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„Street Art will nicht perfekt sein.“

Street Art ist kreativ, politisch und die wohl lebendigste Kunstform der Gegenwart. Doch wie hat sich das Ganze überhaupt entwickelt und was hat Street Art mit Hip-Hop zu tun? SPIESSER-Praktikantin Franzi hat mit Akim Walta, einem Mann der ersten Stunde der Street Art-Szene, gesprochen.

19. December 2016 - 08:29
SPIESSER-Redakteurin Onlineredaktion.
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Beigetreten: 25.04.2009

Akim, du bist Graffiti-Künstler, organisierst internationale Hip-Hop- und Kunstprojekte und hast ein eigenes Hip-Hop-Label. Gehen Hip-Hop und Street Art sozusagen Hand in Hand?

Street Art hat ihren Ursprung in der Graffiti-Bewegung der 60er Jahre und hat sich Ende der 90er Jahre zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt. Während Graffiti als Element zum größten Teil in der Hip-Hop-Kultur verankert ist, kommen die Street Art Protagonisten auch aus anderen Bereichen wie zum Beispiel Design. Die Übergänge sind aber fließend. Banksy, der wohl bekannteste Street Art Künstler, hat wie viele andere als Graffiti-Künstler begonnen.

Design-Wettbewerb
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Im Moment unterstützt du das Projekt „Magic City“. Was ist das? Und was machst du da?

„Magic City“ ist eine großformatige, spannende Street Art-Ausstellung, die viele Variationen dieser Kunstrichtung aus dem Untergrund der breiten Masse präsentiert. Viele Leute stellen sich unter Street Art nur belanglose Kritzeleien vor. In der Ausstellung wird eben gezeigt, dass dort wirklich Kunst und harte Arbeit dahinter steht. Über 40 renommierte Künstler der weltweiten Bewegung präsentieren 3-D Illusionsmalereien, großformatig gesprühte Werke und Installationen; das Ganze kuratiert vom Street Art Kenner Carlo McCormick. Ich war bei der Ausstellung hauptsächlich beratend tätig, habe mit Don Karl die Graffiti-Galerie kuratiert und Kontakte zu verschiedenen Künstlern weltweit hergestellt.

Viele Menschen regen sich immer noch über Street Art auf. Was unterscheidet für dich „Schmiererei“ von Street Art?

Generell natürlich immer erst mal die Machart und Aussage. Klar, Street Art kann nicht perfekt sein, will es aber auch nicht. Man steht immer unter Zeitdruck, wenn man nachts an öffentlichen Plätzen aktiv ist und nicht arbeiten kann wie in ausgestatteten Ateliers. Aber man sieht definitiv, wenn die Künstler viel Liebe und Ideen in ihre Werke stecken. In Deutschland wird das Ganze eben immer gerne etwas verteufelt und als schlimm dargestellt. Aber wenn ich mich so umschaue, gibt es in Deutschland ganz andere Probleme als junge Menschen, die sich kreativ ausdrücken und Schlimmeres als bemalte Wände.

Welche Trends gibt es in der Street Art? Was erwartet uns in der Szene in der Zukunft?

Mit der Kunst ist es immer schwierig Tendenzen vorauszusagen. Aber ich glaube, dass Gestaltung im öffentlichen Raum immer mehr zunimmt und die Städte erkennen, dass es ihrem City Marketing hilft. Vor allem in Ländern in Richtung Osten tut sich da richtig viel: In Russland, Thailand oder China stehen den Künstlern teilweise bessere Möglichkeiten zur Verfügung. Da stellen die Städte auch mal prominente Fassaden und Fahrzeuge des Nahverkehrs zur Verfügung, die künstlerisch gestaltet werden können. Vor dem Hintergrund dass viele Protagonisten der Kreativindustrie mit Street Art und Graffiti aufgewachsen sind, denke ich, dass sich auch in unseren Städten noch sehr viel tun wird.


Street Art Ausstellung „Magic City“ in Dresden. Alle Infos auf: www.magiccity.de

Du bist weltweit unterwegs. Unterscheidet sich die deutsche Street Art-Szene zu anderen Ländern?

Am Anfang der Graffiti-Bewegung Anfang der 80er Jahre in Europa hatte jedes Land oder fast jede Stadt eigene Styles. Bei der Street Art gab es durch die Anwendung unterschiedlichster Techniken bereits von Anfang an eine Reihe von Stilen. Durch das Internet verbreiten sich Stile global und neue Einflüsse inspirieren Künstler auf der ganzen Welt fast gleichermaßen. Insofern gibt es heutzutage kaum noch länderspezifische Unterschiede.

Was mir aber auffällt ist, dass in anderen Ländern – hauptsächlich in Asien und Südamerika – die Bewohner und Institutionen wesentlich offener sind für gestalterische Projekte in der Stadt. In Asien haben wir keine Probleme große, prominente Flächen für Kunstprojekte kurzfristig zu akquirieren. In Deutschland ist das etwas komplizierter. Viele westliche Städte erkennen aber mittlerweile, dass große Kunstwerke im öffentlichen Raum das Stadtbild positiv verändert. Das lässt hoffen…

Akim Walta
Akim Walta gehört zu den wichtigsten Pionieren der Graffiti- und Street Art-Szene in Deutschland. Seit den 1980er-Jahren zieht er durch die Welt, um sie mit Kunstwerken zu verschönern. Zudem gründete er das Graffiti-Magazin „On the run“, mit dem er weltweit für Aufmerksamkeit sorgte.
Neben Graffiti und Kunst gehört auch Hip-Hop zu seinen Leidenschaften. 1992 gründete er das Hip-Hop-Label MZEE Records und 1995 war er Mitgründer der Hip-Hop-Netzwerkgesellschaft „From here to fame“.

Interview: Franziska Gradl
Teaserbild: Magic City, Daze, © Frank Embacher

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Bahn AG.

 

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