Weltweit erscheinen mehr als 6.000 neue Kinofilme pro Jahr. Um sich in diesem Dschungel besser zurechtzufinden und wirklich sehenswerte Filme von Trash zu unterscheiden, gibt es Filmkritiken. Doch wie schreibt man so einen Text eigentlich am besten? Dieser Frage gingen 20 deutsche und französische Jugendliche in einem Projekt des Deutsch-Französischen Jugendwerks in Cannes nach. SPIESSER-Praktikantin Renée war für euch mit dabei.
Generell gilt bei dieser Anleitung: es gibt für eine Filmkritik keine allgemeingültige Schablone. Jeder hat seinen eigenen Stil und das ist auch wichtig, damit ein Text lebendig wird und zum Lesen anregt. Doch einige Dinge gibt es zu beachten. Bevor ihr ordentlich in die Tasten haut und über den gerade gesehenen Film schwärmt, heißt es erst einmal: Revue passieren lassen. Was genau ist die Handlung und das Thema in dem Film? Eine gute Inhaltsangabe ist essentiell für den Text, auf keinen Fall sollte sie dem Leser zu viel verraten. Besser etwas angedeutet lassen, als zu spoilern.
In unserer Rubrik „Kinofeeling“erscheinen regelmäßig Filmkritiken zu aktuellen Kinofilmen oder DVD-Erscheinungen von unseren freien Autoren. Möchtest auch du eine Filmkritik für uns schreiben, dann schau doch mal hier vorbei.
Um sich wichtige Dinge zu merken, hilft es, sich während des Films schon Notizen zur Handlung oder zu einzelnen Details der Umsetzung zu machen.
Meist hat man schon schnell ein Urteil gefällt, ob der Film einem gefallen hat oder eben nicht. Dabei solltet ihr jedoch darauf achten, euer eigenes Urteil zu hinterfragen. Warum hat mir etwas nicht gefallen? Was fand ich schön oder lustig an dem Film? Durch Beispiele lässt sich ein Urteil für andere nachvollziehbar machen.
Wichtig ist auch: alle Entscheidungen im Film lassen sich auf den Regisseur zurückführen. Er hat beschlossen, wie eine Figur spricht, wie sie ihre Tasche trägt, welche Musik die Szene untermalt, ob die Farben im Bild kräftig oder gedämpft sind, und vieles mehr. Dabei hat er sich im besten Fall auch etwas gedacht, eure Aufgabe liegt darin, herauszufinden was. Versucht aber den Unterschied zwischen dem Schauspieler und seiner Rolle zu sehen. Wenn euch die Reaktionen einer bestimmten Figur irritieren, dann sagt nicht „Schauspieler XY ist schlecht“, denn er erfüllt hier nur die Anforderungen, die der Regisseur an ihn stellt. Natürlich könnt ihr trotzdem auch die schauspielerische Leistung kritisieren, nur sollte man dabei den Regisseur und das Drehbuch nicht aus den Augen verlieren.
Aspekte einer Filmumsetzung
Bei der genauen Analyse eines Films könnt ihr ganz verschiedene Aspekte beleuchten: Musik, Licht, Schnitte, Kostümdesign, Drehbuch und noch vieles mehr. Alle Aspekte werdet ihr in euren Texten nicht behandeln können, es soll schließlich auch keine Checkliste entstehen, also konzentriert euch auf einen Bereich, der besonders auffällig war. War die Musik überraschend? Waren viele Szenen sehr dunkel? Ein subtiles Mittel, um einem Zuschauer in eine bestimmte Stimmung zu versetzen, sind die Schnitte und die Kameraführung. Viele rasche Schnitte und eine wackelige Kameraführung geben einem Film Tempo und Aufregung. Eine ruhige Kameraführung kann einen Film entspannt wirken lassen, auch wenn der Inhalt vielleicht sehr geballt ist.
Ran an die Tasten
Euer Text sollte mit einem guten Einstieg beginnen. Es bietet sich an, hier die wichtigsten Informationen einzubringen, den Film in einen Kontext zu setzen. Manche Filmkritiker wählen aber auch einen anderen Weg und fangen mit einem poetischen Einstieg an, der den Leser anregen soll, weiterzulesen. Doch genannt werden sollten Fakten wie Titel, Erscheinungsdatum, Regisseur und Hauptdarsteller in jedem Text. An eine kurze Inhaltsangabe schließt sich eure Meinung an. Dabei nutzen professionelle Filmkritiker nie die Ich-Form, obwohl es natürlich immer ein sehr subjektiver Text ist, weil die eigene Meinung der Hauptbestandteil ist.
Zentrum eurer Kritik sollte eine These sein. Was möchte der Regisseur mit seinem Film ausdrücken? Spricht er ein spezielles Problem an, dass gegenwärtig präsent ist? Hat der Film eine eigene Art Emotionen auszulösen? Eure Argumente für diese These könnt ihr immer wieder mit Szenen aus dem Film untermauern, vielleicht sogar mit Zitaten. Allerdings dabei nicht vergessen: ist ein Spoiler für die Argumentation unausweichlich, dann immer mit Vorwarnung!
Denkt bei der Wortwahl an euren Leser. Versucht ihn nicht mit Begriffen aus dem Filmjargon zu überrennen, sondern bleibt natürlich und locker.
Auch der Schluss ist von Bedeutung. Eine gelungene Kritik bringt am Ende euer Fazit über den Film prägnant auf den Punkt. Na dann, Film ab!
Text und Foto: Renée Theesen
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https://youtu.be/dc3EW7fgqk8
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[Bild:1]
Viel Spaß
mxk
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