Nach Berlin, macht sich jetzt auch Düsseldorf für den geregelten Verkauf von Cannabis stark. Die Droge soll dann an Kunden ab 18 Jahren verkauft werden, ohne medizinischen Zweck. SPIESSER-Autorin Ines geht das mächtig gegen den Strich. Leo hingegen hofft, dass dadurch dem Drogenhandel das Handwerk gelegt wird. mehr

Leo, 21: „Drogenhandel das Handwerk legen“

„Das ehrenhafte Experiment“ nannte es die US-amerikanische Regierung, als sie Alkohol im Jahre 1920 vollständig verbot. Es folgte eine beispiellose Blütezeit der Mafia. Die beschaffte dem Volk seine flüssige Lieblingsdroge illegal. Die Verbrecher-Bosse trieben ihre Machenschaften so wild, dass die Regierung den Alkohol bald wieder erlauben musste.

Ähnlich sinnvoll wie das Alkoholverbot in den USA, ist das Verbot von Cannabis – oder „Gras“ –  heute. Auch hierzulande schaffen es die Behörden nicht, dem Drogenhandel das Handwerk zu legen. Schlimmer noch: Die Polizei muss sogar jeden anzeigen, den sie beim Kiffen erwischt. Die Verfahren gegen die Konsumenten werden dann oft wegen „geringfügiger Mengen“ eingestellt. Die Folgen: ein Haufen Papierkram, Tausende von falsch beschäftigten Beamten und Millionen verfeuertes Steuergeld. Überlastete Städte wie Berlin und Düsseldorf haben daraus die logische Konsequenz gezogen und den regulierten Verkauf beantragt.

Die staatliche Kontrolle von Cannabis könnte außerdem Minderjährige vom Kiffen abhalten. Denn niemand bestreitet, dass Gras rauchen vor allem in der Pubertät gefährlich ist. Genauso wie Schnaps und Zigaretten eben. Aber der Dealer auf dem Schwarzmarkt fragt nicht nach dem Personalausweis seiner Kunden, anders als in einem offiziellen Cannabis-Geschäft. Dort wäre das legale Gras nicht mit lebensbedrohlichen Substanzen wie Glas, Haarspray oder Blei gestreckt. Diesem gefährlichen Markt wäre mit günstigerem Gras aus staatlicher Hand die Geschäftsgrundlage entzogen.

Und Gras ist auch keine Einstiegsdroge. Sonst müsste Deutschland mit seinen etwa vier Millionen Grasrauchern doch Millionen Kokain- und Heroinsüchtige haben. Nur Erwachsene sollten Gras in legalen Läden erwerben und sich dabei sogar von Fachkräften über „Risiken und Nebenwirkungen“ beraten lassen können. Für diejenigen, die ihren Konsum trotzdem nicht im Griff haben, gäbe es mehr Geld, um ihnen zu helfen. Milliarden könnte Deutschland dank Cannabis-Steuern und entlasteter Verwaltung einnehmen und es in Aufklärung und Behandlung stecken.

Gute Vorbilder gibt es schon: Nicht nur bei unseren niederländischen Nachbarn, sondern auch in Ländern wie Portugal, Italien oder Uruguay rennt die Polizei Graskonsumenten nicht mehr hinterher, sondern duldet den Konsum in Maßen. Selbst in den USA legalisieren einzelne Bundesstaaten nach und nach Cannabis. Da hat jemand aus seiner Vergangenheit gelernt.

Teaserbild: Claudia Wehner

Ines, 18: „Ohne mich!“

 

Die Pro-Cannabis-Aktivisten sind in letzter Zeit laut geworden. Ich muss zugeben, dass viele ihrer Argumente plausibel erscheinen: Alkohol und Tabak sind bei uns legal, obwohl Gras nicht gefährlicher ist. Es gibt keine wirkliche Überdosis und es ist noch nie ein Tod aufgrund von Cannabiskonsum registriert worden. Dem Gegenüber sind die Zahlen der durch Alkohol oder Tabak bedingten Tode erschreckend hoch. Warum also Gras noch weiter verbieten?

Wenn man durch die Straßen von Amsterdam bummelt, hat man permanent diesen süßlich herben Geruch in der Nase. Beim Umsehen findet man die Quelle dieses „Duftes“ schnell: Häufig junge Leute, die sich unterhalten und einen Joint herumreichen. Oder aber die zahlreichen Coffeeshops, in denen Menschen wie ein Schluck in der Kurve, halb von ihrem Stuhl gerutscht dasitzen und mit roten Augen und auf Halbmast gesetzten Lidern einsam ihre „Tüte“ zwischen den Fingern halten.

Kein schönes Bild, wie ich finde. Allerdings gehören die vielen Coffeeshops genauso zu Amsterdam wie die zahlreichen Brücken und bunten Fahrräder. Dass jetzt allerdings deutsche Großstädte wie Berlin oder Düsseldorf den Verkauf von Cannabis legalisieren wollen, ist eine völlig andere Sache.

In Holland mag das Rauschgift zur Kultur gehören, bei uns jedoch hat es, im Gegensatz zum Alkohol, keinen traditionellen Stellenwert. Die Befürworter der Legalisierung haben wohl recht damit, dass Alkohol eine mindestens genauso gefährliche Droge ist, aber - ob man es nun für gut oder schlecht halten mag –  das Bier gehört beispielsweise zu Bayern wie Brad Pitt zu Angelina Jolie.

Nichtsdestotrotz gefährden Drogen das friedliche und gefahrlose Zusammenleben in der Gesellschaft. Die Aufgabe des Staates ist es, das auch zu bewahren. Dass aktuell, und auch für den Fall des geregelten Verkaufs, unter der Hand weiterhin gekifft wird, ist keine Frage. Würden die Behörden den geregelten Verkauf von Cannabis offiziell erlauben, würde das ein falsches Zeichen setzen: So entfernen wir uns nur noch mehr von dem Ziel einer möglichst drogenfreien Gesellschaft.

Und mal ehrlich, wollen wir wirklich eine weitere Droge, die auf jeder x-beliebigen Party völlig gewissensfrei konsumiert werden kann? Denn sobald der offizielle Kauf legal und somit für alle ab 18 zugänglich sein wird, wird das „grüne Samt“ Einzug auf jegliche Wochenend-Party nehmen. Und wir kennen sie doch alle: Freunde, die nach ihrem Joint nicht mehr zu gebrauchen sind. Und das soll zur Gewohnheit werden? Ohne mich!

Weltweit werden pro Minute 159 Babies geboren. Unsere Erde, die Länder und Regierungen sind überfordert. Hunger, Armut und Krankheiten sind die Folge. Ist die Eindämmung der Bevölkerung durch politische Auflagen die Lösung? Die SPIESSER-Autoren Wibke und Alexander sind sich uneins. mehr

Alexander, 25 Jahre: „Wer nicht lernen will, muss fühlen“

Jeder Mensch hat das Recht auf Leben. Aber ist denn wirklich jedes Leben auch lebenswert? Wenn ihr mich fragt: definitiv nicht. Pro Tag werden weltweit rund 240.000 Menschen geboren, knapp 84 Millionen jedes Jahr. Gleichzeitig sterben im selben Zeitraum 3,1 Millionen Kinder an Hunger, ohne überhaupt das sechste Lebensjahr erreicht zu haben. Weltweit ist sogar jedes vierte Kind chronisch unterernährt. Dennoch kriegen gerade in den ärmeren Ländern viele Familien sehr viele Kinder. Das sichert oftmals schlicht und einfach das Einkommen der Familie. Ja, richtig gelesen: Einkommen. Viele Kinder weltweit müssen arbeiten gehen. Damit das aufhört, müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass immer mehr, immer günstiger werden kann. Ansonsten ist „für all diese Mädchen und Jungen (...) das Leben zu Ende, bevor es richtig begonnen hat“, sagt auch Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. Dass der Westen seinen Lebensstandard aufgeben würde, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Zwölf Milliarden Menschen könnten theoretisch heute ernährt werden, trotzdem hungert der Großteil der Welt. Ich finde, Kinder müssen vor so einem schrecklichen Leben bewahrt werden. Tatsächlich werden bis zu 80 Millionen Frauen jährlich allein in Afrika und Asien ungewollt schwanger – Tendenz steigend. Alarmsignal und Ansatzpunkt zugleich. Eine politisch organisierte sexuelle Aufklärung in Ländern der Dritten Welt wäre da ein guter Anfang. Kostenloser Zugang zu Verhütungsmitteln ein Fortschritt. Eine weltweit staatlich kontrollierte Demographie der logische Schluss. Überlegt doch mal: 1985 lebten gut fünf Milliarden Menschen auf der Erde. Heute sind wir bereits über sieben und bis zum Jahr 2100 sollen es sogar über elf Milliarden werden. Das führt zu weltweiten Problemen, die heute bemerkbar sind, morgen spürbar werden und spätestens übermorgen von staatlicher Seite reguliert werden müssen. Eine globale Ein-Kind-Politik mit Zwangssterilisationen und Geldstrafen streng nach dem Vorbild Chinas, ist ohne Frage menschenunwürdig. Mit einigen Anpassungen kann eine staatlich regulierte Demographie am Ende dennoch ein wichtiger Schritt für die Lösung von Hunger und Armut in der Welt sein, finde ich.

Wirtschaftliche Anreize könnten beispielsweise dabei helfen, zu akzeptieren, dass das Erstgeborene gleichzeitig das Letztgeborene bleibt. Klar, eine Frage der Moral. Aber auch die Moral ist käuflich. Und mal ehrlich: Geld gegen Leben? Es würde in unsere Zeit passen. Eine Veränderung der wohlig warmen Wegwerf- und Konsumgesellschaft, an die wir uns bereits so sehr gewöhnt haben, scheint ohnehin undenkbar zu sein. Unbequeme Entscheidungen wie die weltweite Ein-Kind-Politik könnten hier helfen, die Welt dennoch für die zukünftigen Generationen lebenswert zu machen. Da bin ich mir absolut sicher. So paradox das klingen mag.

Teaserbild: Claudia Wehner

Wibke, 22 Jahre: „Unethisch, menschenverachtend, nicht umsetzbar“

Die politische Steuerung von Geburten wäre meiner Meinung nach vollkommen sinnlos. In China wurde es schließlich bereits versucht. Über dreißig Jahre lang durfte jedes verheiratete Paar nur ein einziges Kind bekommen – mal abgesehen von ein paar Ausnahmeregelungen. Und wie hat der Staat das durchgesetzt? Ganz einfach, durch bezahlte Abtreibungen, erzwungenen Einsatz von Verhütungsspiralen und hohe Strafzahlungen beim Austragen eines zweiten Kindes – vollkommen unethisch also. Zwar ging der Bevölkerungsanstieg Chinas tatsächlich zurück, die politische Einmischung brachte dafür jedoch neue Probleme mit sich. So wurden unerlaubt geborene Kinder oft nicht registriert und konnten, ohne die nötigen Papiere, keine Schule besuchen. Außerdem wurden zu wenige Mädchen geboren, da sie öfter abgetrieben worden sind. Klar, in vielen Kulturen ist ein „Stammhalter“ wichtig. Dieses Beispiel zeigt doch ganz eindeutig, dass staatlich regulierte Fortpflanzung, wie die Ein-Kind-Politik weder für China noch für die gesamte Welt eine Lösung sein kann, um der Übervölkerung entgegenzuwirken.

Menschen, die sich lieben und eine Familie gründen möchten, entscheiden dies aus persönlichen Gründen. Vielleicht haben sie immer den Wunsch nach einer großen, quirligen Familie gehabt und wollten bereits seit langem Eltern werden. Politische Systeme haben innerhalb dieser Entscheidung keinen Platz – und das ist auch gut so! Die Einmischung staatlicher Gewalt in die Familienplanung würde die Menschenrechte rücksichtslos verletzen.

Natürlich werden, vor allem in Entwicklungsländern, viele Kinder geboren, die nicht geplant und vielleicht auch nicht gewollt sind. Besonders in Ländern wie Afghanistan wächst die Bevölkerung rasend schnell. Wäre hier vielleicht wenigstens lokal die Ein-Kind-Politik angebracht? Nein, vollkommen sinnlos. Notwendige Maßnahmen wären in diesen Ländern gar nicht umsetzbar. Einwohner leben hier teilweise unter ärmsten Bedingungen, haben keine schulische Bildung, sind nicht aufgeklärt und sichern durch große Familien ihren Lebensunterhalt. Um die Weltbevölkerung – sozusagen nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ – zu beeinflussen, bedarf es ganz anderer politischer Arbeit, finde ich. Die Menschen müssen Zugang zu Verhütungsmitteln, ärztlichen Untersuchungen und Präventionsmaßnahmen erhalten. Nur so können Hungersnöte umgangen, Kinderarbeit verhindert und schlussendlich auch die Übervölkerung der Welt bekämpft werden – alles Ziele, die auch die Ein-Kind-Politik verfolgen würde. Der gravierende Unterschied: Eine Lösung abseits der politisch gesteuerten Geburtenrate wäre menschen-orientiert, nachhaltig und ethisch korrekt.

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