Geographiestunde zum Schützenfest: Was liegt hinter „ Zechien und Koma-Land? “
Die Kanonen knallen. Einmal, zweimal, dreimal. Die Menge erhebt sich johlend. Einige schmeißen ihre Hüte in die Luft. Ist ein Krieg gewonnen? Man könnte es fast meinen, doch von wegen: Mit drei Kanonenschlägen ist soeben das Lieblingsfest der baden-württembergischen Biberacher eingeläutet worden - Das Schützenfest.
Ringsum sieht man strahlende Gesichter, glänzende Augen und hört hier und da ein
27. July 2011 - 14:29 von SPIESSER-Autorin Johanna92.
Die Kanonen knallen. Einmal, zweimal, dreimal. Die Menge erhebt sich johlend. Einige schmeißen ihre Hüte in die Luft. Ist ein Krieg gewonnen? Man könnte es fast meinen, doch von wegen: Mit drei Kanonenschlägen ist soeben das Lieblingsfest der baden-württembergischen Biberacher eingeläutet worden - Das Schützenfest.
Ringsum sieht man strahlende Gesichter, glänzende Augen und hört hier und da ein
„ Scheena Schütza!“ durch die Menge schallen. Schützenfest bedeutet für die stolzen Biberacher eine Woche Ausnahmezustand, „feiern bis der Arzt kommt“, heißt es bei den Jugendlichen, die sich schon das ganze Jahr auf diese besondere Woche freuen. Um den Beginn des Schützenfestes zu feiern, hat sich - so scheint es - ganz Biberach auf dem hübschen kleinen Marktplatz versammelt, dicht gedrängt auf den ringsum aufgebauten Tribünen. Die Sonne knallt auf die Menge herab und lässt die blau-gelben Schützenfarben leuchten. Die Leute stöhnen über die Hitze, fächeln sich mit dem Wochenprogramm Luft zu. Was sie nicht wissen: der Wettergott meint es dieses Jahr nicht gut mit ihrem Fest. Es wird die gesamte Woche regnen, sie sollten die letzten Sonnenstrahlen genießen. Doch weder schlechte Witterungsverhältnisse, noch eine andere Naturkatastrophe würde die Biberacher vom berühmten Gigelberg abhalten, der Showplatz des großen Festes.
Nach einem holprig - steilen Aufstieg eröffnet sich vor uns der große Rummelplatz inklusive Bierzelt. Hier versammeln sich Jung und Alt. Es ist heillos überfüllt. Überall blinkt und dudelt es, aus jeder Ecke kommt uns ein anderer Geruch entgegen- meist eher unangenehm. Die Eindrücke der schiebenden, lärmenden Menge und der vielen bunten Fahrgeschäfte sind überwältigend. Man gerät leicht in eine Art staunenden Rausch, der Mund steht gaffend offen, die glänzenden Augen folgen den hin- und her wirbelnden Lichtern. Es ist als sei man in eine andere Welt eingetaucht . Wo man hinschaut sind lachende Gesichter, Menschen, die sich begrüßen, verabschieden, mit ihren Maßkrügen zuprosten. Hier, an diesem Märchen- ähnlichen Ort lassen sich Groß und Klein für eine Woche verführen, aus dem täglichen Leben auszusteigen, in eine ausgelassenere, nicht vom Alltagsstress eingezwängte Rolle zu schlüpfen. Was jetzt zählt, sind Freunde und Spaß haben, sich gehen lassen und einfach feiern. Was dabei bei jeder Altersklasse nicht fehlen darf ist der Alkohol. Ein fester und äußert wichtiger Bestandteil des Schützenfestes. Im Bierzelt werden zu Munter -mach- Liedern wie „ Über den Wolken“ von Reinhard Mey literweise Bier getrunken. Die angeheiterte und oft schon am frühen Abend betrunkene Masse steht grölend auf den sich gefährlich biegenden Tischen und wippt, mehr oder weniger im Takt, mit. Da vergisst man leicht gesellschaftliche wie moralische Werte...
Gerade bei den Jugendlichen ist es erschreckend, wie viel Alkohol konsumiert wird.
„Ab nach Zechien“, lautet das Motto vieler junger Leute, vergleichbar mit „wir fahren heut‘ ins Koma-Land“. Ihr Ziel: Ein Abschuss, der Vollrausch ihres Lebens.
Eisstände und Fahrgeschäfte werden links liegen gelassen, denn ihrer Ansicht nach ist nur Alkohol cool! Diese Philosophie haben sogar schon die Jüngsten der Jüngsten verstanden. 14- jährige Mädels in hochhackigen Schuhen und einer Tonne Schminke im Gesicht schwanken an uns vorbei, gestützt von irgendeinem Kerl, der nicht gerade vertrauenerweckend aussieht. Stolz halten sie ihre Wodkaflaschen in der Hand.
Es gibt 15- Jährige, die um ein Uhr lieber ein Pläuschen mit der Polizei halten als ins Bett zu gehen, wo sie hingehören. So sieht man jedes Jahr an Schützen mindestens einmal am Abend die Blaulichter eines Krankenwagens vorbeirasen und denkt an die vielen Jugendlichen, die nachts in den Ecken stehen und Saufgelage abhalten. So stolz die Biberacher auch auf ihr Fest sein mögen, die große Lust der vor allem minderjährigen Besucher auf Alkohol gefährdet den Ruf des Schützenfestes.
Alkohol ist zum Statussymbol für Jugendliche geworden. Wer nicht mittrinkt ist ein Loser und wer dabei sein und cool sein will, der überwindet alle Schranken und vergisst schnell mal seine Grenzen. Saufgeschichten über den gestrigen Abend machen die Runde, doch auch wenn man sich noch so sehr blamiert hat, man bekommt einen anerkennenden Klaps auf die Schulter und wird auf den nächsten Drink eingeladen. Jedoch sollte man die Jugendlichen nicht vorschnell für ihren Umgang mit dem Alkohol verurteilen. Man kann diese Generation nicht als hohlköpfige Saufgesellschaft abtun, eine solche Verallgemeinerung wäre fatal. Denn es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Sehr viele junge Leute möchten an Schützen auch einfach nur in guter Gesellschaft sein, zusammen zu trinken fördert dabei das Gemeinschaftsgefühl und lockert die Stimmung auf. Das ist nach unserer Umfrage die Meinung vieler Jugendlicher. Und sind es auch mal ein, zwei Bier zu viel, solange man die Kontrolle über sich selbst nicht verliert, stört das niemanden. Es sind zumeist die jüngeren Teenager zwischen 13 und 16, die ihre Grenzen austesten wollen. Da die meisten diese noch nicht kennen, schlagen sie oft über die Stränge und sind heillos betrunken. Sie versuchen, ihren Platz in der Erwachsenenwelt einzunehmen und richten sich dabei nach ihren erwachsenen Vorbildern. Es hat sich jedoch gezeigt, dass das nicht immer der beste Weg ist, vor allem an Schützen. Wir haben viele Erwachsene beobachtet, die nicht viel besser im Umgang mit Alkohol waren. Ein Beispiel: Ein sehr stark alkoholisierter Mann um die 40 pöbelt jemanden an, der ihm seinen Platz auf der Bierbank streitig machen will. Es kommt nur mühsam zu keiner Handgreiflichkeit, doch es wird deutlich, dass er durch den Alkohol nicht mehr klar denken kann. Junge Menschen brauchen Vorbilder, diese sollten jedoch gut ausgewählt sein. Denn Jugendliche sind in einer Art Testphase des Leben bzw. in einer Testphase für das Leben. Sie haben alles noch vor sich, alles ist offen und ungewiss. Vielen macht es Angst, über die Zukunft nachzudenken. Sie haben noch keinen Plan, keine Perspektiven.
Sie möchten sich aber dennoch nicht von diesen Lasten erdrückt fühlen, deshalb suchen viele Jugendliche Zuflucht im Alkohol. Gerade an Schützen kann man dadurch die Schule vergessen, so z.B. das Jahreszeugnis, das kurz nach dieser Woche ansteht. Im Rausch sind die Sorgen wie weggeblasen, sie haben einfach Spaß und genießen den Augenblick ohne die übliche Trübung, die der Alltag für sie bereithält.
So neigt sich nun das Schützenfest langsam seinem Ende zu. „Schee war’s“, meinen die Einheimischen später. Eine Woche Party-machen und Ausnahmezustand sind vorbei, jetzt heißt es für die Biberacher Jugend noch drei Tage Zähne zusammenbeißen, Zeugnisse kassieren, dann endlich stehen ihnen sechs lange Sommerwochen bevor. Und vielleicht hat der ein- oder andere ja etwas aus seinem letzten Rausch gelernt…
Dir gefällt dieser Artikel?
auf Facebook teilen auf WhatsApp teilen auf Twitter teilen auf Google+ teilen
Eigentlich fing alles ganz anders an – nämlich auf der 69. young leaders Akademie in Paderborn vom 20.-25.10.2020 für engagierte junge Menschen – aber am Ende ging ich mich vielen neuen Eindrücken über das THW nach Hause. Die young leaders Akademie ist ein Angebot für
Viktor W. (28) ist Geschichtsstudierender an der Uni Münster und ein sogenannter Russlanddeutscher. Das heißt, seine Familie brach vor weit über hundert Jahren in Richtung Russland auf, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Vor mittlerweile fast dreißig Jahren wollte Viktors Vater
Die Wahlerfolge der AfD wurde oft durch die sogenannten "Globalisierungsverlierer" erklärt, die sich aus Protest von den etablierten Parteien abwenden. Diese Argumentationsweise ist jedoch nicht nur empirisch nicht belegt, sondern blendet zentrale Faktoren der Wahlerfolge aus und spielt der AfD somit in die Karten.
Früher hatte die Welt des Kriegsjournalismus fast schon etwas Romantisches. Ernest Hemmingway verarbeitete seine Zeit im Spanischen Bürgerkrieg in seinem Roman „In einem anderen Land“. Während des zweiten Weltkrieges gehörten die Journalisten ebenso an die Front, wie die
Alles, was die Weltenlenker*innen heute entscheiden, wird richtungsweisend sein für unser zukünftiges Leben auf diesem Planeten. Wir müssen uns fragen: In was für einer Welt wollen wir leben? Welche Rolle soll die EU dabei spielen, wenn Staaten wie die USA und China vor allem nationale
Warum ein Tag noch lange nicht genug ist!
Zehntausende Schüler folgten dem Vorbild der schwedischen Dauer-Klima- Streikerin, die sitzend ihre Wut demonstrierte, und gehen jeden Freitag in den Städten dieser Welt auf die Straße, um für ihre Zukunft zu kämpfen.
Aber nicht sie
User Paul Nähring gibt mit diesem Gastbeitrag ein paar Nachhilfestunden in Sachen Geschichte, der Rolle der Jugend in dieser und über ihre Bedeutung für die Gesellschaft. #FridaysForFuture
Kostenfreie Sommercamps, die euch zu Gaming Designern und Fontane-Kennern machen.
Ihr wolltet schon immer wissen wie Computerspiele entstehen? Ihr interessiert euch für das kreative Schreiben von Geschichten? Euch fasziniert das Erstellen von witzigen, fiesen oder heldenhaften Charakteren?
Das National Model United Nations (NMUN) in New York City ist die weltweit bedeutendste Simulation der Vereinten Nationen, die jedes Jahr mehrere tausend engagierte Studentinnen und Studenten aus aller Welt in die Millionenmetropole an der Ostküste der USA lockt. In Delegationen organisiert, vertreten
Ein Bericht von Gastautor Felix Kaminski (22) über die Global Goals Aktionstage 2019 und junge Menschen, die Untätigkeit in der Klimapolitik nicht länger hinnehmen wollen. Seine Überzeugung: Es ist unsere Zukunft, die bedroht ist, wenn wir die Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen.
Die Universität BTU Cottbus-Senftenberg bietet viele interessante Studiengänge und über 70 verschiedene Sportarten für Ihre Studierenden an. Auch viele internationale Studentinnen und Studenten lernen und leben hier zusammen. In Vielen Bereichen ist die BTU Cottbus-Senftenberg
Ich bin mehrmals aus Fenstern im 7. Stock gesprungen,
woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
Ihr habt Lust, richtig SPIESSIGE Inhalte mit uns zusammen zu organisieren und zu produzieren? Ihr habt Lust, mehr über Print- /Online- und Video-Content zu erfahren? Dann bewerbt euch für das SPIESSER-Medien-Camp in Dresden, das wir im August 2018 in Kooperation mit ausbildung.de anbieten!
Seit Jahrtausenden glauben wir Menschen an Dinge, die noch nicht bewiesen wurden. Gott, der Weihnachtsmann, der Humor Mario Barths oder die politische Überzeugung Angela Merkels, sind nur einige Beispiele. In dieser Abhandlung möchte ich mich nun mit weiteren Dingen beschäftigen, an die
Eine Million Menschen vor der Tür – ok, Flüchtlingskrise. „Draußen vor der Tür“ – ok, Wolfgang Borcherts Drama von 1949. Was hat das denn miteinander zu tun? Lasst es mich euch erklären.
Es ist schon schlimm, wenn ich Fotos sehe. Besonders eklig wird es, wenn ich diese Krabbeldinger im Fernsehen vorgesetzt bekomme. Wenn die achtbeinigen Ungeheuer aber durch mein Wohnzimmer huschen, dann ist mein Tag gelaufen!
„Wir wollen Veränderung!“ „Lahme Entenregierung!“ Solche mürrischen Stimmen werden immer häufiger laut, während die Uhr unaufhörlich Richtung Stunde Null der Bundestagswahlen 2017 am 24. September tickt. Anstatt sich, wie in den vorigen Jahren, von einer
Bunte Demonstrationen und brennende Barrikaden. Beim G20-Gipfel in Hamburg hat sich Protest von seiner besten und seiner schlimmsten Seite gezeigt. SPIESSER-Autor Samuel war für euch mit seiner Kamera mittendrin im Getümmel. Hier findet ihr seine eindrücklichsten Bilder.
Der SPIESSER ist euer treuer Begleiter in jeder Pause? Oder ist euch das gelb-blaue Jugendmagazin noch nie aufgefallen? Ihr seid zwischen 15 und 17 Jahre alt und habt Lust, das kreative Treiben in einer Redaktion kennenzulernen? Dann laden wir euch ein, in einem Sommerworkshop mit uns zusammen den SPIESSER
Diese Frage habe ich mir neulich im Ethik-Unterricht auch gestellt, als wir über das Gewissen eines Menschen gesprochen haben. Unsere Lehrerin zeigte uns einen Filmausschnitt, welcher ein sehr interessantes Experiment veranschaulichte: Das Milgram-Experiment. Es wurde 1962 das erste Mal vom gleichnamigen
„Elle parle anglais!“ („Sie spricht englisch!“) oder „Mais elle est allemande!“ („aber sie ist doch deutsch!“) sind Sätze die ich in Diskussionen zwischen französischen Schülern über mich und meine prinzipiell liebste Sprache oft zu hören bekam.
Nach langem Streit sind Sido und Bushido nun ein Herz und eine Seele. Zum Beweis haben sie gemeinsam das Album „23“ produziert. SPIESSER-Autorin Franka reichte das nicht: Sie traf die beiden zum Pärchenspiel, dem sogenannten „Eignungstest für die Ehe“...
David Guetta ist aus der DJ-Szene nicht mehr wegzudenken. Jens war für euch bei einem seiner Konzerte und hat mit dem DJ-Phänomen über seine Fans, die Arbeit und Hobbies gesprochen.