Stillschweigen der umstehenden Passanten gebilligt werden. Damit kein Jugendlicher, sich ganz alleine den Problemen von Mobbing in den scheinbar sozialen Netzwerken stellen muss. Damit Schüler*innen verstehen, wie verdammt wichtig ihre Stimme in unserer Gesellschaft ist.
Jedes noch so kleine Zahnrad, jede Position die überdacht und Unterstützung, die angenommen wird, macht die Arbeit dieses Vereins so ungemein wichtig. Viel zu schnell vergingen die drei Monate. Viel mehr noch hätte ich tun wollen. Und das Gute ist, genau das kann ich machen!
Gerade jetzt in so schwierigen Zeiten ist der Verein angewiesen auf Hilfe und Unterstützung, damit er seine so wichtige Arbeit weiter machen kann. Wenn du gerade zwischen Youtube und Amazon also vielleicht mal 5 Minuten Zeit hast, dann schau doch einfach mal bei www.aktion-zivilcourage.de vorbei. Denn machen ist wie wollen, nur eindeutig viel krasser!
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
Eigentlich fing alles ganz anders an – nämlich auf der 69. young leaders Akademie in Paderborn vom 20.-25.10.2020 für engagierte junge Menschen – aber am Ende ging ich mich vielen neuen Eindrücken über das THW nach Hause. Die young leaders Akademie ist ein Angebot für
Viktor W. (28) ist Geschichtsstudierender an der Uni Münster und ein sogenannter Russlanddeutscher. Das heißt, seine Familie brach vor weit über hundert Jahren in Richtung Russland auf, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Vor mittlerweile fast dreißig Jahren wollte Viktors Vater
Die Wahlerfolge der AfD wurde oft durch die sogenannten "Globalisierungsverlierer" erklärt, die sich aus Protest von den etablierten Parteien abwenden. Diese Argumentationsweise ist jedoch nicht nur empirisch nicht belegt, sondern blendet zentrale Faktoren der Wahlerfolge aus und spielt der AfD somit in die Karten.
Früher hatte die Welt des Kriegsjournalismus fast schon etwas Romantisches. Ernest Hemmingway verarbeitete seine Zeit im Spanischen Bürgerkrieg in seinem Roman „In einem anderen Land“. Während des zweiten Weltkrieges gehörten die Journalisten ebenso an die Front, wie die
Alles, was die Weltenlenker*innen heute entscheiden, wird richtungsweisend sein für unser zukünftiges Leben auf diesem Planeten. Wir müssen uns fragen: In was für einer Welt wollen wir leben? Welche Rolle soll die EU dabei spielen, wenn Staaten wie die USA und China vor allem nationale
Warum ein Tag noch lange nicht genug ist!
Zehntausende Schüler folgten dem Vorbild der schwedischen Dauer-Klima- Streikerin, die sitzend ihre Wut demonstrierte, und gehen jeden Freitag in den Städten dieser Welt auf die Straße, um für ihre Zukunft zu kämpfen.
Aber nicht sie
User Paul Nähring gibt mit diesem Gastbeitrag ein paar Nachhilfestunden in Sachen Geschichte, der Rolle der Jugend in dieser und über ihre Bedeutung für die Gesellschaft. #FridaysForFuture
Kostenfreie Sommercamps, die euch zu Gaming Designern und Fontane-Kennern machen.
Ihr wolltet schon immer wissen wie Computerspiele entstehen? Ihr interessiert euch für das kreative Schreiben von Geschichten? Euch fasziniert das Erstellen von witzigen, fiesen oder heldenhaften Charakteren?
Das National Model United Nations (NMUN) in New York City ist die weltweit bedeutendste Simulation der Vereinten Nationen, die jedes Jahr mehrere tausend engagierte Studentinnen und Studenten aus aller Welt in die Millionenmetropole an der Ostküste der USA lockt. In Delegationen organisiert, vertreten
Ein Bericht von Gastautor Felix Kaminski (22) über die Global Goals Aktionstage 2019 und junge Menschen, die Untätigkeit in der Klimapolitik nicht länger hinnehmen wollen. Seine Überzeugung: Es ist unsere Zukunft, die bedroht ist, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.
Die Universität BTU Cottbus-Senftenberg bietet viele interessante Studiengänge und über 70 verschiedene Sportarten für Ihre Studierenden an. Auch viele internationale Studentinnen und Studenten lernen und leben hier zusammen. In Vielen Bereichen ist die BTU Cottbus-Senftenberg
Ich bin mehrmals aus Fenstern im 7. Stock gesprungen,
woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
Ihr habt Lust, richtig SPIESSIGE Inhalte mit uns zusammen zu organisieren und zu produzieren? Ihr habt Lust, mehr über Print- /Online- und Video-Content zu erfahren? Dann bewerbt euch für das SPIESSER-Medien-Camp in Dresden, das wir im August 2018 in Kooperation mit ausbildung.de anbieten!
Seit Jahrtausenden glauben wir Menschen an Dinge, die noch nicht bewiesen wurden. Gott, der Weihnachtsmann, der Humor Mario Barths oder die politische Überzeugung Angela Merkels, sind nur einige Beispiele. In dieser Abhandlung möchte ich mich nun mit weiteren Dingen beschäftigen, an die
Eine Million Menschen vor der Tür – ok, Flüchtlingskrise. „Draußen vor der Tür“ – ok, Wolfgang Borcherts Drama von 1949. Was hat das denn miteinander zu tun? Lasst es mich euch erklären.
Es ist schon schlimm, wenn ich Fotos sehe. Besonders eklig wird es, wenn ich diese Krabbeldinger im Fernsehen vorgesetzt bekomme. Wenn die achtbeinigen Ungeheuer aber durch mein Wohnzimmer huschen, dann ist mein Tag gelaufen!
„Wir wollen Veränderung!“ „Lahme Entenregierung!“ Solche mürrischen Stimmen werden immer häufiger laut, während die Uhr unaufhörlich Richtung Stunde Null der Bundestagswahlen 2017 am 24. September tickt. Anstatt sich, wie in den vorigen Jahren, von einer
Bunte Demonstrationen und brennende Barrikaden. Beim G20-Gipfel in Hamburg hat sich Protest von seiner besten und seiner schlimmsten Seite gezeigt. SPIESSER-Autor Samuel war für euch mit seiner Kamera mittendrin im Getümmel. Hier findet ihr seine eindrücklichsten Bilder.
Der SPIESSER ist euer treuer Begleiter in jeder Pause? Oder ist euch das gelb-blaue Jugendmagazin noch nie aufgefallen? Ihr seid zwischen 15 und 17 Jahre alt und habt Lust, das kreative Treiben in einer Redaktion kennenzulernen? Dann laden wir euch ein, in einem Sommerworkshop mit uns zusammen den SPIESSER
Diese Frage habe ich mir neulich im Ethik-Unterricht auch gestellt, als wir über das Gewissen eines Menschen gesprochen haben. Unsere Lehrerin zeigte uns einen Filmausschnitt, welcher ein sehr interessantes Experiment veranschaulichte: Das Milgram-Experiment. Es wurde 1962 das erste Mal vom gleichnamigen
„Elle parle anglais!“ („Sie spricht englisch!“) oder „Mais elle est allemande!“ („aber sie ist doch deutsch!“) sind Sätze die ich in Diskussionen zwischen französischen Schülern über mich und meine prinzipiell liebste Sprache oft zu hören bekam.
Nach langem Streit sind Sido und Bushido nun ein Herz und eine Seele. Zum Beweis haben sie gemeinsam das Album „23“ produziert. SPIESSER-Autorin Franka reichte das nicht: Sie traf die beiden zum Pärchenspiel, dem sogenannten „Eignungstest für die Ehe“...
David Guetta ist aus der DJ-Szene nicht mehr wegzudenken. Jens war für euch bei einem seiner Konzerte und hat mit dem DJ-Phänomen über seine Fans, die Arbeit und Hobbies gesprochen.
Du hast Freude am Schreiben, Fotografieren und an der Videoproduktion? Du bist kreativ, neugierig und verlässlich? Dann werde doch freier Mitarbeiter fürs Heft, SPIESSER.de, für unsere Sonderpublikationen oder gleich für alle zusammen!