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Karrierechancen vertan... selbst Schuld?

05. November 2011 - 16:04
von SPIESSER-AutorIn Evertras.
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Evertras Offline
Beigetreten: 04.11.2011

8 Uhr. Wie jeden Tag steht Jan (18) routiniert aus dem Bett. Schlurfend geht er zur Zimmertür, durch den Flur zum Wohnzimmer, öffnet die Tür, und alles, was bleibt ist ein leerer, stiller Raum. Verlassen wurde es schon vor einiger Zeit. Er dreht um, schaut in die Küche. Benutztes Geschirr steht noch auf dem Tisch, jemand war wohl in Eile, rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen. Doch nichts und niemand hetzt Jan. Denn Jan hat keine Arbeit, die ihn antreibt. Doch die Frage ist, warum hat er sie nicht? Weder ist er faul, noch ist er desinteressiert. Dennoch ist der Briefkasten und das Email-Fach jäh gesät mit Absagen. Vertröstet wird er jedes mal, mal mehr, mal weniger direkt. Er ist verbittert; seitdem er von der Schule abging war es so gewesen. Es könnte anders sein. Aber er konnte nicht mehr, wollte nicht mehr. Der Grund Warum das Beispiel? Ich finde, es veranschaulicht die Situation, in der sich viele der rund 20% der Jugendlichen wiederfinden. Denn hinter diesen 20% verbergen sich die jungen Arbeitslosen der 27 Eu-Staaten. Auch in Deutschland geht es rund 1,4 Millionen der neuen Generation so. Ein Schicksal wie Jan, 1,4 Millionen mal in Deutschland. Denn 3,3% aller Erwerbsfähigen Personen sind arbeitslose Jugendliche unter 20. So zumindest sagt es das statistische Bundesamt. Aber... ...was hat das alles mit dem gewählten Thema zu tun? Es ist nur eine Veranschaulichung dessen, was für eine Größe das Problem angenommen hat. Wie aber werden jene ausgesucht die Arbeit erhalten, und jene, die, wie Jan, ohne Erwerbstätigkeit ausharren müssen? Es beginnt schon vor der Grundschule, viele erinnern sich nicht daran, doch alle Kinder im Grundschulalter müssen vor der Einschulung einen Eignungstest absolvieren. Leistungsprüfung beginnt also schon spätestens im Alter von 6-7 Jahren. Je nachdem, wie das Kind "bewertet" wird, ist die Karrierelaufbahn schon stark eingeschränkt, allerdings betrifft das meist dann nicht nur die schulischen Aktivitäten. Deshalb ist dieser Punkt zu vernachlässigen. Grundschule.. yay? Jedes Halbjahr wird nun den Eltern in Form eines Zeugnisses Bericht erstattet, ob ihr Kind ein Leistungsträger ist/sein kann oder eben nicht. In vier Jahren wird also untersucht und beratschlagt, ob das Kind gute oder schlechte Zukunftsvisionen haben kann oder nicht, bzw. ob es 2-4 Jahre länger aufbringen muss, um einen nichtmal ganz dem Abi gleichwertigen Abschluss zu erlangen. Hier werden also schon die ersten Steine, oder besser gesagt Felsen, in die Laufbahn eines heranwachsendem Individuums geworfen. Ob die Person das Gymnasium, die Realschule oder die Hauptschule besuchen sollte, wird in einer Konferenz besprochen. In Jans Fall brachte seine Schule einen einzigen Abend dafür auf, über die Zukunft von 24 Schülern zu diskutieren. Selbst wenn sie den ganzen Tag genutzt hätten, wäre höchstens eine Stunde pro Schüler aufgebracht worden. Ekel vor der Wahrheit zeigt seinen Umriss.

Was nun? Nun folgt die weiterführende Schule. Einige sind in höchst motiviert, andere in großer Depression. Während viele mit Recht die richtige Einschätzung bekommen haben, ist es bei vielen nicht der Fall. Sie fühlen sich meist schlecht und unfair behandelt. Dies wirkt sich weiterhin demotivierend auf die junge Generation aus; manche verkommen und ihr Potential wird durch die Fehleinschätzung zu Nichte gemacht. Besonders Hartnäckige beißen sich bis zum Schluss durch. Sie werden als Streber abgestempelt, angegriffen (sowohl körperlich als auch geistig), meist von mehreren Personen gleichzeitig. Viele können nicht einschätzen, was sie demjenigen dadurch antun. Hinzu kommen noch eigene Probleme, die in das Leben des Einzelnen eingreifen. Die meisten fügen sich ihrem Schicksal. Je nachdem wie sich ihre Leistungen in den 5-8(9) Jahren entwickelt haben, dürfen sie danach ihren mehr oder weniger guten Abschluss entgegen nehmen - wenn überhaupt. Abschluss? Klingt doch durchaus anstrebenswert! Allerdings müssen sich viele nach dem Abschluss weiterhin umgucken. Wie auch bei Jan und vielen anderen dreht sich die Spirale der Misere, in Form von Absagen und Verspöttungen. Der scheinbar einzige sichtbare Ausweg ist der sekundäre Bildungsweg. Jedoch haben viele schon jetzt keine Lust mehr, sind mental zu Sozialschmarotzern verkommen, die einzige Haltung definiert sich durch Null-Bock. Leute, denen alles, wirklich alles, anscheinend egal ist ("Lass uns noch nen bischen hartzen"- hartzen für mich persönlich das Unwort 2011). Assis, über die Unbeteiligte gerne lachen... zurecht? Der andere Teil ist demotiviert und muss sich zur Schule zwingen, wird z.T. Opfer von Depris, schwänzt regelmäßig und ist in einem Labyrinth ihrer selbst gefangen. Verursacht von Tatsachen und Personen, bei denen sie selbst nie Mitbestimmungsrecht erhielten. Auf Depression folgt manchmal Aggression, die, die die "Spackos" der Jugend erschafft. Den, den so viele (hauptsächlich Ältere) verachten und vor dem sie sich eigentlich noch mehr fürchten. Vorallem Menschen, die mit ihrem Haupt-, Real- oder Volksschulen-Abschluss vor geschätzten 300 Jahren noch was geworden sind, pöbeln gegen sie am lautesten. Doch: "Bellende Hunde beißen nicht." Zumindest fehlt vielen dieser Pöblerer der Biss, etwas zu verändern, allermindestens politisch. Diese Möglichkeiten sind den Kindern und Jugendlichen der Neuzeit nicht gegeben. Sie besaßen kein politisches Bestimmungsrecht ihrer eigenen Zukunft - erst, als es zu spät war. Wenn das nicht Perversion ist, dann weiß ich auch nicht. Und deswegen engagiert Jan sich politisch, eine Möglichkeit, die so viele Andere gleichen Alters und gleicher Situation nicht in Anspruch nehmen. Die Möglichkeit die bleibt, vorsorgend etwas für alle in der selben Situation zu tun. Damit sie nicht dasselbe Schicksal ereilt, welches Jan den Karriereweg blockierte, nur weil er zu spät die Vernunft wahrnahm. Ihm, wie vielen anderen jungen Erwachsenen der 1,4 Millionen in Deutschland. Ganz bestimmt kann dann bald jemand junges die ganzen Tröten ablösen - und nein, ich meine nicht die in ihren Mündern!

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