Die Stromrebellen versorgen sich fortan selbst mit Ökostrom
Die Bürgerinitiative "Die Stromrebellen von Schönau" aus dem Schwarzwald mobilisierten ihre gesamte Dorfgemeinde, um dem naheliegenden Atomkraftwerk Fessenheim entgegenzuwirken. Als Monopolist beliefert der Energiekonzern KWR das Dorf und spiest dabei auch die Atomenergie aus Fessenheim ein. Die Einwohner fürchteten sich vor der Radioaktivität, die bei einer Atomkatastrophe wie im ukranischen Dorf Tschernobyl 1986 tausende Opfer fordern würde.
19. December 2009 - 23:45 von SPIESSER-Autorin jungjournalistin-anni89.
Die Bürgerinitiative "Die Stromrebellen von Schönau" aus dem Schwarzwald mobilisierten ihre gesamte Dorfgemeinde, um dem naheliegenden Atomkraftwerk Fessenheim entgegenzuwirken. Als Monopolist beliefert der Energiekonzern KWR das Dorf und spiest dabei auch die Atomenergie aus Fessenheim ein. Die Einwohner fürchteten sich vor der Radioaktivität, die bei einer Atomkatastrophe wie im ukranischen Dorf Tschernobyl 1986 tausende Opfer fordern würde.
Aufgrund dessen wurden erste Informationsstände aufgebaut, die über die gefährliche Radioaktivität aufklärten und ein Wettbewerb zur Stromeinsparung eingeführt. Die Stromrebellen erzielten eine ökologische Energieversorgung, dafür brauchten sie allerdings die Unterstützung des Energiekonzerns KWR. Doch die Forderungen waren dem KWR zu hoch: keine Einspeisung von Atomenergie, eine bessere Vergüterung für Ökoenergie und ein stromsparfördernder Tarif.
Die KWR besitzt die Energieversorgungsnetze in Schönau und hat den Vertrag, der das Recht auf die Stromversorgung beinhaltet. Bereits 1991 diskutiert der Gemeinderat, ob eine Übernahme der Stromversorgung durch die Bürgerinitiative möglich sei. Daraufhin wurde ein Bürgerentscheid einberufen, der den Stromrebellen die Energieversorgung zusprach vorausgesetzt es würde sich binnen 4 Jahre zu einem Energiekonzern entwickeln.
Die Initiative stellte ein Energiekonzept auf, dass die Nutzung erneuerbarer Energien und eine technische Effizienz mittels der Kraft-Wärme-Koppelung gewährleistete. Das Prinzip der Kraft-Wärme-Koppelung heizt den Privathaushalt und produziert dabei überschüssige Energie, die in die Energieversorgungsnetze eingespeist und vergütert wird. Zusätzlich sammelten die Stromrebellen 4 Millionen DM, um das Energieversorgungsnetz der KWR abkaufen zu können.
Im Januar 1994 wurden die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) gegründet und nach einem weiteren spannenden Bürgerentscheid bekam die EWS den Auftrag die Stadt mit Strom zu versorgen. Das Energieversorgungsnetz der KWR konnte nach einer Korrektur eines überhöhten Preises für 6 Millionen DM abgekauft werden. Letztlich wurde 1997 der Vertrag von dem künftigen Geschäftsführer Rolf Wetzel unterzeichnet und seitdem beliefert der Energiekonzern EWS mehr als 50.000 Menschen deutschlandweit mit Ökostrom.
Die komplette Umstellung eines Energiekonzerns auf erneuerbare Energien ist, wie Schönau zeigt, möglich. Besonders für die zukünftige Energie- und Umweltpolitik in der Europäischen Union ist die Einspeisung erneuerbarer Energien wichtig, da fossile Brennstoffe nicht unendlich verfügbar sind. Die EU hat sich daher das Ziel gesetzt, bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch auf mindestens 20 Prozent zu erhöhen. Außerdem soll der Anteil der Biokraftstoffe am Gesamtverbrauch auf 10 Prozent erhöht sowie die Emission um 20 Prozent reduziert werden. Die energiepolitischen Ziele können nur gewährleistet werden, wenn ein EU-Binnenmarkt entsteht und energiepolitische Aspekte besser in anderen EU-Politikbereichen einbezogen werden. Bis 2050 soll die Energieversorgung zu 50 Prozent auf kohlenstofffreien d.h. nicht-fossilen Brennstoffen basieren.
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