Brief an …

Brief an ... das Jahr 2015

Das alte geht, das neue kommt – das Jahr 2014 verabschiedet sich, während 2015 auf uns wartet. Wie das gehen kann, darüber hat sich SPIESSER-Autorin Mary so ihre Gedanken gemacht.

31. December 2014 - 12:54
SPIESSER-Autorin Mary F..
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Mary F. Offline
Beigetreten: 13.10.2014

 

Liebes Jahr 2015,

dein Vorgänger hat mich etwas bitter zurückgelassen. Deutschland hat zwar die Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen, der Mauerfall wurde zum 25. Mal gefeiert und außerdem blieb ich von der Ice Bucket Challenge verschont, aber zu viel ging dieses Jahr schief, um mich zum Ende hin munter zu stimmen. Überall scheint Krieg auszubrechen, in Amerika entwickelt sich scheinbar ein neuer Rassismus und das Wetter wird auch immer wilder. Darum erwarte ich mir eigentlich von dir jetzt etwas mehr: Zum Jahr des Lichtes erkoren zu sein, im Zeichen des Schafes zu stehen und außerdem eine schöne Zahl zu sein, das sind doch alles beste Voraussetzungen, dass aus dir, 2015, etwas Großes werden kann.

„Internationales Jahr des Lichts“, dazu haben dich u. a. die UN und die UNESCO berufen. Es soll daran erinnert werden, wie wichtig das Licht für uns Menschen ist: Nahrung, Kultur und Wissenschaft. Das ist ja schon einmal was, als Auftrag an dich, wobei: Spannender wäre doch dann eigentlich die Frage, wer heute ohne Licht lebt? Nein, natürlich haben sich die Herrschaften der UN und UNESCO schon etwas mehr dabei gedacht, es ist nämlich ein wichtiges Jahr in puncto Veränderung werden. „Light for Change“, so das Motto, das bereits zu Lebzeiten deines Vorvorgängers 2013 abgestimmt wurde.

Ich bin gespannt, was diese Berufung für dich bedeutet. Zum Beispiel könnte Licht für Erleuchtung stehen, oder Besinnung im weitesten Sinne, Streben nach Licht, dem Ursprung, dem Wesentlichen? Oder aber die erschreckende Geschwindigkeit unserer Zeit, die langsam der Lichtgeschwindigkeit nahe kommt, ein Appell an die Gelassenheit? Vielleicht treffen sich mein Ansatz und der der Wissenschaft ja irgendwo in der Mitte, wir haben wohl beide den Wunsch, dass du der Menschheit etwas Gutes tun wirst. Im Zweifel kannst du ja einfach das Jahr gänzlich grau erscheinen, dann machen sich die Menschen vielleicht im Nachhinein, wenn du schon vorbei bist, Gedanken darüber, wie wichtig das Licht für sie ist.

Fast noch spannender finde ich da das Zeichen, in dem du im Zyklus des chinesischen Kalenders stehst. Der Zyklus beinhaltet zwei Stämme, die Erdzweige und die Himmelsstämme, wobei erstere die Tierzeichen sind und letztere Elemente wie Erde, Wasser, Luft und Metalle. Beides zusammen ergibt dann die Regentschaft für ein bestimmtes Jahr. Inwiefern wir das hier im Westen zu einer Art astrologisches Zeichen für das Jahr gemacht haben, sei natürlich einmal dahingestellt.

Du bist also Yang. Yang, was – laut meines chinesischen Kommilitonen Liu – sowohl Schaf als auch Ziege bedeuten kann. Ein freundlicher Regent. Das heißt, das Jahr wird ruhig und gelassen, ohne Höhen und Tiefen. Hört sich erstmal gut an, heißt aber auch, dass es ohne Umbrüche auch nicht zu großen Neuerungen kommen kann. Das Schaf, das wohlbesonnen seinen Gang geht, das sollst du sein? Manch einer wird das wohl als Stillstand auffassen, sich vielleicht davor drücken Dinge zu verändern, anders zu machen, die im letzten Jahr schief gegangen sind. Ob das der Menschheit so gut tut im Moment, das wage ich zu bezweifeln. Also muss es an dieser Ruhe noch einen Aspekt geben, den man im ersten Moment vielleicht übersieht. Plausibel wäre vielleicht der im Sprichwort „In der Ruhe liegt die Kraft“ verankerten Weisheit, dass große Taten eher mit Gelassenheit gelingen als mit Stress.

Das mache ich mir in jedem Fall zum Vorsatz. Ohne jegliche Ironie wünsche ich jedem dieses Jahr mindestens einmal am Tag den Boden unter den Füßen zu spüren.

Deine Mary

 

Teaserbild: Flickr-User Sean H, (CC BY 2.0)

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