Ich wusste es. Warum habe ich nicht auf mein Gefühl vertraut?
Ich wusste, dass sie mir etwas verheimlichte. Aber von vorne:
Letzte Woche traf ich mich mit meiner vermeintlich besten Freundin, die gerade aus ihrem Wochenendurlaub in Bayern zurückgekommen war. Sie öffnete mir die Tür und sagte wie immer: „Komm' rein“. Aber heute sagte sie es nicht wie sonst, sondern mit einer eigenartig traurig belegten Stimme, die Gänsehaut bei mir hervorrief. Normalerweise war sie die gute Laune in Person, was war bloß los mit ihr?
02. June 2012 - 19:42 von SPIESSER-Autorin cassely.
Letzte Woche traf ich mich mit meiner vermeintlich besten Freundin, die gerade aus ihrem Wochenendurlaub in Bayern zurückgekommen war. Sie öffnete mir die Tür und sagte wie immer: „Komm' rein“. Aber heute sagte sie es nicht wie sonst, sondern mit einer eigenartig traurig belegten Stimme, die Gänsehaut bei mir hervorrief. Normalerweise war sie die gute Laune in Person, was war bloß los mit ihr?
Wir gingen durch das Wohnzimmer, wo es außergewöhnlich still war; Auch dies war kurios, denn eigentlich lief hier immer irgendwelche Musik oder zumindest das Fernsehen. In der Küche sah ich ihre Mutter sitzen, den Kopf leicht eingezogen, auf die Hände gestützt und mit geschlossenen Augen. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten; Es war eine Mischung aus Trauer, Verzweiflung und leichter Verwirrtheit. Irgendwie traute ich mich nicht, sie zu grüßen. Also tat ich so als hätte ich sie nicht gesehen.
Was war nur los? War etwa jemand gestorben? Oder ist irgendetwas Schlimmes in Bayern vorgefallen? Da fiel mir auf, dass ich ihren Vater noch nicht gesehen hatte. Wegen meiner schlimmen Vorahnung hakte ich nicht weiter nach. Wir gingen nach oben in ihr Zimmer und setzten uns auf das Bett. Sie schaute mich mit einem leeren Blick an, der mich erschaudern ließ.
Schließlich hielt ich das Schweigen nicht mehr aus und fragte ganz harmlos: „ Und wie war´s in Bayern?“. Unmittelbar nach dieser Frage, zuckte sie zusammen. Doch sie schwieg. Also musste dort etwas passiert sein. Kurz darauf antwortete sie: „Ich möchte jetzt nicht darüber reden.“ Wie jetzt? Meine beste Freundin wollte mir etwas verheimlichen? Sie wollte nicht mehr mit mir über ihre Sorgen reden? Naja, ich konnte es aber nur hinnehmen. Ich fragte: „Was wollen wir heute machen?“ Sie schwieg. Oh Mann, es konnte doch nicht sein, dass wir uns heute nur anschweigen würden. Es war noch nie passiert, dass wir nichts gefunden haben, womit wir uns beschäftigen konnten. Also machte ich ein paar Vorschläge, um ihr auf die Sprünge zu helfen: „Wollen wir Gitarre spielen - Soll ich dir neue Akkorde beibringen?“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Wollen wir an die Playsstation gehen?“ Keine Reaktion. So langsam verlor ich meine Geduld. „Was willst du denn machen?“,fragte ich. „Keine Ahnung“. Wenigstens hatte sie mir eine Antwort gegeben.
„Gut, wenn du keine Idee hast, dann lass´ uns Monopoly spielen.
Nach einer halben Stunde, hatte sie das Spiel eindeutig für sich gewonnen. Normalerweise freute sie sich dann immer und vertröstete mich auf das nächste Mal mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Doch heute blieb ihre Miene ausdruckslos. Ich schaute auf die Uhr. Fünf vor sechs.
„Ich muss jetzt gehen.“ Bis zu dem Laden meiner Eltern waren es nur 3 Gehminuten, aber ich musste um sechs schon da sein, da dann der Laden zugemacht wurde. „Okay.“
Sonst sagte sie immer: „Warte, ich bringe dich noch eben rüber.“ Ich umarmte sie kurz und rief im Weggehen: „Ciao, bis bald.“
Seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört: Kein Anruf. Keine SMS. Keine E-mail. Einfach nichts.
Heute klingelte es an der Tür. Ich öffnete, und wie es nicht anders sein konnte: Sie stand davor.
„Hi, komm rein“. Sie trat ein, schloss die Tür hinter sich und fiel mir in die Arme. Völlig überrumpelt stand ich also im Flur und nahm sie in die Arme. Plötzlich hörte ich ein leises Schluchzen. Ich fragte, was denn los sei und sie erklärte mir, dass sie direkt wieder gehen müsse, da sie jetzt mit ihrem Vater wegfahren würde. „ Wie wegfahren? Wohin? Und wie lange?“
Sie antwortete, jetzt mit Tränen in den Augen: „Meine Eltern haben sich getrennt. Jetzt soll ich mit meinem Vater nach Bayern ziehen und wahrscheinlich können wir uns dann nur in den Ferien sehen, da die Fahrt zu lange dauert, um am Wochenende wieder zurückzukommen.“
Ja, jetzt sitze ich hier vor meinem Laptop ohne beste Freundin. Und schon wieder höre ich nichts von ihr; In den letzten Tagen habe ich versucht, sie auf ihrem Handy zu erreichen, aber wieder: Kein Rückruf. Keine SMS. Keine E-mail.
Und ich habe noch nicht mal ihre neue Adresse. Absolute Funkstille. So kann man sich in einer Person täuschen und ich will jetzt auch gar keine Hypothesen aufstellen, warum sie sich nicht meldet, wann ich vielleicht wieder was von ihr höre und was sie in Bayern macht.
Es ist vorbei.
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ich habe anstatt dessen ja direkt im ersten Satz etwas klargestellt: "Letzte Woche traf ich mich mit meiner vermeintlich besten Freundin...". Und dabei wird ja vor allem das "vermeintlich" hervorgehoben.
Wenn man es nicht schafft über ein paar hundert Kilometer eine beste Freundschaft aufrecht zu erhalten, kann man sie wohl kaum beste Freundschaft nennen.
Das ist total traurig. Ich hatte Tränen in den Augen, nachdem ichs gelesen hab.
Man kann sich sehr gut in deine Situation hineinversetzen. Du hast das wirklich gut geschrieben!
Gut, dass du das nicht wirklich durchmachen musst!
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
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mxk
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ich muss mich verbessern: Es war "erst" im dritten Satz.
ich habe anstatt dessen ja direkt im ersten Satz etwas klargestellt: "Letzte Woche traf ich mich mit meiner vermeintlich besten Freundin...". Und dabei wird ja vor allem das "vermeintlich" hervorgehoben.
eigentlich hast du Recht, vielleicht hätte ich hinter den Titel ein Fragezeichen setzen sollen, wie ich es auch vorgehabt hatte.
Wenn man es nicht schafft über ein paar hundert Kilometer eine beste Freundschaft aufrecht zu erhalten, kann man sie wohl kaum beste Freundschaft nennen.
Ich habe nur einige Erfahrungen mit einfließen lassen, die glaube ich schon mal jeder von uns gemacht hat
Danke!!!!
Das ist total traurig. Ich hatte Tränen in den Augen, nachdem ichs gelesen hab.
Man kann sich sehr gut in deine Situation hineinversetzen. Du hast das wirklich gut geschrieben!
Gut, dass du das nicht wirklich durchmachen musst!