Erasmus; ein Wort, nicht selten in enger Verbindung mit dem Ausdruck „Saufgelage“. Wer ein Auslandsstudium mit dem Bildungsprogramm der Europäischen Union macht, formt oft in Gedanken ein Bild gefüllt mit Reisen, Tanzen und vor allem Partys. Wenn ich jemandem erzähle, dass ich „Erasmus gemacht habe“, ist die Frage nach dem Alkoholkonsum nicht weit entfernt. Dass das nicht wirklich der Sinn dahinter ist, wird nur zu gerne ignoriert.
Aber hey, es geht wirklich nicht alles um Feierei! Ja, ich war viel unterwegs, ja ich war oft in Clubs und ja, ich habe auch ab und zu gerne mal ein Bier mehr getrunken. Das verleugne ich gar nicht und muss ich auch nicht, denn natürlich sollte Erasmus ganz simpel mit Spaß am Leben verbunden sein. Dennoch, in erster Linie geht es hier um die Möglichkeit, neue Dinge auf neuen Wegen kennenzulernen. Ganz nach den Prinzipien vom Theologe, Autor und Philosoph Erasmus von Rotterdam, der großen Wert auf allgemeine Bildung legte und schließlich als Namensgeber diente, unterstützt das Studienaustauschprogramm der EU Studierende dabei, ein oder mehrere Semester an einer ausländischen Universität zu verbringen. Und dort lernt man tatsächlich auch wesentlich mehr, als „nur“ den Inhalt der belegten Kurse.
Kohle gegen Bürokratie
Wenn du gewisse Formalien ausgefüllt und eine bestimmte Anzahl an Credit-Points an der Austauschuni erreicht – also genügend Kurse bestanden hast, erhältst du eine vorgegebene Geldsumme als Zuschuss vom Erasmus Programm, den du nicht zurückzahlen musst. Die Summen variieren von Uni zu Uni. Das ist zugegebenermaßen sehr viel nervige Bürokratie, aber immerhin willst du ja Kohle sehn'.
Ich war für ein Semester in Schweden. Warum weiß ich gar nicht so genau, der Wille war einfach da. Schweden ist wundervoll, hat eine herrliche Natur und viel zu entdecken. Außerdem ist es von Deutschland aus oft naheliegender, nach Frankreich, Spanien oder Italien zu reisen, weshalb für mich der Anreiz wesentlich größer war, ein halbes Jahr im unbekannten Norden zu verbringen. Hinzu kommt, dass Schweden bekannt für ein hervorragendes Ausbildungssystems ist. Womit wir zurück zur „Erasmus ist nur Party“–Frage kommen: Die schwedischen Unis haben es in sich. Vielleicht war ich bisher auch einfach nur zu faul oder meine Fächer waren zu lasch, aber dort wurde ich wirklich gefordert. Ich belegte meine Kurse im Bereich Kultur, Religion und Politik und verbrachte – in den aktivsten Wochen – bis zu 30 Stunden in der Woche in der Universitätsbibliothek; schreibend, lesend und hirnzermarternd über den Stoff, den ich von meinen Professor:innen erhielt, was manchmal auch das Bearbeiten von kompletten Büchern beinhaltete. Ich musste wöchentlich irgendwelche Essays abgeben und zu jedem anstehenden Seminar vorgegebene Literatur gelesen haben – sonst war ich, simpel ausgedrückt, raus. Das alles auch noch auf Englisch, was für mich im Endeffekt allerdings um einiges angenehmer war. In Deutschland quäle ich mich eher mit dem erforderten akademischen Schreibstil.
Natürlich sollte man eigentlich auch im Heimatland so engagiert sein. Aber aus einem – mir bis dato noch unerklärbaren Grund – war der Ehrgeiz in Schweden einfach viel größer. Zudem ist dort das System komplett anders: Das Semester geht von Mitte August bis Ende Januar. Die meisten Kurse laufen über einen Monat, zwei bis sechs Stunden in der Woche, die erwähnten Essays inklusive. Dann folgen die Phase der Erfassung der Hausarbeit und schließlich die mündliche Verteidigung. Mit meinen insgesamt fünf Kursen im Semester, den Schwedisch Kurs ausgeschlossen, war ich demnach ganz gut beschäftigt.
Also: Nix mit Erasmus ist nur Feierei. Wenn du es richtig machst, kommst du mit beidem heim: Ein gutes Zeugnis für die Zukunft und eine leicht verbrauchte Leber (die Definition von „richtig“ sei hier jedem selbst überlassen). Aber vor allem mit einem Erlebnis, das du so schnell nicht vergessen wirst; mit Freunden, die du überall auf der Welt besuchen kannst und mit einer Erweiterung deines Horizonts, das dir kein Ausbildungsinstitut auf der Welt bieten kann.
Dafür gibt's ein Hoch auf Erasmus!
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woraus ein Musikvideo zu meinem Song LIMITS entstanden ist:
https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
Bei meinem letzten Sturz fiel ich in Kunst hinein:
[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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