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Abgehört: La Roux – „Supervision“

Feuerrote Haare, orangene Lidschatten-Farbe bis zum Haaransatz. „Bulletproof“-Interpretin Elly Jackson aka La Roux ist zurück: Mit ihrer ersten veröffentlichten Single „International Woman of Leisure“ machte sie schon im November 2019 heiß auf die neue Platte. Nun ist das Warten vorbei. Mit „Supervision“ heißt sie die Menschheit ins neue Jahrzehnt willkommen. SPIESSER-Autorin Noelia berichtet über das Album.

14. February 2020 - 10:35
SPIESSER-Autorin Noe_SB.
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Noe_SB Offline
Beigetreten: 05.10.2017

„Ich denke, es kommt ein Tag in jedem Leben, an dem man merkt, dass Menschen nicht vertrauenswürdig sind, sondern dass feste Grenzen notwendig sind. Und manchmal kann diese Erkenntnis eine Traurigkeit mit sich bringen.“ La Roux‘ Worte über ihre letzte erschienene Single „Gullible Fool“ hinterlassen einen bitteren Geschmack. Düstere und negative Worte, die auf „Supervision“ als Gesamtwerk nicht zutreffen. Das Album ist futuristisch mit einer Note 80er-Synthie-Pop und sehr viel Groove. Eigenschaften, die Fans der Engländerin zum Teil schon kannten. Was aber neu ist: Sie hat das Album komplett selbst produziert. Seit fünf Jahren geht sie „solo“ durch das Musikgeschäft. Fünf verrückte Jahre auf der Suche nach Freiheit. Ihre vorigen Alben „La Roux“ und „Trouble in Paradise“ waren noch in Kooperation mit Band-Kollegen Ben Langmaid im Hause „Polydor“ entstanden.

Erfolge und Probleme

Anders als ihr Debütalbum versprüht „Supervision“ Leichtigkeit. Als hätte die englische Grammy-Preisträgerin sich selbst gefunden und etwas Schweres fallen bzw. hinter sich gelassen. Im „Guardian“-Interview gestand die 31-Jährige: „I found success really really hard.“ („Ich fand es sehr sehr hart, erfolgreich zu sein.“) Nach ihrem unerwarteten Erfolg im Jahr 2010 folgten Konzertabsagen, Stimmprobleme und Panikattacken.

Die Produktion des zweiten Albums empfand sie als wahre Tortur, doch das Endprodukt wurde ein wahres Meisterwerk und ein Top-10-Album in Großbritannien. Hinter den Kulissen des Albums gab es wirklich „Trouble in Paradise“: Während der Studio-Phase verlor sie ihren Musik-Partner Ben Langmaid. Dazu kamen die massiven Kommunikationsprobleme und der mangelnde Respekt, die die Beziehung mit ihrem Label Polydor plagten. Die endgültige Ruptur kam am Neujahrstag 2015 in Form eines Briefes. „I was like: Yippie, I’m fucking free!“, erinnert sich La Roux an das Abschiedsschreiben ihres Labels, das namhafte Künstler wie „The Beatles“ oder „The Rolling Stones“ beherbergte. Sie war frei.

Verlorene Freiheit

Jackson war frei, frei wie auf dem „International Woman of Leisure“-Cover, das sie cool in einem türkisfarbigen Wagen vor einer abendroten Kulisse zeigt. Mit „Supervision“-Songs wie „21st Century“, „International Woman of Leisure“ und „Otherside“ groovt sie vom alten Ballast davon. Produktionen, die in einem improvisierten Studio im Erdgeschoss ihrer Wohnung entstanden sind. Zusammen mit dem Produzenten Dan Carey (Sia, Kylie) bastelte sie in ihrer Küche an dem Album der Befreiung.

„Supervision“ bedeute Klarheit, beschrieb sie in einem „The Guardian“-Interview. Jackson erlangte diese nach einem Zusammenbruch, den sie während ihres Griechenland-Urlaubs im Jahre 2017 erlitt. Damals war sie eine unglückliche Person, die die Verbindung zu ihrer großen Liebe – der Musik – verloren hatte. Sie trennte sich von ihrem langjährigen Partner und startete neu.

Jeder einzelne Track ist ein Spiegelbild ihrer erlangten Lässigkeit und ihrem gefundenen Selbstbewussten: Es gibt keinen Song, der nicht über vier Minuten geht. „Gullible Fool“ als finaler Track der Platte knackt sogar die Sieben-Minuten-Marke, Spotify-untypisch. Viele der heutigen Künstler produzieren zwei bis drei-minütige Songs, um ihre Visibilität zu erhöhen. Doch Elly Jackson ist kein Mainstream, und noch weniger passt sie sich aktuellen Trends an. Das war 2009 so und auch elf Jahre später steht sie mehr denn je für eine unabhängige Künstlerin, die sie schon lange sein wollte: „I will not be livin' in that space again, I will not come knockin' at your door“. (“Ich werde in diesem Raum nicht mehr leben, ich komme nicht, um an deine Tür zu klopfen.“)

Ohrwurm: Bessa BessaInternational Woman of Leisure
Hinhörer: Dir Dir Dir21st Century
Album in drei Worten: 80s, Freiheit, Unabhängigkeit
Passt zu: Mitternachtsfahrt im „1969 Chevrolet Camaro“
Erinnert an: Robyn

Supervisionvon La Roux

: 07.02.2020
Label: Supercolour Records (via Believe)

Am 15. Februar können Fans die englische Indie-Pop-Ikone im Berliner Metropol treffen, ihr einziger Gig in Deutschland.

 

 

Text: Noelia Sanchez-Baron
Teaserbild: Andrew Whitton

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