Brief an …

Brief an ... den Unterschied

SPIESSER.de-Autoren schreiben Briefe. Diesmal schreibt Katharina an den Unterschied.

18. September 2010 - 14:35
von SPIESSER-AutorIn anonymer Nutzer.
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anonymer Nutzer Offline
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Lieber Unterschied,

du bist überall zu finden. Manchmal spielst du eine entscheidende Rolle, manchmal bist du ganz unscheinbar.

Eigentlich habe ich nichts gegen dich. Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich viele verschiedene Farben. Der Fußboden ist aus einem anderen Material als die Decke, und mein Kaffee riecht anders als mein Brot. Es ist ziemlich gut, dass es dich da gibt, sonst wäre es ziemlich langweilig.

Allerdings kommt es auch darauf an, wie man dich beurteilt. Ist es falsch, wenn man in Afrika nur einen Lendenschurz trägt, oder ist es richtig? Oder ist es vielleicht einfach nur anders?

Du bist nicht selbst Schuld daran, dass dir oft viel zu viel Bedeutung zukommt. Eigentlich machst du die Dinge einfach nur abwechslungsreich und das ist super, denn Gleichheit ist das Langweiligste überhaupt! Stell dir vor, alle sähen gleich aus, trügen die gleichen Sachen, wohnten in gleichen Häusern und würden das gleiche Auto fahren. Das würde ein irre komisches Bild abgeben.

Aber ich meine, wohlgemerkt, die Gleichheit, nicht die Gleichwertigkeit. Doch das haben leider einige Menschen noch nicht verstanden. Ob schwarz, ob weiß, arm, reich, klein oder groß, alle sind gleichwertig. Ich verstehe deshalb nicht, warum ein solcher Unterschied zum Grund für Streit oder sogar Gewalt werden muss.

Die Menschen sind unterschiedlich.
Foto: Sweet Trade, creativecommons.org

Was ich an dir nicht mag, ist, dass du manchmal so groß bist – zwischen arm und reich zum Beispiel. Dass es entscheidend ist, in welcher Familie oder welchem Land man geboren wird. Das prägt das ganze Leben und verringert oder erhöht die Chancen extrem. Während ein zwölfjähriger Junge in Deutschland vormittags die Schulbank drückt und nachmittags zum Fußball geht, muss ein zwölfjähriger Junge in Afrika kilometerweit laufen, um für seine Familie Wasser zu holen. Er hat geringere Chancen auf Bildung und auf ein besseres Leben. Da gehörst du echt nicht hin, denn da verdrängst du die Gerechtigkeit.

Warum bist du manchmal eigentlich so wichtig und manchmal so egal? Ich glaube der Unterschied beim Unterschied liegt zwischen äußeren und inneren Unterschieden. Schließlich ist es entscheidend, ob jemand ehrlich oder verlogen, freundlich oder gemein ist, und nicht, ob er schwarz oder weiß, dick oder dünn ist. Oder ob das Radio guten oder schlechten Empfang hat, aber nicht ob es rund, eckig, grün oder gelb ist! Oder ob einer lacht oder weint, aber nicht, ob er ein sauberes T-Shirt trägt oder nicht!

Wenn du an der Oberfläche auftauchst, dann merkt das jeder sofort und hält dich für wichtig. Aber wenn du dich in der Tiefe versteckst, dann bemerkt dich keiner. Ganz schön paradox: Wenn du entscheidend bist, dann bist du unscheinbar.

Liebe Grüße,
Katharina

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Kommentare

Ein Kommentar
  • Du sprichst mir aus dem Herzen und bringst mich zu nachdenken. Warum messen wir dem Unterschied so eine große Bedeutung zu? Warum wird man nach den Unterschieden beurteilt? Ist es denn so falsch dem Einheitstrott zu entfliehen und einen Unterschied zu machen? Doch wer einen zu großen Unterschied macht, in den Augen der anderen, wird verurteilt und sogar abgelehnt. Dabei müssen wir einen Unterschied machen. Dem armen Jungen in Afrika hilft es genauso wenig, wenn wir ihn genauso behandeln, wie ein verwöhntes, deutsches Kind, wie einem Kleinkind, dass wir es wie einen Erwachsenen behandeln.
    Ich weiß, Unterschiede sind grundsätlich gut! Doch wie sie sich auswirken und wie wir damit umgehen, versetzt mir einen gewaltigen Stich!

    Liebe Grüße

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