Annika* hat sich ihr Schuljahr anders vorgestellt. Eiskunstlauftraining, Übernachtungen bei Freundinnen und eine Klassenfahrt. Dies änderte sich alles mit Corona. Jetzt ist sie in der achten Klasse einer staatlichen Regelschule und muss den Unterricht während Corona meistern. Wie erging es der 13-jährigen Schülerin und ihrer Mutter Sabine*? Ich habe mich zusammen mit ihrer Mutter über die Schule und das Homeschooling unterhalten.
28. November 2020 - 22:06 von SPIESSER-Autorin Anni Malter.
Was erhoffst du dir für deine Tochter vom Staat während Corona für die Schule?
Sabine: Ich finde, es sollte einen langfristigen Plan geben, ein Plan, der in allen Bundesländern gilt. Angefangen beim Ampelkonzept. Es muss eine einheitliche Regelung her, die besagt, ab wann die Schüler nach Hause müssen.
Die Lehrer haben in den ersten Schulwochen viele Arbeiten geschrieben, um erst einmal Noten zu bekommen, sorgte das für zusätzlichen Stress?
Sabine: Wenn die Lehrer da waren. In Englisch hat meine Tochter noch nicht eine einzige Note. Die Lehrer rasen mit den Lehrplänen durch. Da wird eine Arbeit zu einem neuen Thema geschrieben und danach ist der Stoff wieder vergessen. Es gibt kein langfristiges Lernen und Verinnerlichen.
Annika: Es war schon echt anstrengend. Wir haben Arbeiten zum Stoff aus dem Homeschooling geschrieben und darüber nicht wirklich vorher gesprochen.
Natürlich stehen die Lehrer auch unter Stress
Sabine: Klar. Die Lehrer brauchen die Noten und haben Angst, dass wenn die Schulen wieder geschlossen werden, keine Arbeiten geschrieben werden können.
Annika: Wir brauchen bis zum Halbjahr so viele Noten pro Fach, wie wir in diesem Wochenstunden haben. Das ist schon eine Menge.
Gab es via Webex oder anderen Onlineplattformen Unterricht für die Schüler?
Sabine: Nein, es wurden Arbeitsblätter zum Ausfüllen per E-Mail verschickt. Es wurden den Schülern aber zwei kostenlose Lernportale zur Verfügung gestellt für Naturwissenschaften.
Annika: Wir hatten eigentlich nur die Aufgaben, wie bei einem Wochenplan. Nur dass hier die Lehrer nicht mal zwischendurch drüber geschaut haben.
Wie erfolgte die Bewertung der Homeschooling-Arbeitsblätter?
Sabine: Das Meiste wurde direkt zurückgeschickt oder wurde an einem bestimmten Tag vor dem Schultor in einen Briefkasten gelegt.
Annika: Ja, die persönliche Abgabe am Schultor war für die Schüler, die es nicht per E-Mail schicken konnten. Wir haben die bewerteten Blätter zurückbekommen, haben aber nicht darüber gesprochen. Also ich wusste nicht, was genau ich falsch gemacht habe oder wo mein Fehler war.
Wie sah es mit der Disziplin ohne Lehrer aus, die die Schüler zum Arbeiten aufforderten?
Sabine: Ich habe zwei Kinder, bei einem war es kein Problem, beim anderen musste ich schon drängeln. Das kommt ganz auf das Kind an. Annika und ihre Freundin sind beide zu Beginn früh aufgestanden und haben telefoniert, um die Fremdsprachen zu üben. Da musste ich nichts sagen.
Annika: Für mich war es nicht ganz so schwer. Ich habe mir selbst aufgeschrieben an welchem Tag ich welche Aufgaben schaffen möchte und bin dann meist auch um sieben aufgestanden. Am Anfang gab es zwar noch wenig Aufgaben, die wurden aber immer mehr und ich wollte da nicht untergehen.
Wie sahen die Lernmethoden beim selbstständigen Arbeiten aus?
Annika: Also ich habe YouTube-Videos geschaut zu bestimmten Themen, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Oder ich habe mit Freundinnen telefoniert und wir haben dann zusammen an einer Lösung gearbeitet. Wir haben uns untereinander alle geholfen.
Wo seht ihr das Problem, dass einerseits die Universitäten seit dem Sommersemester Onlinekonferenzen organisieren konnten, die Schulen aber noch nicht?
Sabine: Ich glaube, die Schulen sind, was die Digitalisierung angeht, noch nicht so weit. Für so etwas wie Videokonferenzen sind die Schulen nicht ausgerichtet.
Annika: Bei uns ist die Internetverbindung an der Schule so langsam, dass wir manchmal 15 Minuten warten müssen, bis eine Verbindung da ist.
Seit 2019 gibt es den Digitalpakt, der 5 Mrd. Euro vom Bund für die Digitalisierung bekommen hatte. Gab es vor Corona schon irgendwelche Änderungen dieser Art?
Sabine: Nein. Die gesamte Schule hat zwei Smartboards, wovon eine aber gebraucht gekauft wurde.
Annika: Das Gymnasium hatte schon vor Corona nur noch mit Smartboards gearbeitet und da gibt es sogar schon Tablets. Wir haben zwei Computerräume für die ganze Schule.
Was wünscht ihr euch von den Lehrern, der Schule oder vom Staat, wenn es zu einem zweiten Lockdown kommen sollte?
Sabine: Es sollte Videounterricht geben. Es muss nicht jeden Tag sechs Stunden sein, aber dass die Kinder die Chance haben, sich alle in einem Chat zu treffen mit dem Lehrer und so zumindest über Probleme diskutieren können. Dass es festgelegte Zeiten gibt, zu denen die Kinder zum Beispiel Deutsch oder Mathe haben. Denn viele Schüler fallen da auch in ein Lottaleben, wenn kein fester Rhythmus da ist. Es sollte trotz Homeschooling eine Konstanz geben, da es immer noch Schule ist.
Annika: Also ich würde mir wünschen, dass es an unserer Schule mit diesen Videokonferenzen funktioniert. Weil, ich denke, dass es sehr praktisch ist für das Verständnis, da man mit Worten viel besser ein Problem ausdrücken kann. Wenn man das dem Lehrer per E-Mail schreibt, kommt nicht immer das an, was ich eigentlich fragen will. Auch würde ich mir wünschen, wenn unsere Schule auch modernisiert werden würde, wie das örtliche Gymnasium. Es sind beides staatliche Schulen und nur weil meine Schule eine Regelschule ist, sollte da kein Unterschied gemacht werden.
*Namen von der Redaktion geändert
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